Edclmann 7Z7
gaben nicht nach. Es zerstäubte unter
einem wohlgezielten Schuß von mir in
tausend Atome, und wir waren halbtot,
aber gereltet. Wir lagen sechs Monale
nebeneinander im Krankenhaus. Die Aus-
lagen Edelmanns stelltcn sich auf zirka
2000 Mark, außer der Eleklrischen. A. W.
Abhilfe
— vIch quäle mich ganz umsonst mit meinem
Musikunkerricht, Lerr Baumann, — Ihr
Iunge hat ein gar zu miserables Gehör."
— „Nanu, — gleich geh' ich mit ihm zuin
tcuerslen Ohrenarzt."
Fatale Neferenz
Zuchthausdirektor: „Mit Ihrer Fiih-
rung während Ihres zehnjährigen Ausent-
halts in der Anstalt war ich außerordentlich
zufrieden, Luber — wenn Sie nach Ihrer
Enllassung sich um eine neue Stelle bewer-
ben, können Sie sich stels auf mich berufen!"
Gute Hilfe
— „Elsch — hast nachsihen miissen, weil dir
deine Multer die Lausaufgaben gcmacht
hat"
— „Ich möcht' nur wissen, ob ich gestraft
worden bin, weil mir die Mutter geholfen
hat, oder weil die Aufgaben so schlecht ge-
macht waren?"
Veränderung
— „Als ich die ersten fünstausend Mark
Schulven bei Löwenseld hatte, konnle ich
manchmal nachts nicht schlasen. Ietzt sind's
hunderllausend, und das kümmert mich gar
nicht"
— „Vieileicht wird Löwenfeld jctzl manch-
mal nicht schlafen lönnen."
— „Nun, cs ist ja wahr, §>crr Regierungsral: unser Verein hat beim
Singen schlecht abgeschnitten, — aber deshalb brauchen Sie doch nicht so
untröstlich zu seinl"
— „Da soll man nicht untröstlich sein, wenn man bloß 'nen Troflpreis kriegt!"
Definitionen
Niederträchtig weh tat mir das, ganz scheußlich weh!
Aber nur die Eisenbahn war schuld daran gewesen, einzig
und allein die Eisenbahn, — ich selbst hatte mir nicht den
geringsten Vorwurf zu machen. Es hatte gefroren, die
Tritlbretter des Wagens waren glitschig geworden, und
deshalb hätte Sand daraus gestreut werden müssen. Es war
aber natürlich kein Sand daraus gestreut worden, und da
war ich beim Aussteigen ausgerutscht und hatte mir den
linken Fuß verstaucht.
Der erste Bekannte, mit dem ich nach diesem ilnfall zu-
sammen kam, war der Landgerichtsrat Streckling, von dem
das Gerücht geht, daß er ein hervorragender Iurist sei.
Ich erzählte ihm von meinen Schmerzcn, und daß ich Lust
hätte, die Eisenbahn zu verklagen. Die Schmerzen schienen
dem Landgerichtsrat Strcckling ganz gleichgültig zu sein,
aber das Verklagen interessterte ihn. „Ia, da wäre nun
also zuerst festzustellen," meinte er, „ob Ihr Ansall mit dem
Eisenbahnverkehr als solchem in ursächlichem Zusammenhang
steht. Antersuchen wir zunächst, was eine Eisenbahn ist.
Oder vielmchr: wir brauchen das gar nicht erst zu unter-
suchen, das steht schon längst in einer Reichsgerichtsent-
scheidung. Natürlich kenne ich sie auswendig. Passen Sie
auf! Das Reichsgericht gibt folgende Definition des Be-
griffs Eisenbahn: Ein Anternehmen, gerichtet auf wieder-
holte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht
ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage,
welche durch ihre Konsistenz, Konstruklion und Glätte den
Transport großer Gewichtsmassen beziehungswcise die Er-
zielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnclligkeil der
Transportbewcgung zu ermöglichen bestimmt ist und durch
diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Er-
zeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften
bei dem Betriebe des Anternehmens auf derselben eine
verhältnismäßig gewaltige (je nach de» Umständen nur in
bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben ver-
nichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung
zu erzeugen fähig ist."-
Der Landgerichtsrat Streckling sah mich an, als hätte
er mir ein großes Geschenk gemacht. Er holte lief Atem,
um weiter sprechen zu können, aber ich ließ ihn nicht dazu
kommen. Was war denn das fllr eine Art? Ich saß da
!99
gaben nicht nach. Es zerstäubte unter
einem wohlgezielten Schuß von mir in
tausend Atome, und wir waren halbtot,
aber gereltet. Wir lagen sechs Monale
nebeneinander im Krankenhaus. Die Aus-
lagen Edelmanns stelltcn sich auf zirka
2000 Mark, außer der Eleklrischen. A. W.
Abhilfe
— vIch quäle mich ganz umsonst mit meinem
Musikunkerricht, Lerr Baumann, — Ihr
Iunge hat ein gar zu miserables Gehör."
— „Nanu, — gleich geh' ich mit ihm zuin
tcuerslen Ohrenarzt."
Fatale Neferenz
Zuchthausdirektor: „Mit Ihrer Fiih-
rung während Ihres zehnjährigen Ausent-
halts in der Anstalt war ich außerordentlich
zufrieden, Luber — wenn Sie nach Ihrer
Enllassung sich um eine neue Stelle bewer-
ben, können Sie sich stels auf mich berufen!"
Gute Hilfe
— „Elsch — hast nachsihen miissen, weil dir
deine Multer die Lausaufgaben gcmacht
hat"
— „Ich möcht' nur wissen, ob ich gestraft
worden bin, weil mir die Mutter geholfen
hat, oder weil die Aufgaben so schlecht ge-
macht waren?"
Veränderung
— „Als ich die ersten fünstausend Mark
Schulven bei Löwenseld hatte, konnle ich
manchmal nachts nicht schlasen. Ietzt sind's
hunderllausend, und das kümmert mich gar
nicht"
— „Vieileicht wird Löwenfeld jctzl manch-
mal nicht schlafen lönnen."
— „Nun, cs ist ja wahr, §>crr Regierungsral: unser Verein hat beim
Singen schlecht abgeschnitten, — aber deshalb brauchen Sie doch nicht so
untröstlich zu seinl"
— „Da soll man nicht untröstlich sein, wenn man bloß 'nen Troflpreis kriegt!"
Definitionen
Niederträchtig weh tat mir das, ganz scheußlich weh!
Aber nur die Eisenbahn war schuld daran gewesen, einzig
und allein die Eisenbahn, — ich selbst hatte mir nicht den
geringsten Vorwurf zu machen. Es hatte gefroren, die
Tritlbretter des Wagens waren glitschig geworden, und
deshalb hätte Sand daraus gestreut werden müssen. Es war
aber natürlich kein Sand daraus gestreut worden, und da
war ich beim Aussteigen ausgerutscht und hatte mir den
linken Fuß verstaucht.
Der erste Bekannte, mit dem ich nach diesem ilnfall zu-
sammen kam, war der Landgerichtsrat Streckling, von dem
das Gerücht geht, daß er ein hervorragender Iurist sei.
Ich erzählte ihm von meinen Schmerzcn, und daß ich Lust
hätte, die Eisenbahn zu verklagen. Die Schmerzen schienen
dem Landgerichtsrat Strcckling ganz gleichgültig zu sein,
aber das Verklagen interessterte ihn. „Ia, da wäre nun
also zuerst festzustellen," meinte er, „ob Ihr Ansall mit dem
Eisenbahnverkehr als solchem in ursächlichem Zusammenhang
steht. Antersuchen wir zunächst, was eine Eisenbahn ist.
Oder vielmchr: wir brauchen das gar nicht erst zu unter-
suchen, das steht schon längst in einer Reichsgerichtsent-
scheidung. Natürlich kenne ich sie auswendig. Passen Sie
auf! Das Reichsgericht gibt folgende Definition des Be-
griffs Eisenbahn: Ein Anternehmen, gerichtet auf wieder-
holte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht
ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage,
welche durch ihre Konsistenz, Konstruklion und Glätte den
Transport großer Gewichtsmassen beziehungswcise die Er-
zielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnclligkeil der
Transportbewcgung zu ermöglichen bestimmt ist und durch
diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Er-
zeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften
bei dem Betriebe des Anternehmens auf derselben eine
verhältnismäßig gewaltige (je nach de» Umständen nur in
bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben ver-
nichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung
zu erzeugen fähig ist."-
Der Landgerichtsrat Streckling sah mich an, als hätte
er mir ein großes Geschenk gemacht. Er holte lief Atem,
um weiter sprechen zu können, aber ich ließ ihn nicht dazu
kommen. Was war denn das fllr eine Art? Ich saß da
!99