— „Für uns Laien find diese Fauteuils in der Kunstausstellung direkt notwendig.
Sie stnd doch 'n kleiner Fingerzeig, vor welchen Bildern man länger verweilen soll."
(Text zum Titelbild)
Der gefangene Amor
Jungfer DSrthe kam ins Träumen:
An die Haustür pocht es laut.
Als sie öffnet ohne Säumen, —
Wunder, was sie La wohl schaut!
Kommt ein seltsam Männlein an,
Gar vielleicht ein Hexenmeister,
Bietet bunte Vögel an,
Und die gute Ware preist er.
„Schöne Dögel, und den besten,
Den die 2ungfer wünschen mag,
Hab' ich hier in Liesem festen
Käfig. Noch ein bißchen;ag
2st es, Loch das gibt sich schnell.
Uun, was denkt üie 2ungfer? Scheint ihr
Nicht verlockend der Gesell,
Und er kostet — ja, was meint 2hr?"
Ach, da war der Traum vergangen.
2ungfer Dörthe wachte auf,
Unü der Dogel, der gefangen,
Stand für sie nicht mehr ;um Kauf.
Gar ;u gerne hätt' sie ihn,
Ließ ihn keine Pflege missen,
Und wie er alsdann ihr dien', —
2a, das würde sie schon wissen.
Ach, nur noch ein Weilchen länger
Hätt' sie gern üen Traum gebannt,
Daß der selt'ne Vogelfänger
2hr doch noch Len Preis genanntk
Aber neinl Da wäre Geld
Nötig wohl ein großer Haufen,
Darum ist es gut bestellt,
Daß der Vogel nicht;u kaufen.
Gedanensir
Raucherheil-Tabletten
Neulich saß ich in einer Gast-
wirtschaft, aß ein freigegebenes
Schweinskotelett und ärgerte mich.
Denn drüben in der Ecke halte ein
Mann seinen Platz genommen, den
ich gut kannte. Der Mann hieß
Schwingerling und verspeiste Gänse-
braten, — mindestens den vierten
Teil einer Gans. Der Gänsebraten
war es nicht, was mich ärgerte —
denn ich bin nicht neidisch, oder
wenigstens behaupte ich, es nicht
zu sein — sondern der Amstand, daß
ich mir einbildete, törichtsr Weise
mit dazu beigetragen zu haben, daß
Schwingerling derart schlemmen konn-
te. Schwingerling ist nämlich Zigar-
ren- und Tabakhändler, und grade
an dem Tage hatte er mir eine Kiste
Zigarren für sehr viel Geld verkauft.
Die Zigarren aber waren miserabel,
nicht einmal zum Verschenken gut
genug. Schwingerling hatte mich
begaunert. Der Teufel mochte wissen,
wieviel er an der Kiste verdient hatte.
In Gastwirtschaften kommen jetzt
viele hausierende Leute. Grade, als
ich mit meinem Kotelett fertig war
und mir eine Zigarre anzünden
wollte — sie stammte nicht von
Schwingerling, aber viel beffer war
sie auch nicht, — da trat an meinen
Tisch ein Mann, der mir in einem
Kasten einige Dutzend kleiner Schach-
teln zeigte. Der Mann sprach: „Sie
rauchen, mein Lerr? Erlauben Sie,
daß ich Zhnen hier die vorzüglichen
Naucherheil-Tabletten anbiete, eine
Freude, ein Vergnügen und eine Er-
lösung für jeden Raucher. Denn
worunter hat der Raucher in gegen-
wärtiger Zeit zu leiden? Darunter,
daß ihm zu sündhaften Preisen ein
ganz elendes Kraut verkauft wird,
gemein stinkender, ganz verdorbener
Tabak. mit dem man früher nur die
Vlattläuse vertrieben hätte. Be-
trogen und begauncrt werden Sie
mein 5derr, wenn Sie sich jetzt etwas
zum Nauchen kaufen. Anterstützen
Sie den Tabakschwindel nicht mehr!
Daß Sie das Nauchen nicht laffen
zu können glauben, hat nichts zu
bedeuten. Sie brauchen nur die er-
quickenden Naucherheil-Tabletten zu
nehmen, und Sie werden gar nicht
mehr das Bedürfnis nach dem jetzt
so gesundheitsschädlichen Genuß ver-
spüren."
Ich kaufte dem Mann eine
Schachtel ab. Dann fragte ich:
„Lätten Sie Lust, Ihren ganzer
Vorrat auf einmal los zu werden?"
98
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Sie stnd doch 'n kleiner Fingerzeig, vor welchen Bildern man länger verweilen soll."
(Text zum Titelbild)
Der gefangene Amor
Jungfer DSrthe kam ins Träumen:
An die Haustür pocht es laut.
Als sie öffnet ohne Säumen, —
Wunder, was sie La wohl schaut!
Kommt ein seltsam Männlein an,
Gar vielleicht ein Hexenmeister,
Bietet bunte Vögel an,
Und die gute Ware preist er.
„Schöne Dögel, und den besten,
Den die 2ungfer wünschen mag,
Hab' ich hier in Liesem festen
Käfig. Noch ein bißchen;ag
2st es, Loch das gibt sich schnell.
Uun, was denkt üie 2ungfer? Scheint ihr
Nicht verlockend der Gesell,
Und er kostet — ja, was meint 2hr?"
Ach, da war der Traum vergangen.
2ungfer Dörthe wachte auf,
Unü der Dogel, der gefangen,
Stand für sie nicht mehr ;um Kauf.
Gar ;u gerne hätt' sie ihn,
Ließ ihn keine Pflege missen,
Und wie er alsdann ihr dien', —
2a, das würde sie schon wissen.
Ach, nur noch ein Weilchen länger
Hätt' sie gern üen Traum gebannt,
Daß der selt'ne Vogelfänger
2hr doch noch Len Preis genanntk
Aber neinl Da wäre Geld
Nötig wohl ein großer Haufen,
Darum ist es gut bestellt,
Daß der Vogel nicht;u kaufen.
Gedanensir
Raucherheil-Tabletten
Neulich saß ich in einer Gast-
wirtschaft, aß ein freigegebenes
Schweinskotelett und ärgerte mich.
Denn drüben in der Ecke halte ein
Mann seinen Platz genommen, den
ich gut kannte. Der Mann hieß
Schwingerling und verspeiste Gänse-
braten, — mindestens den vierten
Teil einer Gans. Der Gänsebraten
war es nicht, was mich ärgerte —
denn ich bin nicht neidisch, oder
wenigstens behaupte ich, es nicht
zu sein — sondern der Amstand, daß
ich mir einbildete, törichtsr Weise
mit dazu beigetragen zu haben, daß
Schwingerling derart schlemmen konn-
te. Schwingerling ist nämlich Zigar-
ren- und Tabakhändler, und grade
an dem Tage hatte er mir eine Kiste
Zigarren für sehr viel Geld verkauft.
Die Zigarren aber waren miserabel,
nicht einmal zum Verschenken gut
genug. Schwingerling hatte mich
begaunert. Der Teufel mochte wissen,
wieviel er an der Kiste verdient hatte.
In Gastwirtschaften kommen jetzt
viele hausierende Leute. Grade, als
ich mit meinem Kotelett fertig war
und mir eine Zigarre anzünden
wollte — sie stammte nicht von
Schwingerling, aber viel beffer war
sie auch nicht, — da trat an meinen
Tisch ein Mann, der mir in einem
Kasten einige Dutzend kleiner Schach-
teln zeigte. Der Mann sprach: „Sie
rauchen, mein Lerr? Erlauben Sie,
daß ich Zhnen hier die vorzüglichen
Naucherheil-Tabletten anbiete, eine
Freude, ein Vergnügen und eine Er-
lösung für jeden Raucher. Denn
worunter hat der Raucher in gegen-
wärtiger Zeit zu leiden? Darunter,
daß ihm zu sündhaften Preisen ein
ganz elendes Kraut verkauft wird,
gemein stinkender, ganz verdorbener
Tabak. mit dem man früher nur die
Vlattläuse vertrieben hätte. Be-
trogen und begauncrt werden Sie
mein 5derr, wenn Sie sich jetzt etwas
zum Nauchen kaufen. Anterstützen
Sie den Tabakschwindel nicht mehr!
Daß Sie das Nauchen nicht laffen
zu können glauben, hat nichts zu
bedeuten. Sie brauchen nur die er-
quickenden Naucherheil-Tabletten zu
nehmen, und Sie werden gar nicht
mehr das Bedürfnis nach dem jetzt
so gesundheitsschädlichen Genuß ver-
spüren."
Ich kaufte dem Mann eine
Schachtel ab. Dann fragte ich:
„Lätten Sie Lust, Ihren ganzer
Vorrat auf einmal los zu werden?"
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