Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— „Siehst du, Wilhelm, — so galant muß ein junger Ehemann sein. Wie der seiner Frau die Land

küßt! 2Ils wir jung verheiratet waren-"

— „Aber, Emilie, sei doch nicht überspannt! Landkuß, — wo wir damals 'nen Leringsladen hatten!"

Bescheiden

Bettler: „Schenken S' mir doch einen
von den Geldscheinen, die Sie da zählen

— es kann 'n ganz dreckiger sein!"

Zweifelhafte Versorgung

— „Ihre Töchter sind Sie jeht auch los?"

— „Nu, los gerade nicht, aber sie haben
alle einen Mann!"

Sehnsucht

— „Ach, wenn ich doch ein einziges Mal
verreisen dürste — ich möchte so gerne
mal Leimweh haben!"

In Gesellschaft betätigt sich ein junger
Äerr als Telepath. Er hat großen Erfolg,
jeder möchte ihm eine Aufgabe stellen.
Schließlich meldet sich auch ein ältliches
Fräulem zur Führung. Zedoch der Ge-
dankenleser lehnt ab unter hundert Aus-
reden. Auf dem Leimwege von seinen
Freunden nach dem Grund seiner Wei-
gerung befragt, meint er: „Na, wie leicht
hätte mich die zum Standesamt führen
können!"

18

Brüöerlichkeit

Fort mit den Sorgen und Beschwerden,
Die gar so vieler Menschen Losl
Die Welt soll gan; vollkommen werden,
Das Leben gradezu famos!

Neid, Haß unü Zwietracht sollen weichen,
Zerstieben wie die Spreu im Wind.
Wir wollen uns Lie HänLe reichen,
Weil alle Menschen Brüder sind.

Bersammlung. Mt erregten Schäüeln
Bernimmt die Menge, was ;u tun,
Die Welt nach Kräften;u veredeln,
Und donnernd spricht der Bolkstribun:

Wir müssen unser Ziel erreichen,

Und gkht es auch durch Blut und Dreck
Und über unge;ählte Leichen, —

Wer anders denkt, Ler Schuft muß weg!
Aan an den Feind, und in Lie Augen
Die Daumen feste ihm gedrückt!

Der Terror nur kann uns was taugen, —
Wer nicht Gewalt will, ist verrückt!

* * *

Ia, ist nun solch ein Ton, solch rüder,
Zur Brüderschaft üer rechte Brauch?

D brüderliche Menschheit! Brüüer, —
Das waren Kain und Abel auch.

Nühliche Kenntnis

Fremder: „Ich möchte wiffen, mit wel-
chen Mitteln die alten Aegypter diese
Mumien so lange vor der Verwesung
geschützt haben?"

Museumsdiener: „Sie sind wohl
Alteriumssorschcr?"

— „Nein, Konservensabrikant!"

Die nühliche Maschine

Arthur, unser junger Mediziner, er-
zählte von seinem Examen. Da hatte
er irgend ein verteufeltes Präparat
anfertigen müssen, und dazu hatte ihm
eine Maschine zur Verfügung gestanden,
die so märchenhaft arbeitet, daß sie
Schnitte von der Breite des tausendsten
Teils eines Millimeters liefert. Aber
wirklich: ein Tausendstel Millimeter!

Tante Paula hatte große Augen
dazu gemacht. Dann sagte sie: „Lvre
mal, Arthur, könntest du die Maschine
nicht mal für mich borgen, — für morgen
Abend. Da habe ich ein paar Gäste zu
einem einfachen kleinen Abendbrot. !lnd
ich möchte eigentlich Wurstbrot geben."

Copyright IS2t by I. F. Schreibcr
 
Annotationen