Parallele — »Bei den Pflanzen ist's mit dem Durst grad' wie bei den Menschen. 'n Kaktus braucht gar
keine Feuchtigkeit, und 'n Mensch, der nicht gern trinken mag, ist meist auch stachelig wie 'n Kaktus."
Hieronymus der Iunggeselle -v°n JosefFranr
Lieronymus Wackernagel kam in das Alter, wo man
beginnt das Iunggesellendasein unangenehm zu empfinden.
Ieder abgerissene Knopf, jeder durchlöcherte Strumpf berei-
tete ihm seelische Pein. !lnd die seelische Pein war umso
größer, als seine Landfertigkeit im Knopfannähen und
Strumpfstopfen nicht allzu groß war. Er stach sich dabei
immer so heftig mit der Nadel, daß sein edles Blut zu
fließen bcgann, und jeder ncue Blutstropfen machte es ihm
klarer, daß er heiraten müßte, um weiteres Blutvergießen
zu vermeiden. Mit der Erkennlnis dieser Notwendigkeit
war es aber leider nicht getan, sonst wäre Lieronymus
ficher schon nach dem ersten Blutstropfen in den Lafen
der Ehe eingefahren. Aber zu dieser Fahrt gehören zwei.
7V
And da der zweite Reisegcfährte fich bisher nicht eingestellt
hatte, fuhr Lieronymus immer noch allein auf dem weiten
Lcbensmeer, Knöpfe anuähend, Strümpfe stopfend. Er
kam aus der ewigen Reparatur nicht mchr heraus. War
ein duichlöcherter Strumpf nach langer Mühe gestopft, dann
war dafür die Epidermis durchlöchert, und war auch diese
wieder heil, dann halte der Strumpf wieder ein Loch. Diese
cwige Neparaturbedürftigkeit hätte auch jeden anderen als
Lieronymus entmutigt. Deshalb stürzte er sich neuerdings
täglich mit wahrer Verzweiflungswut auf die Zeitung. In
der Prcsse erblickte der Arme noch seine einzige Rettung.
Sie sollle ihm die Damenbekanntschaft, die nun einmal zur
Eingehung einer Ehe un imgänglich nolwendtg ist, vermitteln
helfen. Er machte die Leiratsannoncen zu seinem Lebens-
studiunr. Refigniert wie er in seinem langen Leben geworden
keine Feuchtigkeit, und 'n Mensch, der nicht gern trinken mag, ist meist auch stachelig wie 'n Kaktus."
Hieronymus der Iunggeselle -v°n JosefFranr
Lieronymus Wackernagel kam in das Alter, wo man
beginnt das Iunggesellendasein unangenehm zu empfinden.
Ieder abgerissene Knopf, jeder durchlöcherte Strumpf berei-
tete ihm seelische Pein. !lnd die seelische Pein war umso
größer, als seine Landfertigkeit im Knopfannähen und
Strumpfstopfen nicht allzu groß war. Er stach sich dabei
immer so heftig mit der Nadel, daß sein edles Blut zu
fließen bcgann, und jeder ncue Blutstropfen machte es ihm
klarer, daß er heiraten müßte, um weiteres Blutvergießen
zu vermeiden. Mit der Erkennlnis dieser Notwendigkeit
war es aber leider nicht getan, sonst wäre Lieronymus
ficher schon nach dem ersten Blutstropfen in den Lafen
der Ehe eingefahren. Aber zu dieser Fahrt gehören zwei.
7V
And da der zweite Reisegcfährte fich bisher nicht eingestellt
hatte, fuhr Lieronymus immer noch allein auf dem weiten
Lcbensmeer, Knöpfe anuähend, Strümpfe stopfend. Er
kam aus der ewigen Reparatur nicht mchr heraus. War
ein duichlöcherter Strumpf nach langer Mühe gestopft, dann
war dafür die Epidermis durchlöchert, und war auch diese
wieder heil, dann halte der Strumpf wieder ein Loch. Diese
cwige Neparaturbedürftigkeit hätte auch jeden anderen als
Lieronymus entmutigt. Deshalb stürzte er sich neuerdings
täglich mit wahrer Verzweiflungswut auf die Zeitung. In
der Prcsse erblickte der Arme noch seine einzige Rettung.
Sie sollle ihm die Damenbekanntschaft, die nun einmal zur
Eingehung einer Ehe un imgänglich nolwendtg ist, vermitteln
helfen. Er machte die Leiratsannoncen zu seinem Lebens-
studiunr. Refigniert wie er in seinem langen Leben geworden