Llnerwartete Hilfe
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Natürlich nickte der Mann begeistert, und nun sagte
ich ihm: „Sehen Sie den Lerrn dort drüben in der Ecke, —
den Lerrn, der grade an einem Gänseknochen lutscht?
Nun wohl, — zu dem müssen Sie gehn, das ist der rechte
Kunde für Sie. Schwingerling heißt er. Reden Sie ihn
nur gleich ganz forsch ,Lerr Schwingerling" an. And am
besten können Sie sich bei ihm einführen, wenn Sie das,
was Sie von betrogen und begaunert werden sagten, an den
Anfang ihrer Rede setzen. Sie sollen mal sehen, was ihm
das für ein Vergnügen machen wird!"
Der Mann dankte mir gerührt für meinen freundlichen
Nat und setzte sich gegen Lerrn Schwingerling zu in Be-
wegung, während ich das Lokal verließ.
Wie ich gehört habe, soll jetzt gegen Schwingerling
ein Verfahren wegen tätlicher Mißhandlung eines armen
Lausierers anhängig sein. -o».
IM ElysiuM Von Josef Franl
Ich wohnte damals im Elysium. Das ist kein Grund
für Götter und Menschen, auf mich neidisch zu sein. Das
Elysiumwar nur eine gewöhnliche Fremdenpension. Eine ganz
gewöhnliche; denn sie umfaßte eine Pensionsvorsteherin mit
ebenso vorstehenden Schneidezähnen und kritisch-veranlagter
Äornbrille, einige schwarzmähnige Balkanmenschen, einige
semmelblonde Germaninnen — die gab es damals noch, die
Semmeln nämlich — und mich. Außerdem war zur Ver-
vollständigung der Gewöhnlichkeit ein tyrannisches Dienst-
mädchen vorhanden, sowie einiges fremdländisches Angeziefer,
das vermutlich vom Balkan mit eingewandert war. Diese
elysischen Freuden mußten natürlich entsprechend teuer be-
zahlt werden. Die Pensionsvorsteherin — Frau Knöchel
hieß ste und Frau Knöchel war sie auch, nichts als Knöchel
— Frau Knöchel teilte sich in die elysische Tyrannis mit
ihrem Dienstmädchen. Sie sah sehr aus Etikette wie alle
wahren Lerrscherinnen und überwachte mit Argusaugen
die Gabel- und Messerfiihrung bei Tisch. Wehe, wenn ein
Mcsser sich zum Mund verirrte, dreimal wehe, wenn Saucen-
Tröpfchen mosaik-artig das Tafellinnen besprenkelten. Dann
strafte Frau Knöchel unerbittlich, unnachsichtlich, nicht mit
Worten, sondern mit Blicken, die in Grund und Boden
verurteilten, zur Lölle verdammten. Löllische Verdammnis
war auch das Mindeste für vorzeilige Befleckung des Tisch-
tuches, das mindestens drei Monate in untadeliger Makel-
losigkeit prangen sollte. Ein winziges Tröpfchen Sauce be-
drohte ja das elysiiche Budget in seinen ökonomischen Grund-
sesten. Gott sei Dank, bedrohte nur; den» das Tischtuch
prangte auch in sauciger Beflecktheit weiter. Aber Fran
Knöchel als Lerrscherin der Etikette warf dafür täglich
mindestens einmal einen schaudernden Lornblick aus das
Saucenmosaik. Frau Knöchels Elysium war ein Reich der
Ordnung und Disziplin. Alles vollzog sich nach ewigen
unveränderlichen Gesetzen; Frau Knöchel schien selbst eine
ewige Erscheinung. Sie herrschte über Naum und Zeit
ihrer Pensionäre. Punkt halb acht Ahr morgens trampelte
Anna mit dem Frühstück ins Zimmer, punkt ein Ahr mittags
vollzog sich das Miltagessen. Das Mittagessen war eine
Art Kulthandlung, die natürlich nicht durch Saucen-Gespritze
entheiligt werdcn sollte. An der oberen Schmalseite der
Tafel thronte Frau Knöchel, in ernster Würde, einer heid-
nischen Priesterin gleich. Die Breitseiten entlang saßen
die Penstonäre, streng in Nationen geschieden, auf der
rechten Germaniens Töchter, auf der linken die schwarzen
100
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Natürlich nickte der Mann begeistert, und nun sagte
ich ihm: „Sehen Sie den Lerrn dort drüben in der Ecke, —
den Lerrn, der grade an einem Gänseknochen lutscht?
Nun wohl, — zu dem müssen Sie gehn, das ist der rechte
Kunde für Sie. Schwingerling heißt er. Reden Sie ihn
nur gleich ganz forsch ,Lerr Schwingerling" an. And am
besten können Sie sich bei ihm einführen, wenn Sie das,
was Sie von betrogen und begaunert werden sagten, an den
Anfang ihrer Rede setzen. Sie sollen mal sehen, was ihm
das für ein Vergnügen machen wird!"
Der Mann dankte mir gerührt für meinen freundlichen
Nat und setzte sich gegen Lerrn Schwingerling zu in Be-
wegung, während ich das Lokal verließ.
Wie ich gehört habe, soll jetzt gegen Schwingerling
ein Verfahren wegen tätlicher Mißhandlung eines armen
Lausierers anhängig sein. -o».
IM ElysiuM Von Josef Franl
Ich wohnte damals im Elysium. Das ist kein Grund
für Götter und Menschen, auf mich neidisch zu sein. Das
Elysiumwar nur eine gewöhnliche Fremdenpension. Eine ganz
gewöhnliche; denn sie umfaßte eine Pensionsvorsteherin mit
ebenso vorstehenden Schneidezähnen und kritisch-veranlagter
Äornbrille, einige schwarzmähnige Balkanmenschen, einige
semmelblonde Germaninnen — die gab es damals noch, die
Semmeln nämlich — und mich. Außerdem war zur Ver-
vollständigung der Gewöhnlichkeit ein tyrannisches Dienst-
mädchen vorhanden, sowie einiges fremdländisches Angeziefer,
das vermutlich vom Balkan mit eingewandert war. Diese
elysischen Freuden mußten natürlich entsprechend teuer be-
zahlt werden. Die Pensionsvorsteherin — Frau Knöchel
hieß ste und Frau Knöchel war sie auch, nichts als Knöchel
— Frau Knöchel teilte sich in die elysische Tyrannis mit
ihrem Dienstmädchen. Sie sah sehr aus Etikette wie alle
wahren Lerrscherinnen und überwachte mit Argusaugen
die Gabel- und Messerfiihrung bei Tisch. Wehe, wenn ein
Mcsser sich zum Mund verirrte, dreimal wehe, wenn Saucen-
Tröpfchen mosaik-artig das Tafellinnen besprenkelten. Dann
strafte Frau Knöchel unerbittlich, unnachsichtlich, nicht mit
Worten, sondern mit Blicken, die in Grund und Boden
verurteilten, zur Lölle verdammten. Löllische Verdammnis
war auch das Mindeste für vorzeilige Befleckung des Tisch-
tuches, das mindestens drei Monate in untadeliger Makel-
losigkeit prangen sollte. Ein winziges Tröpfchen Sauce be-
drohte ja das elysiiche Budget in seinen ökonomischen Grund-
sesten. Gott sei Dank, bedrohte nur; den» das Tischtuch
prangte auch in sauciger Beflecktheit weiter. Aber Fran
Knöchel als Lerrscherin der Etikette warf dafür täglich
mindestens einmal einen schaudernden Lornblick aus das
Saucenmosaik. Frau Knöchels Elysium war ein Reich der
Ordnung und Disziplin. Alles vollzog sich nach ewigen
unveränderlichen Gesetzen; Frau Knöchel schien selbst eine
ewige Erscheinung. Sie herrschte über Naum und Zeit
ihrer Pensionäre. Punkt halb acht Ahr morgens trampelte
Anna mit dem Frühstück ins Zimmer, punkt ein Ahr mittags
vollzog sich das Miltagessen. Das Mittagessen war eine
Art Kulthandlung, die natürlich nicht durch Saucen-Gespritze
entheiligt werdcn sollte. An der oberen Schmalseite der
Tafel thronte Frau Knöchel, in ernster Würde, einer heid-
nischen Priesterin gleich. Die Breitseiten entlang saßen
die Penstonäre, streng in Nationen geschieden, auf der
rechten Germaniens Töchter, auf der linken die schwarzen
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