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— „Du hast ja so lang' nicht gewaschen, Mutter?"

— „Das verträgt halt die Wäsche nicht mehr, Liese,
der Stoff ist schon zu schwach."

— „Na, und von mir sagst du auch, ich bin schwach,
aber 's Waschen soll ich jeden Tag vertragen."

Staub

Der alte Äerr mit dei» ein klein wenig boshaften Gesicht
war in das Zigarren- und Tabakgeschärt von Emil Grischow
getreten und hatle ein Pfund vom bcsten Rauchtabak ver-
langt. „Iawohl, mein Lerr, — zu vierz g Mark," hatte
Emil Grischow gesagt und war dann daran gegangen, das
Pfund Tabak in einer schönen Tüte abzuwiegen.

Emil Grischows Geschäft ist am Marktplatz gelegen. Auf
dem Marktvlatz war es grade sehr trocken, aber ein strammer
Wind fuhr dariiber hin und wirbelte Staub auf, gräßlich
viel Staub.

„Darf ich bitten, mein Lerr!" sagte Emil Grischow u»d
reichte die Tabaklüte hin. And dann, um doch noch etwas zu
sagen, setzte er hinzu: „Viel Staub heute, sehr viel Staub!"

Der alte Lerr mit dem ein klein wenig boshaften Gesicht
nickte. „Freilich, freilich, — aber nicht nur heute. Gewöhn-
lich macht's ein Fünftel aufs Pfund aus, — ich siebe den
Tabak immer durch." . Piro

Der Fuchs und die Trauben

Lerr Theaterdirektor Baldrian arbeitet tüchtig. Meistens
arbeitet man, um vorwärts zu kommen. Lerr Baldrian
wäre schon zufrieden, wenn es nicht rückwärts mit ihm ginge.
Er arbeitet mit einer Schar vortrefflicher Künstler, da aber
diese Künstler immer mehr Geld verlangen, was sie schließ-
lich nur ganz notgedrungen tun, fürchtet Lerr Direktor
Baldrian, daß er nächstens nicht nur mit den Künstlern,
sondern auch mit einem Defizit arbeiten wird. Er hat schon
mit den Künstlern genug Aerger, — das Defizit kann er
gar nicht gebrauchen.

Lerr Theaterdirektor Baldrian kratzt fich den Kopf, und
schließlich fährt durch dicsen Kopf ein Gedanke. Bald da-
raus erzählt man in der Stadt, Lerr Direktor Baldrian
habe die Absicht, sein Theater auch an den Nachmittagen
dem Publikum zu öffnen, und zwar zu Kinovorstellungen.
Dazu sagen manche Leute: „Na ja, der Mann braucht
Geld!" Andere sind entrüstet und sprechen von Lerab-
würdigung eines Kunsttempels.

Auf der Polizeidirektion wird auch von dem Projekt
gesprochen, — es wird sogar in Beziehung darauf etwas
geschrieben, nämlich ein Bescheid. „Da Ihr Theatergebäude
nicht die hierorts für Lokale, in denen Filmvorfüyrungen
stattfinden sollen, vorgeschriebene Straßenlage besitzt, muß
Ihrem Gesuch die Genehmigung versagt werden. —"

Zirkularschreiben des Lerrn Theaterdirektor Baldrian
an die Schriftleitungen der Ortszeitungen: „klmlaufende
Gerüchte, wonach ich mein Theater an den Nachmittagen
zu Kinovorstellungen zu verwendcn gedächte, veranlassen
mich, zu erklären, daß dies mit meinen auf rein künstlerische
Ziele gerichteten Absichten unvereinbar wäre und selbst
verständlich trotz aller Schwierigkeiten der Zeit für mich aus-
geschloffen ist." -°n.

Ein Aviatiker erzählt von seinen Flügen: „Wenn ich einen
Sturzflug ausführe, dann habe ich das Gesühl, daß nicht
ich, sondern die Erde auf dem Kopf steht."

Da fällt einer der Zuhörer ein: „Aber, mein Bester,
dazu braucht man doch nicht zu fliegen. Das Gefühl hat
man jetzt auch hier unten."

Das Entsetzliche

Major a. D. Tobusch stöhnte: „Ich komme nicht mehr
aus mit meinen geringen Einkünften. Es ist viel zu wenig
fttr mich und meine Familie.

Ich weiß gar nicht mehr,
was ich anfangen soll. Ich
werde noch einen verzwei
felten Schritt tun müssen, -
die Welt wird Enkseyliches
erleben."

„Am Limmels willen,

Lerr Major-"

„Ia, ich werde anfan-
gen, Romane zu schreiben."

Kleine Verwechslung

Vater: „AllemeineKinder
spielen die Geige, aber den
Iüngsten sollten Sie hören,
ich sage Ihnen, der reine
Stradivarius!"

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Physivgnomik — „Man kann nie vom Aeußeren auf den
Menschen schließen. Der Kellner sieht so
verfroren aus und ist so unverfroren."

8! S!

— „Der Kratzer ist ein Schuft, ein ganz gemeiner Lallunke!
Ich sage Ihnen: was an dem seinem Gelde für Dreck klebt!"

— „Na, erlauben Sie: bin
ich elwa auch ein Lallunke?
Da sehen Sie stch mal mein
Geld an!"

Splitter

Die Frauen gleichen den
Blumen; wenn mehrere zu-
sammenkommen, gibt es
gewöhnlich einen Strauß.

Im Eifer

— „Ihr Doktor wartet wohl
noch immer auf den ersten
Patienten?"

Diener: „Was Ihnen nicht
einfällt. . . der ist längst
begraben!"
 
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