Dic schwarze Katze
Bruno Brunoni flüsterte es am nächsten Morgen im
Bett, als die Zeitungen gekommen waren.
Er hätte es vielleicht gern geschrien, aber er war total
heiser. Er lag mit einem Amschlag um den Lals, einem
Wickel über der Vrust, einer Kompreffe auf dem Knie und
zerknüllte die Zeitungen.
Natürlich war er gestern zu spät gekommen.
Der junge zweite Tenor war sür ihn eingesprungen,
nachdem das Publikum ungeduldig wurde und man den
Beginn der Vorstellung unmöglich länger hinauszögern
konnte. Er hatte in der Mitgliederloge gesessen, und man
holte ihn von da weg einfach auf die Vühne.
„Mir einesteils ganz lieb," hatte Bruno Brunoni ge-
dacht, „man wird den Anterschied schon merken."
Man merkte ihn. Leute hatte er's schwarz aus weiß,
daß man ihn merkte.
Sie schrieben da von geretteter Situation wegen plötz-
licher Anpäßlichkeik — nun, das war zu verzeihen. Aber
daß sie schrieben, wie angenehm die junge ungekünstelte
Stimme, die frische, lebhafte Darstellung des jungen Sängers
auffiel, gegen — na ja, — das verzieh ihnen Bruno Brunoni
nie. „And wer ist schuld daran?" Er wollte schreien, aber
seine Stimme klappte hilslos über.
„Nur dieses vermaledeite Katzenviech," flüsterte er.
„Ich hab's ja gesagt, Laura, ich hab's ja gesagt."
„Ia, ja. Lieg' du nur hübsch still und reg' dich nicht
auf," besänftigte Laura, die auf Pantoffeln hereingeschlurst
kam und ihm heißes Zitronenwaffer brachte.
Der junge Lans Loritz feiert nun seinen Ersolg bei
Sekt in fröhlicher Gcsellschaft, und Bruno Brunoni liegt
im Bett und trinkt Zitronenwasser.
Vruno Brunoni dachte es, und ihm kamen erbitterte
Tränen —
Er wollte Lans Loritz zürnen und konnte es nicht.
Alle Wut in ihm wich einem wehen Gekränklsein.
Er sühlte, daß er alt wurde.
„Na, na, na," tröstete Laura, die am Spiegel saß und
sich frisierte: „Tröste dich nur. Wir werden alle nicht jünger."
!lnd sie kämmte geschickt eine schwarze Strähne über
ein graues Laar.
Nach acht Tagen war Bruno Brunoni wieder gesund.
Er quälte Laura wieder herzhaft mit seinen Launen
und vergaß, daß er einmal zugegeben hatte, alt zu werden.
Seinen ersten Ausgang im frühlingsfrischen Garten
machte er bis an die Zähne bewaffnet; in der Rechten
schwang er einen derben Knüppel, in der Linken eine alte
Taschenpistole.
Laura sah ihn, kopfschüttelnd, durch die knospenden
Fliederbüsche schleichen. „Aber Bruno," sagte sie, „ich
bitte dich."
„Laß!"beschnitt er ihr das Wort. „Ia?Sage keinen Ton."
„Ia, aber Bruno — spielst du denn auf deine alten
Täge Indianer?"
„Alte Tage? - — Pp! — Solche Gemeinheit. Ich
und alt. Weil ich mal 8 Tage erkältet war? Laß doch
deine Anspielungen."
„Bruno — ja, aber warum denn in aller Welt?"
And sie dachte bei sich, daß er doch wohl verrückt ge-
worden sei.
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Bruno Brunoni flüsterte es am nächsten Morgen im
Bett, als die Zeitungen gekommen waren.
Er hätte es vielleicht gern geschrien, aber er war total
heiser. Er lag mit einem Amschlag um den Lals, einem
Wickel über der Vrust, einer Kompreffe auf dem Knie und
zerknüllte die Zeitungen.
Natürlich war er gestern zu spät gekommen.
Der junge zweite Tenor war sür ihn eingesprungen,
nachdem das Publikum ungeduldig wurde und man den
Beginn der Vorstellung unmöglich länger hinauszögern
konnte. Er hatte in der Mitgliederloge gesessen, und man
holte ihn von da weg einfach auf die Vühne.
„Mir einesteils ganz lieb," hatte Bruno Brunoni ge-
dacht, „man wird den Anterschied schon merken."
Man merkte ihn. Leute hatte er's schwarz aus weiß,
daß man ihn merkte.
Sie schrieben da von geretteter Situation wegen plötz-
licher Anpäßlichkeik — nun, das war zu verzeihen. Aber
daß sie schrieben, wie angenehm die junge ungekünstelte
Stimme, die frische, lebhafte Darstellung des jungen Sängers
auffiel, gegen — na ja, — das verzieh ihnen Bruno Brunoni
nie. „And wer ist schuld daran?" Er wollte schreien, aber
seine Stimme klappte hilslos über.
„Nur dieses vermaledeite Katzenviech," flüsterte er.
„Ich hab's ja gesagt, Laura, ich hab's ja gesagt."
„Ia, ja. Lieg' du nur hübsch still und reg' dich nicht
auf," besänftigte Laura, die auf Pantoffeln hereingeschlurst
kam und ihm heißes Zitronenwaffer brachte.
Der junge Lans Loritz feiert nun seinen Ersolg bei
Sekt in fröhlicher Gcsellschaft, und Bruno Brunoni liegt
im Bett und trinkt Zitronenwasser.
Vruno Brunoni dachte es, und ihm kamen erbitterte
Tränen —
Er wollte Lans Loritz zürnen und konnte es nicht.
Alle Wut in ihm wich einem wehen Gekränklsein.
Er sühlte, daß er alt wurde.
„Na, na, na," tröstete Laura, die am Spiegel saß und
sich frisierte: „Tröste dich nur. Wir werden alle nicht jünger."
!lnd sie kämmte geschickt eine schwarze Strähne über
ein graues Laar.
Nach acht Tagen war Bruno Brunoni wieder gesund.
Er quälte Laura wieder herzhaft mit seinen Launen
und vergaß, daß er einmal zugegeben hatte, alt zu werden.
Seinen ersten Ausgang im frühlingsfrischen Garten
machte er bis an die Zähne bewaffnet; in der Rechten
schwang er einen derben Knüppel, in der Linken eine alte
Taschenpistole.
Laura sah ihn, kopfschüttelnd, durch die knospenden
Fliederbüsche schleichen. „Aber Bruno," sagte sie, „ich
bitte dich."
„Laß!"beschnitt er ihr das Wort. „Ia?Sage keinen Ton."
„Ia, aber Bruno — spielst du denn auf deine alten
Täge Indianer?"
„Alte Tage? - — Pp! — Solche Gemeinheit. Ich
und alt. Weil ich mal 8 Tage erkältet war? Laß doch
deine Anspielungen."
„Bruno — ja, aber warum denn in aller Welt?"
And sie dachte bei sich, daß er doch wohl verrückt ge-
worden sei.
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