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Die verlorene Rechenkunst

bekümmert. Aufgefalle» war ihm nur, daß der Neffe sich
öfters in seine Landeinsamkeit reichliches Schreibmaterial
hatte schicken laffen; dergleichen brauchte man in jenen
Tagen, da entwickelte Sprech- und Diktiermaschinen schrift
liche Mitteilungen ziemlich überflüssig machten, nur noch in
seltenen Fällen.

Der Konsul Magnus Laverland gab also Rechenschaft
über seine Vermögensverwaltung und ersuchte den Neffen
um gebührende Quittung. Zu seinem Erstaune» aber zögerte
Cornelius. Er überlegte und erklärte dann, die im übrigen
durchaus gewissenhafte Rechnung des Oheims stimmte in
einzelnen Punkten nicht: es seien einige Rechenfehler unter-
gelaufen. Rechenfehler? Das war ein Wort, das Magnus
Laverland in seinem Leben nicht gehört hatte; so etwas
gab es nicht, konnte es gar nicht geben. Er deutete auf
die Nechenmaschine neben seinem Schreibtisch. Cornelius
aber zuckte die Achseln und sagte, was die Maschine angäbe,
wäre ihm ganz gleichgültig, — er wüßte selbst zu rechnen,
er hätke flch in den letzten Iahren sehr eingehend mit dieser
verloren gegangenen Wissenschaft beschäftigt.

Magnus Laverland fiel beinahe »m vor Schreck, -
das war der erste Fall von Irrsinn in seiner Familie.
Sein Neffe behauptete, rechnen zu können, — das war ja
offenbar Wahnsinn. Wahrschcinlich bildete der unglückliche
junge Mensch sich ein, eine Rechenmaschine zu sein, wie andere
Verrückte der Meinung waren, große Kanonen oder ünter-
seeboote oder ein sonstiges Kriegsgerät zu sein, welche
Einbildungen damals recht häufige Wahnideen waren. Mit
Gewalt brachte erden Neffen zu einem Psychiater. Cornelius
sträubte sich heftig; es gab eine peinliche Szene, »nd eben

darüber berichteten die Ortszeitungen. „Ein bedauerlicher
Vorfall hat sich in der Familie eines unserer angesehensten
Mitbürger, des Lerrn Konsuls M. L. zugetragen" und
so weiter.

Es kam aber alles wieder in Ordnung. Nach drei-
tägiger Internierung gab Cornelius Laverland, der wohl
einsehn mochte, daß eigensinniges Beharren ihn seiner Frei-
heit womöglich für immer berauben könnte, die Erklärung
ab, die Rechnung seines Ohcims stimmte, und seine Be-
hauptung, rechnen zu können, wäre ein vielleicht etwas
unpassender Scherz gewesen. Er bckam seine Erbschaft
ausgehändigt und zog sich wieder auf sein Gut Gänsekrug
zurück.

Erst ein halbes Iahr später ließ er wieder etwas von
sich hören. Er schien einen merkwürdigen Gebrauch von seinem
Vermögen machen zu wollen. In öffentlichen Ankündigungen
forderte er junge Leute männlichen und weiblichen Geschlechts,
die Lust hätten, gegen bedeutende Iahresgehälter an der
Verfolgung eines wissenschaftlichen Zwecks mitzuwirken,
auf, sich bei ihm zu melden. Die Meldungen liesen zahl-
reich ein, denn wenn auch der wiffenschaftliche Zweck nicht
lockte, so taten es doch die bedeutenden Gehälter. Cornelius
§>averland wählte sechs junge Männer und sechs junge
Frauen aus, nahm sie auf seinem Gute Gänsekrug auf und
blieb etwa zwei Iahre mit ihnen im Verborgenen. Dann
trat er mit ihnen in die Oeffentlichkeit und tat jenen Schritt,
der die Menschheit in eine der größten allgemeinen Auf-
regungen stürzte, die je in der Geschichte der Erde zu ver-
zeichnen gewesen sind. Cornelius Laverland wagte die un-
erhörte Behauptung: Die Nechenmaschinen arbeiten falsch!
Iedem, der sich von mir nnterrichten laffe» will, und der

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