Ostwalds Neuhetten
Der Lerr Geheimrat Ostwald hat jetzt der Welt eine
Farbenlehre geschenkt, die vorzüglich von Malern beachtet
werden und an die Stelle unklarer Empfindungen strenge
Gesetzmäfiigkeit sehen soll. Er hat in die Farben endlich
eine exakte Ordnung gebracht, nach der die Farbtöne
genau meßbar gemacht und nach dem Dezimalsystem ein-
geteilt find. Diese Errungenschaft wird, so behauptet der
Lerr Geheimrat Ostwald, von ganz ungeheurem Nutzen für
die Malkunst sein. Er führt ein Beispiel dafür an. Der ver-
storbene Dresdener Maler Zwintscher habe anfangs aus sehr
tief liegendem Farbkreise gemalt und erst nach Iahren
eine hellere Tonart erreicht. All dies mühsame künstlerische
Tasten und Ningen wäre ihm erspart geblieben, wenn damals
schon die Ostwaldsche Farbenordnung bestanden hätte. Jn
der hätte der Künstler nur nachzusehen brauchen; er hätte ge-
funden, daß er „statt der Ordnung als Grundton ia neh-
men mußte", und alles wäre in schönster Ordnung gewesen. —
Ia, nun wären wir wieder mal in der viel gerühmten
Entwicklung einen guten Schritt vorwärts gekommen oder
vielmehr einen tüchtigen Sprung, da bereits einige Farben-
fabriken Künstlersarben nach Ostwaldschem Prinzip in den
Landel bringen. Ia, jetzt wird so ein Maler ein leichtes
Schaffen haben! Da will er zum Beispiel einen ehrwür-
digen Lerrn malen. Wie ist das mit der Nase? Sie ist
nicht weiß, nicht gelb, nicht gradezu rot, — ja, wie ist fie
denn? Der Maler zieht die Ostwaldsche Farbentabelle zu
Nate, — aha, die Nase hat den Farbton iv; und flugs
nimmt er die entsprechende Farbtube, und gleich hat er die
Nase zustande gebracht. Ieyt gibt es kein Mühen, Suchen,
Probieren mehr für den Maler. Wenn er Farben, Lein-
wand und Staffelei hat, dann braucht er nur noch seine»
Ostwald und dann noch einen Pinsel. —
Aber nicht nur die Maler, auch die Dichter sollten es
leichter haben. Zunächst will der Lerr Geheimrat Ostwald
den Lyrikern helfen. Wie kommt ein Produkt der Lyrik
zustande? Dadurch, sagt Ostwald, daß durch gewisse äußere
Momente seelische Empfindungen geweckt werden. Es müssen
also Empfindungstabellen gemacht werden. Zum Beispiel:
Das äußere Moment ist der Anblick eines weißen Stroh-
hutes mit einem darunter baumelnden blonden Zopf. Emp-
findung: In meinem Lerzen pocht es sacht. Oder: Rasse
Füße, Schneesturm, zehn Grad Kälte. Empfindung: Ach,
wo blieben Lenz und Liebe! — And noch ein drittes Bei-
spiel. Aeußeres Moment: Bach mit raschem Gefälle und
murmelnden Wellen. Empfindung: Nun lustig auf zum
Wandern — von einem Ort zum andern.-
Wenn er die Lyriker versorgt hat, wird sich der Lerr
Geheimrat Ostwald der Dramatiker annehmen. Es scheint
ihm klar, daß alle dramatischen Möglichkeiten im Voraus
theoretisch sestzulegen sind. In Zukunft wird der Dra-
matiker mit zwei Ostwaldschen Tabellen arbeiten. Zunächst
sucht er sich für sein Stück die Personen aus, — nach der
„Tabelle dramatischer Charaktere." — Aus dem jeweilige»
Zusammenprall der Charaktere ergeben sich ganz gesetzmäßig
die dramatischen Geschehnisse, die in der zweiten Tabelle
angegeben sind. Zum Beispiel. Der dramalische Dichter hat
einen „armen, verliebten Iüngling" und einen „hochmütigen
reichen Vater schöner Tochter." Nun sieht er in der „Tabelle
dramatischer Geschehnisse" nach. Da findet er in der linken
Vertikalreihe den „armen, verliebten Iüngling" und oben
in der Lorizontalreihe den „hochmiitigen reichen Vater
schöner Tochter." Dort aber, wo sich die beiden Neihen
treffen, ist angegeben: „Antrag. Krach. Iüngling hinaus
geschmissen. Fußtritte. Lausbub, infamer, - nicht mehr
Laus betreten!"-
»ovls »Us ^rten V0U Nautunre!v!8ke!tell,
ttLutsu88cd!ii8en, vie villtcden, !^!tes8er.
pionen, k*icke!n, k'usteln usv. verscdvin-
clsn üurcd tÄslicden Oebraucd der ecbten
voo L 0o.,
:: :: vebersU ru dsdeu.
k<önigliek
k-iE
^rsnsaHantiscder vampkeriiienst
vi3 Lpanlen un6 portugal
Mr?asssg!erv» rrsvkt unü kost nacb
pio äe ^aneiro, 8antos, iVkontevilieo,
Luenos ^ires
cusa/kikxlco
kiavana, Vera Lrur
nvrro-Mkkixa
m!1 mockernen Ore!- nncl OoppelscUrauden - 8cbine11-
clampkern re^elmLssi^!. IrurrenXdstLiiclen ad^.m8ter<Lam
ölocleriie scdnelle k'rscki1äampkei7iiLc1i oden^enannten
kkLten soivie nacd L'ernamduco nncl LadtL r
1 SpeLieller 14 iL^i^.k'raelrläienstnacd^e^VorlL !
d ^,„^»„«»»«»«»»»»E»»»«»»»»E»»«E»»«»«»»»»»d»»»»I»»d»»»«»««E»»»«»»»»d»»»E I
,,^Ne ^uskünkte üder passgZe unc! drackt äurcb cNe Oesellscbakt M
in ^msterclam oäer c!!e in äen meisten Oroüstääten dekincllicben r
Vertretunxen." ^
l^I«»M »UM »»FL «I«»» I4o i»t
Bozen ^ Deutschsüdtirol
285 ,I> ii. M., die „Walthcrstadt" gcnannt, Hauptort dcs dcutschen Siidtirol, In-
mitten cincs malerifchcn Bergkranzes, iibcrragt vom sagcnhasten Roiengarten.
Bcrühmte Touristcn- und Fremdenzentralc. Friihjahrsaufcnthalt uns Terrain-
kuren, klimatischc uud Ucbergauasstation. Jcnscits dcr Talfer dcr weitbckannte
Winterknrort Gries. Altertiinuiche Patrizier- nud Handelsstadt von deutscher
Bauart mit siidlichcm Einschlag. Iuteressante Volkstypen aus dcn BergtLlcrn.
Neucs modernes Thcater. Künstler-Konzertc. Musenm mit uraltcn Trachtcn.
Ansgedehnte Promeuaden. Wundcrvolle Obstbaum- und Rebenblüte. Lokal-
phiinomcn: Das Glühen dcs Roscngartens. Vurgen- und schlösserreiche Uni-
aebung. Wagen- und Automobilfahrten. Hauptetappenstation der grotzartigcn
Dolomitcnstrahen. gahllose Bergfahrtcn, Hochtoure» nnd Ucbcrgangc. Alt-
rcnommierte Hotels und Gaststätten mit modcrncm Komfort und Iahresbetrieb.
Hotels: Bristol — gentral — Erzherzog Heinrich tPost) — Greif — Köuig
Laurin — Mondschein — Schqraffer — Staot Bozen — Sticgl.
Wcinstättcn: Batzenhäusl — Rathauskeller — Torggelhans — Vclthurnfer
Weinstube — Bahnhofrestaurant.
Bergbahnen: Duntschnabergbahn. Llektrische Schwcbebahn nach Kohlern.
Mendclbahn. Nittncrbahn. Virglbahn.
Prosvekte versendet kostenlos die Fremdcn-Bcrkchrs-Kommission Bozcn.
206
tiväniirionesobinb: il. LlLi» W2l.
Der Lerr Geheimrat Ostwald hat jetzt der Welt eine
Farbenlehre geschenkt, die vorzüglich von Malern beachtet
werden und an die Stelle unklarer Empfindungen strenge
Gesetzmäfiigkeit sehen soll. Er hat in die Farben endlich
eine exakte Ordnung gebracht, nach der die Farbtöne
genau meßbar gemacht und nach dem Dezimalsystem ein-
geteilt find. Diese Errungenschaft wird, so behauptet der
Lerr Geheimrat Ostwald, von ganz ungeheurem Nutzen für
die Malkunst sein. Er führt ein Beispiel dafür an. Der ver-
storbene Dresdener Maler Zwintscher habe anfangs aus sehr
tief liegendem Farbkreise gemalt und erst nach Iahren
eine hellere Tonart erreicht. All dies mühsame künstlerische
Tasten und Ningen wäre ihm erspart geblieben, wenn damals
schon die Ostwaldsche Farbenordnung bestanden hätte. Jn
der hätte der Künstler nur nachzusehen brauchen; er hätte ge-
funden, daß er „statt der Ordnung als Grundton ia neh-
men mußte", und alles wäre in schönster Ordnung gewesen. —
Ia, nun wären wir wieder mal in der viel gerühmten
Entwicklung einen guten Schritt vorwärts gekommen oder
vielmehr einen tüchtigen Sprung, da bereits einige Farben-
fabriken Künstlersarben nach Ostwaldschem Prinzip in den
Landel bringen. Ia, jetzt wird so ein Maler ein leichtes
Schaffen haben! Da will er zum Beispiel einen ehrwür-
digen Lerrn malen. Wie ist das mit der Nase? Sie ist
nicht weiß, nicht gelb, nicht gradezu rot, — ja, wie ist fie
denn? Der Maler zieht die Ostwaldsche Farbentabelle zu
Nate, — aha, die Nase hat den Farbton iv; und flugs
nimmt er die entsprechende Farbtube, und gleich hat er die
Nase zustande gebracht. Ieyt gibt es kein Mühen, Suchen,
Probieren mehr für den Maler. Wenn er Farben, Lein-
wand und Staffelei hat, dann braucht er nur noch seine»
Ostwald und dann noch einen Pinsel. —
Aber nicht nur die Maler, auch die Dichter sollten es
leichter haben. Zunächst will der Lerr Geheimrat Ostwald
den Lyrikern helfen. Wie kommt ein Produkt der Lyrik
zustande? Dadurch, sagt Ostwald, daß durch gewisse äußere
Momente seelische Empfindungen geweckt werden. Es müssen
also Empfindungstabellen gemacht werden. Zum Beispiel:
Das äußere Moment ist der Anblick eines weißen Stroh-
hutes mit einem darunter baumelnden blonden Zopf. Emp-
findung: In meinem Lerzen pocht es sacht. Oder: Rasse
Füße, Schneesturm, zehn Grad Kälte. Empfindung: Ach,
wo blieben Lenz und Liebe! — And noch ein drittes Bei-
spiel. Aeußeres Moment: Bach mit raschem Gefälle und
murmelnden Wellen. Empfindung: Nun lustig auf zum
Wandern — von einem Ort zum andern.-
Wenn er die Lyriker versorgt hat, wird sich der Lerr
Geheimrat Ostwald der Dramatiker annehmen. Es scheint
ihm klar, daß alle dramatischen Möglichkeiten im Voraus
theoretisch sestzulegen sind. In Zukunft wird der Dra-
matiker mit zwei Ostwaldschen Tabellen arbeiten. Zunächst
sucht er sich für sein Stück die Personen aus, — nach der
„Tabelle dramatischer Charaktere." — Aus dem jeweilige»
Zusammenprall der Charaktere ergeben sich ganz gesetzmäßig
die dramatischen Geschehnisse, die in der zweiten Tabelle
angegeben sind. Zum Beispiel. Der dramalische Dichter hat
einen „armen, verliebten Iüngling" und einen „hochmütigen
reichen Vater schöner Tochter." Nun sieht er in der „Tabelle
dramatischer Geschehnisse" nach. Da findet er in der linken
Vertikalreihe den „armen, verliebten Iüngling" und oben
in der Lorizontalreihe den „hochmiitigen reichen Vater
schöner Tochter." Dort aber, wo sich die beiden Neihen
treffen, ist angegeben: „Antrag. Krach. Iüngling hinaus
geschmissen. Fußtritte. Lausbub, infamer, - nicht mehr
Laus betreten!"-
»ovls »Us ^rten V0U Nautunre!v!8ke!tell,
ttLutsu88cd!ii8en, vie villtcden, !^!tes8er.
pionen, k*icke!n, k'usteln usv. verscdvin-
clsn üurcd tÄslicden Oebraucd der ecbten
voo L 0o.,
:: :: vebersU ru dsdeu.
k<önigliek
k-iE
^rsnsaHantiscder vampkeriiienst
vi3 Lpanlen un6 portugal
Mr?asssg!erv» rrsvkt unü kost nacb
pio äe ^aneiro, 8antos, iVkontevilieo,
Luenos ^ires
cusa/kikxlco
kiavana, Vera Lrur
nvrro-Mkkixa
m!1 mockernen Ore!- nncl OoppelscUrauden - 8cbine11-
clampkern re^elmLssi^!. IrurrenXdstLiiclen ad^.m8ter<Lam
ölocleriie scdnelle k'rscki1äampkei7iiLc1i oden^enannten
kkLten soivie nacd L'ernamduco nncl LadtL r
1 SpeLieller 14 iL^i^.k'raelrläienstnacd^e^VorlL !
d ^,„^»„«»»«»«»»»»E»»»«»»»»E»»«E»»«»«»»»»»d»»»»I»»d»»»«»««E»»»«»»»»d»»»E I
,,^Ne ^uskünkte üder passgZe unc! drackt äurcb cNe Oesellscbakt M
in ^msterclam oäer c!!e in äen meisten Oroüstääten dekincllicben r
Vertretunxen." ^
l^I«»M »UM »»FL «I«»» I4o i»t
Bozen ^ Deutschsüdtirol
285 ,I> ii. M., die „Walthcrstadt" gcnannt, Hauptort dcs dcutschen Siidtirol, In-
mitten cincs malerifchcn Bergkranzes, iibcrragt vom sagcnhasten Roiengarten.
Bcrühmte Touristcn- und Fremdenzentralc. Friihjahrsaufcnthalt uns Terrain-
kuren, klimatischc uud Ucbergauasstation. Jcnscits dcr Talfer dcr weitbckannte
Winterknrort Gries. Altertiinuiche Patrizier- nud Handelsstadt von deutscher
Bauart mit siidlichcm Einschlag. Iuteressante Volkstypen aus dcn BergtLlcrn.
Neucs modernes Thcater. Künstler-Konzertc. Musenm mit uraltcn Trachtcn.
Ansgedehnte Promeuaden. Wundcrvolle Obstbaum- und Rebenblüte. Lokal-
phiinomcn: Das Glühen dcs Roscngartens. Vurgen- und schlösserreiche Uni-
aebung. Wagen- und Automobilfahrten. Hauptetappenstation der grotzartigcn
Dolomitcnstrahen. gahllose Bergfahrtcn, Hochtoure» nnd Ucbcrgangc. Alt-
rcnommierte Hotels und Gaststätten mit modcrncm Komfort und Iahresbetrieb.
Hotels: Bristol — gentral — Erzherzog Heinrich tPost) — Greif — Köuig
Laurin — Mondschein — Schqraffer — Staot Bozen — Sticgl.
Wcinstättcn: Batzenhäusl — Rathauskeller — Torggelhans — Vclthurnfer
Weinstube — Bahnhofrestaurant.
Bergbahnen: Duntschnabergbahn. Llektrische Schwcbebahn nach Kohlern.
Mendclbahn. Nittncrbahn. Virglbahn.
Prosvekte versendet kostenlos die Fremdcn-Bcrkchrs-Kommission Bozcn.
206
tiväniirionesobinb: il. LlLi» W2l.