Begreiflich " „Jst doch merkwllrdig: früher waren alle diese Unterhaltungen doch mehr für die
Kinder da, aber jeht sind die Erwachsenen vorneweg dabei."
— „Na ja, — heutzutage versehen sich die Erwachsenen eben gern in die Kindheit."
Die harmlose Unterhaltung
Beim Rechtsanwalt Dr. Kiepenkamp erscheint ein Lerr
in mittleren Jahren, der in seinem Aeußeren nichts tln-
gewöhnliches hat. Man kann sogar sagen, er sehe ganz
gewöhnlich aus. Der gewöhnlich aussehende Lerr heißt
Emil Zenkenbach.
Emil Jenkenbach hat etwas erlebt und ist noch ein bißchcn
aufgeregt darüber. „Also, — was mir passiert ist, Lerr
Doktorl Die Polizei ist ja vollkommen übergcschnappt!
Das ist doch ein Aebergriff! Leben wir da noch in cinem
freien Lande? Ich bin gewiß der Erste, der zügellose Ver-
gnügungen als dem Ernste der Zeit widersprechend durchaus
verdammt, aber eine harm-
lose Anterhaltung wird doch
wohl noch erlaubt sein.
Nicht wahr, Lerr Doktor?"
„Aber gewiß," sagt Dr.
Kiepenkamp. „Wenn Sie
nun vielleicht derReihe nach
erzählen wollen-"
„Aber natürlich! Dazu
bin ich ja hier, Lerr Doktor.
Ich muß mich bloß erst mal
etwas fassen. Die Polizei
hat nämlich behauptet, sie
hätte mich gefaßt. Die
Polizei soll sich lieber um
wichtigere Dinge kümmern.
Also: ich habe eine Woh-
nung, — eine sehr schön
eingerichtete Wohnung mit
einigen seinen Gesellschafts-
räumen. Zwangseinquar-
tierung habe ich mir bis
I4ö
jeht glücklich abgewimmelt. Nun, dabei ist doch weiter
nichts Schlimmes. Nicht wahr, Lcrr Doktor?"
„Ganz und gar nicht," sagt Dr. Kiepenkamp. „Das
tut jeder, der's kann."
„Schön. Aeberhaupt: ich brauche die Gesellschafts-
räume. Ich sehe oft Gäste bei mir. Ich bin nämlich eine
gesellige Natur, — so bin ich nun mal beschaffen. Kann
einem die Polizei verbieten, eine gesellige Natur zu sein,
Lerr Doktor?"
Dr. Kiepenkamp schüttelt den Kopf.
„Na also, das sage ich auch," fährt Emil Zenkenbach
fort. „Gestern Abend waren wieder mal Leute bei mir.
Run ja, es waren schon
eine ganze Masse Leute,
aber dafür konnte ich nichts.
Ich hatte mir ein paar ein-
geladen. Dieandernwaren
so gekommen. Sie hatten
sich eben gedacht: Gehn wir
mal ein bißchen zu unserm
guten Zenkenbach! — Na,
da konnte ich sie doch nicht
'rausschmeißen. Es waren
auch Leute da, die ich gar
nicht kannte. Das hat mir
die Polizei zum Vorwurf
gemacht. Die Polizei hat
gar keine Ahnung von welt-
männischen Gewohnheiten.
Das passiert doch so häufig,
daß jemand bei einem Be-
kannten einen Freund e»»
führt. ,4,68 SMI8 ciS NO8
SMI8 8ONt NO8 smi8', —
— „Mahft heit' no die ganz' Wies' nieda?"
— „Dös kimmt drauf an."
— „Auf was?"
— „Ob i vül Durscht kriag'n wüll oder wen'g."
Copyright 1921 by F. Schreiber
Kinder da, aber jeht sind die Erwachsenen vorneweg dabei."
— „Na ja, — heutzutage versehen sich die Erwachsenen eben gern in die Kindheit."
Die harmlose Unterhaltung
Beim Rechtsanwalt Dr. Kiepenkamp erscheint ein Lerr
in mittleren Jahren, der in seinem Aeußeren nichts tln-
gewöhnliches hat. Man kann sogar sagen, er sehe ganz
gewöhnlich aus. Der gewöhnlich aussehende Lerr heißt
Emil Zenkenbach.
Emil Jenkenbach hat etwas erlebt und ist noch ein bißchcn
aufgeregt darüber. „Also, — was mir passiert ist, Lerr
Doktorl Die Polizei ist ja vollkommen übergcschnappt!
Das ist doch ein Aebergriff! Leben wir da noch in cinem
freien Lande? Ich bin gewiß der Erste, der zügellose Ver-
gnügungen als dem Ernste der Zeit widersprechend durchaus
verdammt, aber eine harm-
lose Anterhaltung wird doch
wohl noch erlaubt sein.
Nicht wahr, Lerr Doktor?"
„Aber gewiß," sagt Dr.
Kiepenkamp. „Wenn Sie
nun vielleicht derReihe nach
erzählen wollen-"
„Aber natürlich! Dazu
bin ich ja hier, Lerr Doktor.
Ich muß mich bloß erst mal
etwas fassen. Die Polizei
hat nämlich behauptet, sie
hätte mich gefaßt. Die
Polizei soll sich lieber um
wichtigere Dinge kümmern.
Also: ich habe eine Woh-
nung, — eine sehr schön
eingerichtete Wohnung mit
einigen seinen Gesellschafts-
räumen. Zwangseinquar-
tierung habe ich mir bis
I4ö
jeht glücklich abgewimmelt. Nun, dabei ist doch weiter
nichts Schlimmes. Nicht wahr, Lcrr Doktor?"
„Ganz und gar nicht," sagt Dr. Kiepenkamp. „Das
tut jeder, der's kann."
„Schön. Aeberhaupt: ich brauche die Gesellschafts-
räume. Ich sehe oft Gäste bei mir. Ich bin nämlich eine
gesellige Natur, — so bin ich nun mal beschaffen. Kann
einem die Polizei verbieten, eine gesellige Natur zu sein,
Lerr Doktor?"
Dr. Kiepenkamp schüttelt den Kopf.
„Na also, das sage ich auch," fährt Emil Zenkenbach
fort. „Gestern Abend waren wieder mal Leute bei mir.
Run ja, es waren schon
eine ganze Masse Leute,
aber dafür konnte ich nichts.
Ich hatte mir ein paar ein-
geladen. Dieandernwaren
so gekommen. Sie hatten
sich eben gedacht: Gehn wir
mal ein bißchen zu unserm
guten Zenkenbach! — Na,
da konnte ich sie doch nicht
'rausschmeißen. Es waren
auch Leute da, die ich gar
nicht kannte. Das hat mir
die Polizei zum Vorwurf
gemacht. Die Polizei hat
gar keine Ahnung von welt-
männischen Gewohnheiten.
Das passiert doch so häufig,
daß jemand bei einem Be-
kannten einen Freund e»»
führt. ,4,68 SMI8 ciS NO8
SMI8 8ONt NO8 smi8', —
— „Mahft heit' no die ganz' Wies' nieda?"
— „Dös kimmt drauf an."
— „Auf was?"
— „Ob i vül Durscht kriag'n wüll oder wen'g."
Copyright 1921 by F. Schreiber