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— „Manchmal ist es mir ja wirklich ein bißchen peinlich, Willy, daß ich solch eine
Riesin neben dir bin. Aber ich tröste mich damit, daß du mich geistig überragst."
— „Ia, liebes Kind, aber das sehn die Leute leider nicht."

Dcr Einbruch

und primitiven Gesprächen etwas zu gleichförmig und lang-
weilig hinzog, hatte er plöhlich eine starke Sehnsucht nach
118

der Stadt gefühlt, und
diesem Gefühl hatte er
kurz entschlossen nach-
gegeben. Trohdem er
die Stadt kannte, hatte
ihn jetzt die Fülle des
physischen Lebens und
die Mannigfaltigkeit der
andrängenden Bilder in
eine Art von leichtem
Rausch versetzt.

Plötzlich und fast
wie mit cincm Schlage
wich dieser Zustand der
Llnwirklichkeit von ihm
und machte einci» andern
Plah. Eine beglückende
§>>ngabe an die jeht ins
Bewußlsein dringenden
Bilder, ein fröhliches
Sich-Oeffne» für alles
Geschaute, ein dichter-
isches Verklärtsehen be-
kannter nnd vielleicht
banaler Dinge kam über
ihn. Dieser Zustand war
gena» so schwebend wie
der vorige, nur glück
licher, weil bewußter.

Noch war es hell.
Die Sonne übergoß die
grünkupfernen LArch-
turmspihen der Brüder-
kirche mit einem dunkel-
goldnc», warmen Ton
und machte die großen
Fenster des Theaters zu
strahlenden Goldtoren.
Dunkel gege» den rein-
blauen östlichen Äimmel
strömten festliche Men
schen auf die offnen,
rufenden Türen zu. Au-
tomobile sausten lautlos
u»d sicher dahin, neue
Ausblicke in breite,win>
melnde Straßen tate»
sich auf.

Ließ »>a» de» Blick
»ichtso weitfort,sohatte
er Mühe, i» de» Flute»
der Promenade »icht
unterzugehen. Allesauf-
zufasse» warfast uniiiög-
lich. Ei» nnunterbro
chener Strom war die
Promenade. Viel Ele-
ganz war da in allen
ihren Schattierungen.
Vom bewußten Wirken-
wolle» und plump-»aiv
mit- aller-Gewalt-sich°
Vordränge» bis zui» selbstverständlich und ungezwunge»
Vornehme». Einige waren da zum Sehen, andre zum Ge-
sehenwerde», wieder andre anscheinend zwecklos und neutral.
 
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