Wo an Palme» reift üie Daltel,
Unü üer Mngling ohne Sattel
Auf Lem Strauß beritten ist,
Welcher musikalisch weLer
Noch aus Draht und Blumen ist,
Doch berühmt durch seine Feder,
Wo die Antilope schnell ist,
Und so dick des Nilpferds Iell ist,
Wo für Tasten am Älavier
Wachsen Llefantenzähne,
Und das Ärokodil voll Gier
Weint die heuchlerische Träne,
Deutscher Frühling
Deutscher Friihling, nie wurdest du feierlicher empfan-
gen! In früheren Zeiten besangen nur hungrige Poeten
gewohnheitsmäßig um des Lonorars willen deinen Einzug,
seit einigen Iahren aber kündigen dich regelmäßig Maschinen-
gewehrfeuer und Kanonendonner an. Wenn heute die deut
sche Menschheit aus dem Winterschlafe erwacht, grcift sie
sogleich zur Pistolc und Landgranate. Den Osterspazier-
gang vors Tor, den uns Goethe empfahl, machen wir nur
noch, um Barrikaden auszurichten. Draußen auf der wieder-
verjüngten Flur, wo unsere Väter noch Primeln uud Wind-
röschen pflückten, legen wir Drahtverhaue und Schützengräben
an. Auf den Landstraßen, wo die Wandervögel zur Guitarre
piepsten, brüllen rote Armeen die Marseillaise. Zn den
Frühlingstriller jauchzcnder Lerchen stimmt harmonisch ein
das Krachen gesprengter Brücken. Die Bäume schlagen
aus und die Kommunisten drein. An Stclle von Rüben
und Kohl sät man Sprengladungen in die Erde. Mit den
Schoten knallen Revolver um die Wette. And wo sonst
nur Spargel schossen, besorgen das jetzt minderjährige Lüm-
mel. Schaffensfreude Packt alle, Schaffensfreude neuer Art.
Man geht wieder in die Fabriken, um ste zu — besetzen.
Man schanzt nicht, dafür verschanzt man sich. Einst drehten
sich die Riemen, jetzt werden sie gedreht. Alle Lände, dic
im Winter gcstreikt, rcgen sich cmsig, im Bombenwerfen.
Mit dem Frühjahr kehrt wieder der Wandertrieb. Muni
tionswagen und Batterien rasseln auf den Straßen. In
Lastkraftwagen fährt die bewaffnete Mensckheit spazieren.
Der Wandertrieb erfaßt alles. Wie in „Macbeth" das
Gehölz von Birnam wandert, so wandert bei uns wieder
Wo Äamele — — ha, was sprecht ihr?
Selbst Äamell so unterbrecht ihr.
Unsinn! Daß üer Wunsch mich reißt,
Weil ich hier nicht so fidel bin,
Don Europa fort, beweist,
Daß ich grade kein Äamel bin.
der Lölz von Sachscn. Er wandert ewig, nur ins Zucht-
haus wandert er nie. Im neuen Deutschland ist aber
naiürlich auch der Wandertrieb neugeartet. Den Vädeker
ersetzt die Generalstabskarte. Früher nahm man auf der
Wanderschast Picknicks ein, jetzt ganze Städte. Früher
rastete man auf Bänken, jetzt rast man in Banken. Früher
nahm den Wanderer die Schönheit der Natur gefangen,
jetzt besorgen das Menschen ohne jede Schönheit. Wie
befreiend wirkte einst solche Wanderschaft, jetzt tut sie's
nur noch mit Lösegeld. Mit dem Lenz hielt auch einst die
Liebe ihren Einzug. Anstatt der zarten Bande, die sich
einst im Mai immer aufs neue knüpften, formieren sich
jetzt rote Banden, doch die gehörten höchstens aufgeknüpft.
An Stelle der Amarmung trat die Amzingelung. Deutscher
Lenz, nie war die Liebe, die du uns beschertest, größer als
heute. Einst sagte man, wenn man ihr Lob singen wollte,
daß sie Berge versetze, heute aber sprengt sie Brücken,
Fabriken, Läuser und Menschen in die Luft. Zef.
Distanz
— „Ist dieser Goldberger nicht 'n Verwandter von Ihnen?"
— „Ia, aber 'n sehr enlsernter; wir sind drei Millionen
auseinander!"
— „Sie, Lerr Lehrer, hamm a leicht's Leben heutzutag!"
— „Wieso denn?"
— „Na, Sie brauch'n bloß schlechte Noten ausz'ten n, na
bringa Eahna d' Bauernkinda glei Oar und Schmalz."
Objsßkivs unci H—I Xinos uncl ?ro-
Procßsn-chiLltsri I jskticmsLppsrsts
sioä Quaülätsscrsugnisss von Wsltcuk! Vsclgngsn 8is XsIsloZ unci Ssciingungsn rum
l^i-sissussclu-sibsn' IOOOO lVlgrlc bsr küc clis bsslsn ^uknsbmsn suk Trnsmgnn-l^lLtlsn.
pbolo-btino-Ws'-lcs 6.-O. VKL50Ls? 121 Optisclis ^nslsli
silickt cker liÜMMStk
ksuer tiatckieAk'üütön
80näern ^er 8lc!i 6ie HatZLlMFe Tunutrke
maclrt 6e8 „I^edrmei8ter8 im Oarten un6
Kleintiertiot". prodenummer ko8tenlo8
vom Verlag äe8 „dedrmeister^ >m Oarten
uncl Kleintierdok", t.eipri§, lVtzrienplatrsl?.
öei unä LeLtellurl^oo ^volleri 8ie 8ieli auk äis „I^te^evtlorkei'-LIätter" de^iederl.
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Unü üer Mngling ohne Sattel
Auf Lem Strauß beritten ist,
Welcher musikalisch weLer
Noch aus Draht und Blumen ist,
Doch berühmt durch seine Feder,
Wo die Antilope schnell ist,
Und so dick des Nilpferds Iell ist,
Wo für Tasten am Älavier
Wachsen Llefantenzähne,
Und das Ärokodil voll Gier
Weint die heuchlerische Träne,
Deutscher Frühling
Deutscher Friihling, nie wurdest du feierlicher empfan-
gen! In früheren Zeiten besangen nur hungrige Poeten
gewohnheitsmäßig um des Lonorars willen deinen Einzug,
seit einigen Iahren aber kündigen dich regelmäßig Maschinen-
gewehrfeuer und Kanonendonner an. Wenn heute die deut
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sogleich zur Pistolc und Landgranate. Den Osterspazier-
gang vors Tor, den uns Goethe empfahl, machen wir nur
noch, um Barrikaden auszurichten. Draußen auf der wieder-
verjüngten Flur, wo unsere Väter noch Primeln uud Wind-
röschen pflückten, legen wir Drahtverhaue und Schützengräben
an. Auf den Landstraßen, wo die Wandervögel zur Guitarre
piepsten, brüllen rote Armeen die Marseillaise. Zn den
Frühlingstriller jauchzcnder Lerchen stimmt harmonisch ein
das Krachen gesprengter Brücken. Die Bäume schlagen
aus und die Kommunisten drein. An Stclle von Rüben
und Kohl sät man Sprengladungen in die Erde. Mit den
Schoten knallen Revolver um die Wette. And wo sonst
nur Spargel schossen, besorgen das jetzt minderjährige Lüm-
mel. Schaffensfreude Packt alle, Schaffensfreude neuer Art.
Man geht wieder in die Fabriken, um ste zu — besetzen.
Man schanzt nicht, dafür verschanzt man sich. Einst drehten
sich die Riemen, jetzt werden sie gedreht. Alle Lände, dic
im Winter gcstreikt, rcgen sich cmsig, im Bombenwerfen.
Mit dem Frühjahr kehrt wieder der Wandertrieb. Muni
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Der Wandertrieb erfaßt alles. Wie in „Macbeth" das
Gehölz von Birnam wandert, so wandert bei uns wieder
Wo Äamele — — ha, was sprecht ihr?
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Don Europa fort, beweist,
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naiürlich auch der Wandertrieb neugeartet. Den Vädeker
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Wanderschast Picknicks ein, jetzt ganze Städte. Früher
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jetzt besorgen das Menschen ohne jede Schönheit. Wie
befreiend wirkte einst solche Wanderschaft, jetzt tut sie's
nur noch mit Lösegeld. Mit dem Lenz hielt auch einst die
Liebe ihren Einzug. Anstatt der zarten Bande, die sich
einst im Mai immer aufs neue knüpften, formieren sich
jetzt rote Banden, doch die gehörten höchstens aufgeknüpft.
An Stelle der Amarmung trat die Amzingelung. Deutscher
Lenz, nie war die Liebe, die du uns beschertest, größer als
heute. Einst sagte man, wenn man ihr Lob singen wollte,
daß sie Berge versetze, heute aber sprengt sie Brücken,
Fabriken, Läuser und Menschen in die Luft. Zef.
Distanz
— „Ist dieser Goldberger nicht 'n Verwandter von Ihnen?"
— „Ia, aber 'n sehr enlsernter; wir sind drei Millionen
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— „Sie, Lerr Lehrer, hamm a leicht's Leben heutzutag!"
— „Wieso denn?"
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