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Lose

Grieseberg hat vier Stück Türkenlose. Neulich sagt
ihm sein Bankier: „Verkaufen Sie die Dinger! Ieht kriegen
Sie noch was dafür, — wenn unsere Valuta wieder mal
besser ish sind sie laum fünfzig Mark das Stück wert. Dann
wird's Ihnen leid tun."

„Soll mir einfallen! ' meint Grieseberg. „Es könnte
doch mal eins von den Losen gezogen werden, — womöglich
mit der Prämie."

„Aber ich bitte Sie," erklärt der Bankier, „wer wird
mit der Möglichkeit rechne», — bei der Anzahl von Losen."

„Macht nichts!" sagt Grieseberg.

„Aber ich sage Ihnen: es gibt ganz fabelhaft viel
Türkenlose."

„Is< egal!"

„Es sind geradezu blödsinnig viel."

„Schadet nichts."

„Es sind beinahe so viel, wie es Stücke der deutschen
Prämienanleihe gibt."

Da schreit Grieseberg: „Verkausen Sie, verkaufen Sie!"

—on.

Kindliche Neife

In Äalle fand kürzlich unter dem Namen „Münchner
Märchenabend" eine Marionettenaufführung statt, die durch-
aus nicht dem geläuterten Geschmack des lindlichen Audi-
toriums entsprach, weshalb nach berllhmten erwachsenen
Mustern die lieben Kleinen Krach schlugen, das Eintrittsgeld
zurückverlangten, Tische und Stühle demolierten, so daß
schließlich die Polizei den Saal räumen mutzte. Man kann
sagen, in einer Märchenaufführung ist das gerade keine
allzu märchenhafte Aufführung. Aber wer wird sich darüber
noch wundern? llnsere Kinder kommen sich heute furchtbar
erwachsen vor und sehen deshalb wirklich nicht ein, warum
die sogenannten Erwachsenen vor ihnen etwas voraus haben
sollten. Sie haben ganz recht. Äeute hat jeder Anspruch
auf Flegelhaftigkeit, nicht nur der sogenannte reife Mensch.
Das Leben ist bekanntlich so kurz, die Kinder kämen also
gar nicht auf ihre Rechnung, wenn sie die Flegeljahre erst
im reiferen Knabenalter beginne» wllrden. And demoliert
ist bekanntlich auch noch nicht genug, es bleibt für den
kindlichen Betätigungseifer immerhin noch einiges Mobiliar
übrig. Allerdings müssen sich die Kinder rasch daran machen,
sonst schlagen Vie Erwachsenen im Aebereifer des Wieder--
aufbaus auch noch den bisher intakten Rest kaput. Als

wir noch klein waren, haben wir uns höchstens an un-
zerreißbaren Bilderbüchern versucht. Die heutigen Kinder
sind ein robusteres Geschlecht, sie wagen sich an ganz andere
Objekte. Ans machte es seinerzeit schon unendliche Mühe,
die Löhen eines Stuhles zu erklimmen, sie machen sich
heute die Sache wesentlich leichter, sie schlagen ihn ein-
fach kurz und klein. Ans durfte die Großmutter noch
Märchen erzählen. Leute dagegen erzühlt der Enkel der
Großmutter Märchen. Die lieben Kleinen verbitten sich
ganz entschieden eine solche Bevormundung und beweisen
ihre Reife durch möglichst detaillierte Zerlegung der Innen-
architektur. Wir ließen uns noch vom Vater übers Knie
legen und strampelten höchstens zum Protest mit den
Beinchen, sie nehmen es heute mit der Polizei auf. Das liegt
mal so in unserer Zeit: Nur wer sich an die Staats-
autorität wagt, wird als reif angesehen. Das Zeit-
alter des Kindes, von dem man schon so lange fabelte,
scheint nun katastrophal auszubrechen. In der Familie wird
die väterliche Autorität durch den Kinderrat ersetzt werden,
der die Eltern mit Lilfe terroristischer Gewaltmittel erzieht.
Widerspenstige Eltern werden durch zwangsweise Einflößung
von Lebertran und Milchbrei gezähmt. Die nötige äußere
Reife verschafft der Knirps sich am einfachsten durch Ent-
eignung der väterlichen Garderobe. Gegen jede Aufbäumung
noch nicht völlig eingeschüchterter Eltern agiert das Söhnchen
nach der neuen Iugenddevise: „Zerstückle dein Leim!" Gegen
Schulzwang, Vorenthaltung der Zigarette, des Wahlrechts
und verbotener Literatur werden Demonstrationszüge aller
Kindlein veranstaltet, die bereits gehen gelernt haben.
Wenn's so weiter geht, ist's gar nicht ausgeschlossen, daß
demnächst ein Reichsgesetz erscheint, wonach Kindermädchen
nur noch zur Pflege und Wartung der Eltern verwendet
werden dürfen. Lluch würde es mich gar nicht wundern,
wenn die heutigen Säuglinge ihre Äeime niederbombardieren
würde», wenn man ihnen nochmals die Milchflasche an-
znbieten wagt. Zu einer so hoffnungsvollen Iugend habe
ich das unbedingte Vertrauen, daß sie die längft ersehnte
Weltrevolution durchsühren wird, bevor sie das große Ein-
maleins anch von hinten »ach vorne auswendig hersagen
kann. Ief.

Der Garderobemarder

— „Nischt zu finden wie Taschenspiegel und Taschenkämme!
Na, mich sollten Se mal nach London geschickt haben, ich
kann's bezeugen, daß det deutsche Volk verarmt ist."

Aufmerksame Beobachler crkennen
die iiberlegenen Ligenschafteil
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