Kaspar Neblichs Erlebnis V°n Artur Wagner
Der Schriflsteller hat oft Vegebenheiten zu berichten, die er nur mit ängstlich
winselnder Aeder niederschn iben kann. Er ist dann erstaunt, ja empört, wenn
eben diese Dinge der Gegenstand eines allgemeinen und nichkendenwollenden
Gelächters werden. Er und in noch höherem Grade der Träger oes geschilderren
Erlebniffes selbst find aufgewühlt, erschüttert, wenn nicht gar entwurzelt, handelt
es stch doch um blutigen, um nicht zu sagen mörderischen Ernst, um Geschehnisse,
die den Acker der Persönlichkeit zutiefst aufreißen. Das Publikum aber lachtl
Man sieht: Lier ist eine trennende Epalte, die nicht so leickt zu überbrücken
ist. Es ist der alte Dualismus: D'chter — Publikum, Mensch — Maffe, Ernst —
Lachen. Das Problem, aus beiden eine Einheit zu machen, ist nicht zu lösen.
Dem Dichter bleibt nichts andres Ubrig, als gutes Spiel zur bösen Miene
zu machen, die Problemspalte zu überspringen und — mitzulachen. Auch der
Erlebnisträger bequemt sich dazu, und schließlich löst sich alles in ein herz-
erquickliches, befreiendes Lachen auf. !lnd Dichter, Gewährsmann, Publikum
kvnjugieren um die Wette unter Tränen der Leiterkeit: Ich habe eine Lumo-
reske geschrieben, du hast eine Lumoreske gesckrieben, er hat eine Lumoreske
geschrieben. Das Dilemma hat sich in zwrrchfellerschütternde Energie trans-
formiert, und die Larmonie des Daseins ift wiederhergeftellt.
So verhält es sich auch mit dem folgenden Erlebnis, das den Kaspar
Friedrich Neblich fast um den Verstand brachte. Am Schluß springt alles
über die nun niebt mehr unbekannte Spalte, und ein allgememes Konjugieren
geht los. Nun, man weiß schon.
68
^elüknann un6 clie ^lsus
j.esimsrui ivircl ln seiner
bVosinung
Lesir clurcst eine Icknus geplsgt,
Oie clort oline jecle Lcsionung
stlsnctierlei mit ffuff densgt.
btierost lctiliesilicki setir verclrossen
Keusiert t,etimsnn ^nergie,
Uncl er tist bei licii besctitoffen:
Ltersten mult mir ctieles Vieti!
^ine stlsusefslle, vvelctie
^r cturcli Orblctisft nocti
besitLt,
Lei ^u einem beictenslielciie
ffür belsgte stlsus benütrt.
KIs beßsnnt iff sn^uneffmen,
Oslt ctie V/irlcung uncl cter
^ivectc
Lolciier ffstle im bequemen
Wege sicti vollrietit clurcii Speclc.
Zpectc tiingegen iff bei belimsnn,
Oer poet unct srmlicii iff,
^tvvss, ctss sciion etiectem msn
8elten ssnct, setrt gsm vermisit.
^ncllicff finclet er rum Llüctce
Oss so nöt'ge kequifft,
V/eil mit einem sctiönen Ltüclce
Lpectcs ein Lönner itin verffetit.
ffrütilicii trsgt er nun nscti
itsuse
Oiese trefflictie Lubffsnr,
Osff ru einem ttenlcersctimsuse
ffr ffe in clie ffslle pslsn^'.
Aber wie er mit ctem Lpeclce
Oncl clem ffsffg nun tisntiert,
Iff ^u seinem eignen Lctireclce,
Wss er nicfft gevvollt, psffiert.
ffeffmsnn, völffg setbffvergeffen,
ttst sus Icörperlictiem ffrieff
ttemmungslos clen Lpecli
gekreffen,
Osff ctsvon nicffts übrig fflieff.
ffeffmsnns fflsus sllffrt iffre
Iceclce
ssxiffenr nocff Isng ivoffl froff.
Itommt er vviecter msl ru 3pectce,
Cefft's nstürlicff effenlo.
petrr kodmson
Der Schriflsteller hat oft Vegebenheiten zu berichten, die er nur mit ängstlich
winselnder Aeder niederschn iben kann. Er ist dann erstaunt, ja empört, wenn
eben diese Dinge der Gegenstand eines allgemeinen und nichkendenwollenden
Gelächters werden. Er und in noch höherem Grade der Träger oes geschilderren
Erlebniffes selbst find aufgewühlt, erschüttert, wenn nicht gar entwurzelt, handelt
es stch doch um blutigen, um nicht zu sagen mörderischen Ernst, um Geschehnisse,
die den Acker der Persönlichkeit zutiefst aufreißen. Das Publikum aber lachtl
Man sieht: Lier ist eine trennende Epalte, die nicht so leickt zu überbrücken
ist. Es ist der alte Dualismus: D'chter — Publikum, Mensch — Maffe, Ernst —
Lachen. Das Problem, aus beiden eine Einheit zu machen, ist nicht zu lösen.
Dem Dichter bleibt nichts andres Ubrig, als gutes Spiel zur bösen Miene
zu machen, die Problemspalte zu überspringen und — mitzulachen. Auch der
Erlebnisträger bequemt sich dazu, und schließlich löst sich alles in ein herz-
erquickliches, befreiendes Lachen auf. !lnd Dichter, Gewährsmann, Publikum
kvnjugieren um die Wette unter Tränen der Leiterkeit: Ich habe eine Lumo-
reske geschrieben, du hast eine Lumoreske gesckrieben, er hat eine Lumoreske
geschrieben. Das Dilemma hat sich in zwrrchfellerschütternde Energie trans-
formiert, und die Larmonie des Daseins ift wiederhergeftellt.
So verhält es sich auch mit dem folgenden Erlebnis, das den Kaspar
Friedrich Neblich fast um den Verstand brachte. Am Schluß springt alles
über die nun niebt mehr unbekannte Spalte, und ein allgememes Konjugieren
geht los. Nun, man weiß schon.
68
^elüknann un6 clie ^lsus
j.esimsrui ivircl ln seiner
bVosinung
Lesir clurcst eine Icknus geplsgt,
Oie clort oline jecle Lcsionung
stlsnctierlei mit ffuff densgt.
btierost lctiliesilicki setir verclrossen
Keusiert t,etimsnn ^nergie,
Uncl er tist bei licii besctitoffen:
Ltersten mult mir ctieles Vieti!
^ine stlsusefslle, vvelctie
^r cturcli Orblctisft nocti
besitLt,
Lei ^u einem beictenslielciie
ffür belsgte stlsus benütrt.
KIs beßsnnt iff sn^uneffmen,
Oslt ctie V/irlcung uncl cter
^ivectc
Lolciier ffstle im bequemen
Wege sicti vollrietit clurcii Speclc.
Zpectc tiingegen iff bei belimsnn,
Oer poet unct srmlicii iff,
^tvvss, ctss sciion etiectem msn
8elten ssnct, setrt gsm vermisit.
^ncllicff finclet er rum Llüctce
Oss so nöt'ge kequifft,
V/eil mit einem sctiönen Ltüclce
Lpectcs ein Lönner itin verffetit.
ffrütilicii trsgt er nun nscti
itsuse
Oiese trefflictie Lubffsnr,
Osff ru einem ttenlcersctimsuse
ffr ffe in clie ffslle pslsn^'.
Aber wie er mit ctem Lpeclce
Oncl clem ffsffg nun tisntiert,
Iff ^u seinem eignen Lctireclce,
Wss er nicfft gevvollt, psffiert.
ffeffmsnn, völffg setbffvergeffen,
ttst sus Icörperlictiem ffrieff
ttemmungslos clen Lpecli
gekreffen,
Osff ctsvon nicffts übrig fflieff.
ffeffmsnns fflsus sllffrt iffre
Iceclce
ssxiffenr nocff Isng ivoffl froff.
Itommt er vviecter msl ru 3pectce,
Cefft's nstürlicff effenlo.
petrr kodmson