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— „Na, hören Sie: mit Ihren Krawatten können Sie das Geld für die
Wach- und Schließgesellschaft sparen, — das sind ja alles Ladenhüter."

Die Seele

Schließlich wuchsen Iakob §>annemann die Sorgen doch
über den Kopf. Iakob Lannemann ist ein Meter neunzig
Zentimeter groß, — da kann man also sehn, was für ein
Laufen Sorgen das gewesen sein muß. „Ach was!" sprach
er, „jetzt ist mir alles ganz egal, — der Teufel mutz helfen."
And da ihm zufällig bekannt war, wie man das machen
muß, untcrnahm er mit etwas Räucherwerk und einigen
Beschwörungen das Nötige, und gleich danach klopfte auch
der Satan an die Stubentür, trat auf Iakobs Aufforderung
hübsch leise ein, zog den Lut und sagte: „Ich wünsche Ihnen
einen guten Abend." Der Teufel ist nämlich sehr höflich,
— weil er doch noch aus alten Zeiten stammt.

„Also hören Sie mal," sprach Iakob Lannemann, „ich
möchte Ihnen meine Seele verkaufen. Es ist eine ganz vor-
lreffliche Seele, Friedensware. Ich denke, zwei Millionen
Mark können Sie schon dafür geben."

Aber das war dem Teusel zu viel. Er untersuchte
Lannemanns Seele. Friedensware würe sie sreilich, meinte
er, aber sie hätte doch durch den Krieg und durch die Ne-
volution etwas gelitten. Eine Million wollte er schließlich
zahlen, das wäre schon ein hoch anständiger Preis. Iakob
Lanncmann hatte schon damit gerechnet, daß der Teufel
tüchtig abhandeln würde. Er unterschrieb also den Vertrag.
„Ich danke Ihnen," erklärte der Teufel. „Das Geld be-
kommen Sie durch die Landelsbank, — ich zahle jetzt nic-
mals mehr bar; man muß sich
doch den Forderungen der
Neuzeit anpaffen." — „Na
schönl" sagte Äannemann,
aber zur Vorsicht setzte er
doch noch auf den Vertrag
schnell die Anmerkung:

Vorbehaltlich des richtigen
Eingangs des Betrages.

Doch schon am nächsten
Morgen bekam er einen
Brief von der Landelsbank
mit der Mitteilung, es wäre
ihm ein Konio im Betrage
von einer Million Mark
eröffnet worden. Ia, nun
war Iakob Lannemann
seine Sorgen los!

— „Dö Rauferei gilt nix!" — „Warum dcnn?"

— „Wcil koa Vertreler von der deutschen Sports-
bchörde dabei war."

Aber eine Woche später kriegte
er wieder einen Brief. Dcr kam
vom Finanzamt und enthielt eine
Einladung. Da half nichts, —
Iakob Lannemann mußte auf das
Finanzamt gehn und wurde dort
an einen schr energischen Beamten
gcwiesen. „Wir wünschen eine
Erklarung von Ihnen," sagte der.
„Sie haben uns bisher niemals
Kap'talvermögen angcgeben, und
nun haben Sie auf einmal eine
ganze Million auf der Landels-
bank. Lerr, wie kommt das?
Warum haben Sie sich nicht bei
dcr Veranlagung zur Vermögens-
— abgabe gemeldet? Denn Sie
werden uns doch nicht vorschwin-
deln wollen, daß Sie das Geld
crst seit einer Woche bcsihen."

Darauf erklärte Iakob Lanne-
niann offen und ehrlich, wie sich das dem Finanzaml gegen-
über geziemt, den Zusammenhang. Der energische Beamte
lachte grimmig. „Aha, da komnien ja nette Schweinereie»
herans! Seele verkauft, — und wie war das mit der Luxus-
fteuer bei diesem Verkauf?"

Ietzt wurde Iakob Lannemann doch ein bißchen ärgerlich.
„Luxussteuer? Ia, was fällt Ihnen denn ein! Die Seele
ist boch ein Bedarfsgegenfiand."

Der energische Beamte sah Iakob Lannemann durch
bohrend an. „Versuchen Sie doch ja nicht, sich so dumm
herauszurcden. Das weiß doch wohl dcr Dünimste: heut-
zutage ist die Seele in Deutschland ein Luxusgegenstand!"

In Gedanken

Fremder lzu dem thm am Stratzenbahngleis Begegnenden, der etnen
Lund an der Letne führt): „Wieviel Lallestellen sind 's bis zum
Bahnhof?"

— „Ich hatte siebenunddreißig!"

Historisches

Theaterbesucher lbct der Wallensteinaufführung): „Wann
starb Wallenstein eigcntlich?"

Nachbar: „Der ist überhaupt noch nicht tot, der stirbt
erst im letzten Akt!"

A LL

— „Lat denn Ihr Freund
endlich seine Ehescheu über-
wunden?"

— „Noch nicht ganz! Aber
neulich ist er schon Trau-
zcuge gewesen."

Angeeignet

— „Auf 'n Advokaten stu-
dieren 'S, junger Lerr? Ich
mein', das stecken S' lieber
auf. Mir fallt ein, wie Sie
von Ihren Bergtouren er-
zählt haben, — lügen tun
Sie ja, abcr man glaubt's
nicht."

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Copyrsght 19?1 by I. F. Scbreib"r
 
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