Der ungeschickte Liebhaber
— „Also, das muß man wirklich sagen, Katherl: Niemand
auf der ganzen Welt kann so schöne runde Knöderln machen
wie du!"
— „Schwätz' nicht, Franzl, und hebe mir lieber den Knödl
auf!"
— „O, bitte, das werden wir gleich haben!"
Die Näuberhöhle
— „Ietzt fällt mir's ein, Paul, — dies ist doch das Lotel,
von dem ich vorige Woche in der Zeikung gelesen habe.
Ich glaube, es war hier ein Gast beraubt worden."
— „Einer? Es kriegt dvch jeder 'ne Rechnung."
Das Meistcrstück
Eine höllische Geschichte von Alfrcd Manns
Zn der Lölle war es heute ungemütlich. Großmutter
hatte den ganzen Tag noch nicht einen ihrer behaglichen
Späffe gemacht, wenn solch ein armer SüNder im großen
Schiebertopf ganz besonders drollig aufschrie. Am Leizer
lag das nicht, der hatte noch einige Extraflaschen Sauerstoff
spendiert, so daß es wirklich schon recht possierlich war, wie
die fetten Seelen quieckten und sprangen.
Aber da sollte eine alte Frau nicht die Laune verlieren
bei soich einer Wirkschaft! Latte doch wahrhaftig die neue
Köchin keine Schwefelsäure an die Pechsuppe gegoffen, ja,
sogar vergessen, sie anbrennen zu lassen. !Ind damit nicht
genug, der Pelzepup, der insame Bengel, hatte sich auch
wieder skandalös aufgeführt.
Der Pelzepup war Großmutters Urenkel, und der wollte
und wollte ihr nicht die viele Mühe lohnen, die sie sich ge-
geben hatte, ihn zu einem gewissenhaften Teufel zu erziehen.
Zwar, der Pelzepup war erst lausend Iahre, aber, du liebe
Lölle, was hatte in dem Alter das Salänchen, sein Vater,
schon geleistet!
And der Pelzepup? Das mußte schon etwas Vesonderes
sein, wenn der einmal ordentlich zugriff. Rüffelte man ihn
und hielt ihm das Beispiel seines Vaters vor, sagte er frech:
„Ich kann halt nicht helfen, der Vater hatte auch nicht
so viele fette Seelen zum Dranlernen. Lätte er, wie ich,
den ganzen Tag in weiches Schmalz zwicken müffen, wär'
ihm auch übel geworden."
Vater Sakan, der den Glauben an den guten Kern des
Sohnes nicht so leicht aufgab, hakte Verständnis für dieses
Argument; war ihm doch selbst manchmal nicht mehr so
rechk wohl bei dem Metier. Aber Großmutter war uner-
biltlich. „Pflicht ist Pflicht," sagte sie und schickte den An-
gebäidigen in die Spukkammer, wo ein großer Laufen
frommer Traktate lag, die in unvordenklichen Zeiten heuch-
lerischen Frömmlingen mit der Feuerzange abgenommen
waren. Leutzulage gibt es ja bekanntlich keine Leuchler mehr.
Es war wirklich schauerlich in der Kammer, und man
sieht daraus, daß Großmutter eine ganz veraltete Erziehungs-
methode hatte. Alte Leute können sich an neue Zeiten nicht
gewöhnen. Großmutter hatte eben Anqst um den Iüngsten
der Dynastie und sah ihn schon im Traum mit Kalbshörnchen,
Ringelschweif, Pferdefüßen und — — mit Engelsflügeln
auslneifen und den ehrwürdigen Traditioncn der Lölle
ewige Schande machen ... Sie war auch etwas pharisäisch,
die alte Frau, denn daß sie seiner Zeit den hübschen Leutnant
von den babylonisctzen Gardedragonern durchaus unleuflisch
behandelt hatte, daran dachte sie nicht mehr.
Leute war das Faß nun übergelaufen. Latte da der
Pelzepup den Auftrag erhalten, den dicken Lebensmittel-
kommissionär Rattenwurst, der, ein Opfer seines Berufs,
an einer Gänseleberpastete ersticktwar, tüchtig abzuschmirgeln.
Anftatt dessen setzte sich Pelzepup in einen verschwiegenen
Winkel der Lölle, wo er mit zwei Lexchen Meine Tante —
deine Tante spielte.
Das war ja nun allerdings kein verbotenes Spiel, wie
zum Beispiel „Schwarzer Peter", aber Großmutter geriet
dennoch derart in Wut, daß Pelzepup wieder zu den Trak-
taten mußte, mit dem Befehl. dort „aufzuräumen".
Ganz abgesehen davon, daß die Lexchen nicht mit ein-
gesperrt wurden, mußte diese himmelhündische Grausamkeit
doch über das Ziel hinausschießen, mit dem Erfolge, daß
der bis dahin nur Leichtfertige nun boshaft wurde... Ia,
seine Niedertracht ging so weit, daß er sich vornahm, bei
der ersten paffenden Gelegenheit gute und edle Werte zu tu».
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— „Also, das muß man wirklich sagen, Katherl: Niemand
auf der ganzen Welt kann so schöne runde Knöderln machen
wie du!"
— „Schwätz' nicht, Franzl, und hebe mir lieber den Knödl
auf!"
— „O, bitte, das werden wir gleich haben!"
Die Näuberhöhle
— „Ietzt fällt mir's ein, Paul, — dies ist doch das Lotel,
von dem ich vorige Woche in der Zeikung gelesen habe.
Ich glaube, es war hier ein Gast beraubt worden."
— „Einer? Es kriegt dvch jeder 'ne Rechnung."
Das Meistcrstück
Eine höllische Geschichte von Alfrcd Manns
Zn der Lölle war es heute ungemütlich. Großmutter
hatte den ganzen Tag noch nicht einen ihrer behaglichen
Späffe gemacht, wenn solch ein armer SüNder im großen
Schiebertopf ganz besonders drollig aufschrie. Am Leizer
lag das nicht, der hatte noch einige Extraflaschen Sauerstoff
spendiert, so daß es wirklich schon recht possierlich war, wie
die fetten Seelen quieckten und sprangen.
Aber da sollte eine alte Frau nicht die Laune verlieren
bei soich einer Wirkschaft! Latte doch wahrhaftig die neue
Köchin keine Schwefelsäure an die Pechsuppe gegoffen, ja,
sogar vergessen, sie anbrennen zu lassen. !Ind damit nicht
genug, der Pelzepup, der insame Bengel, hatte sich auch
wieder skandalös aufgeführt.
Der Pelzepup war Großmutters Urenkel, und der wollte
und wollte ihr nicht die viele Mühe lohnen, die sie sich ge-
geben hatte, ihn zu einem gewissenhaften Teufel zu erziehen.
Zwar, der Pelzepup war erst lausend Iahre, aber, du liebe
Lölle, was hatte in dem Alter das Salänchen, sein Vater,
schon geleistet!
And der Pelzepup? Das mußte schon etwas Vesonderes
sein, wenn der einmal ordentlich zugriff. Rüffelte man ihn
und hielt ihm das Beispiel seines Vaters vor, sagte er frech:
„Ich kann halt nicht helfen, der Vater hatte auch nicht
so viele fette Seelen zum Dranlernen. Lätte er, wie ich,
den ganzen Tag in weiches Schmalz zwicken müffen, wär'
ihm auch übel geworden."
Vater Sakan, der den Glauben an den guten Kern des
Sohnes nicht so leicht aufgab, hakte Verständnis für dieses
Argument; war ihm doch selbst manchmal nicht mehr so
rechk wohl bei dem Metier. Aber Großmutter war uner-
biltlich. „Pflicht ist Pflicht," sagte sie und schickte den An-
gebäidigen in die Spukkammer, wo ein großer Laufen
frommer Traktate lag, die in unvordenklichen Zeiten heuch-
lerischen Frömmlingen mit der Feuerzange abgenommen
waren. Leutzulage gibt es ja bekanntlich keine Leuchler mehr.
Es war wirklich schauerlich in der Kammer, und man
sieht daraus, daß Großmutter eine ganz veraltete Erziehungs-
methode hatte. Alte Leute können sich an neue Zeiten nicht
gewöhnen. Großmutter hatte eben Anqst um den Iüngsten
der Dynastie und sah ihn schon im Traum mit Kalbshörnchen,
Ringelschweif, Pferdefüßen und — — mit Engelsflügeln
auslneifen und den ehrwürdigen Traditioncn der Lölle
ewige Schande machen ... Sie war auch etwas pharisäisch,
die alte Frau, denn daß sie seiner Zeit den hübschen Leutnant
von den babylonisctzen Gardedragonern durchaus unleuflisch
behandelt hatte, daran dachte sie nicht mehr.
Leute war das Faß nun übergelaufen. Latte da der
Pelzepup den Auftrag erhalten, den dicken Lebensmittel-
kommissionär Rattenwurst, der, ein Opfer seines Berufs,
an einer Gänseleberpastete ersticktwar, tüchtig abzuschmirgeln.
Anftatt dessen setzte sich Pelzepup in einen verschwiegenen
Winkel der Lölle, wo er mit zwei Lexchen Meine Tante —
deine Tante spielte.
Das war ja nun allerdings kein verbotenes Spiel, wie
zum Beispiel „Schwarzer Peter", aber Großmutter geriet
dennoch derart in Wut, daß Pelzepup wieder zu den Trak-
taten mußte, mit dem Befehl. dort „aufzuräumen".
Ganz abgesehen davon, daß die Lexchen nicht mit ein-
gesperrt wurden, mußte diese himmelhündische Grausamkeit
doch über das Ziel hinausschießen, mit dem Erfolge, daß
der bis dahin nur Leichtfertige nun boshaft wurde... Ia,
seine Niedertracht ging so weit, daß er sich vornahm, bei
der ersten paffenden Gelegenheit gute und edle Werte zu tu».
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