Begreiflich — „Das ist das erste Mal, daß Friy
nicht vor mir da ist. Aber ich will's
ihm nicht übel nehmen. Sonst kommt er vom Büro, aber heut'
ist Sonntag, — da wird er vielleicht was zu tun gehabt haben."
Revanche
Ich habe einmal einen Film geschrieben, ich gestehe es
ganz offen ein. Warum hätte ich es nicht tun sollen? Fast
jeder Deutsche schreibt heute Films. And ich war von
jeher stolz auf deutsche Eigenart. Es wäre doch ganz
unnational gewesen, wenn ich allein nicht für die Lein-
wand gedichtet hätte. Mein Film war sehr schön, davon
war ich felsenfest überzeugt. Warum sollte auch mein
Film nicht schön sein, da es doch die der übrigen
Deutschen auch sind. Alle Filme sind schön
nach Meinung der Verfasser, nur die Film-
gesellschaften haben kein Verständnis dafür.
Da liegt der Laken. Da lag auch mein Laken-
Denn die Filmgesellschajt, der ich meinen Film
einreichte, sandte ihn in ihrer Verständnislosig-
keit ungelesen postwendend zurück. Ein so
rasches Wiedersehen hatte ich billigerweise gar
nicht erwartet. Ich habe — ich sage das, um
mir die Sympathien der geschäftstüchtigen Mit-
welt zu erwerben — ich habe vorzügliche An-
lagen zum Commis-Voyageur. Ich ließ daher
meinen Film immer wieder reisen, so oft er
auch hinausgeschmiffen worden war. Er reiste
hin und reiste wieder her, andauernd. Das
nennt sich, wenn ich mich recht auf National-
ökonomie verstehe, der Kreislauf des Wirk-
schaftslebens. Dieser Kreislauf ist eine sehr
segensreiche Einrichtung, allerdings weniger für
mich als für die Post. Ste verdiente ein Leideü-
geld mit meinem Film. Das ist immer so, der
Filmdichter verdient damit am wenigsten. Da
die Post ein Staatsinstitut ist, kann ich mich
mit Fug und Recht als staatserhaltende Per-
son bezeichnen; denn durch nichts erhält man
den Staat beffer als durch Vergrößerung seiner
Einnahmen. Mein Film reiste zweihundert
Mal hin und her, dann wurde mir die Sache zu
dumm, mehr staatserhaltende Tätigkeit kann niemand
von mir verlangen. Ia früher, als ein Brief noch
zehn Pfennige kostete, hatte man es wesentlich leichter,
den Staat z» erhalten. Leute aber, wenn man den
Staat erhalten will, macht man selbst Bankrott da-
bei. Ein Filmdichter, der andauernd nur zur Ver-
größerung des eigenen Defizits dichtet, kann den Staat
nicht ewig erhalten. Wer war daran schuld, daß ich
meine staatserhaltende Tätigkeit einstcllen mußte?
Niemand anders als die sechzig Millionen Deutsche,
die auch Films dichteten. Eine solche Konkurrenz zer-
mürbt das größte Genie. Ich bin also vollauf ent-
schuldigt, wenn ich heute zermürbt bin. Aber ich
konnte diese Zermürbung nicht ungestraft an mir
vollziehen lassen. Ich habe mich daher an meinen
sechzig Millionen Konkurrenten gerächt Ich machte
ein Filmprüfungsbüro auf. Das war rasch geschehen;
einen Schreibtisch und ein Tintenfaß besitze ich ohne-
hin. Dann ließ ich mir ein paar tausend Zettel
drucken mit der Aufschrift: „Zu unserem größten
Bedauern können wir von Ihrem Manuskript keinen
Gebrauch machen. Lochachtungsvollst Lekuba." Als
das geschehen war, inserierte ich in allen möglichen
Zeitungen, daß ich gegen gleichzeitige Einsendung
von zwanzig Mark jedes Film-Manuskript auf seine
Brauchbarkeit prüfe und eventuell auch für Ver-
filmung Sorge trage. Seitdem verdiene ich täglich
mindestens zweihundert Mark uud habe nichts an-
deres zu tun als die Manuskripte auszupacken und, unge-
lesen, postwendend wieder zurückzusende». Letuba
Frommer Wunsch
Lerr: „Na, um Sie los zu werden, will ich Ihnen ciue Tube
von Ihrem Mittel gegen den Rheumatismus abkaufen!"
Lausierer: „Vielen Dank — hoffentlich können Sie's mal
gebrauchen!"
— „Schaut 's nöt so dumm, sondern freßt's mehr! Ietz' hoaßt
's mehr Mülch vroduzier'n, weil's wieda teuerer wor'n is."
nicht vor mir da ist. Aber ich will's
ihm nicht übel nehmen. Sonst kommt er vom Büro, aber heut'
ist Sonntag, — da wird er vielleicht was zu tun gehabt haben."
Revanche
Ich habe einmal einen Film geschrieben, ich gestehe es
ganz offen ein. Warum hätte ich es nicht tun sollen? Fast
jeder Deutsche schreibt heute Films. And ich war von
jeher stolz auf deutsche Eigenart. Es wäre doch ganz
unnational gewesen, wenn ich allein nicht für die Lein-
wand gedichtet hätte. Mein Film war sehr schön, davon
war ich felsenfest überzeugt. Warum sollte auch mein
Film nicht schön sein, da es doch die der übrigen
Deutschen auch sind. Alle Filme sind schön
nach Meinung der Verfasser, nur die Film-
gesellschaften haben kein Verständnis dafür.
Da liegt der Laken. Da lag auch mein Laken-
Denn die Filmgesellschajt, der ich meinen Film
einreichte, sandte ihn in ihrer Verständnislosig-
keit ungelesen postwendend zurück. Ein so
rasches Wiedersehen hatte ich billigerweise gar
nicht erwartet. Ich habe — ich sage das, um
mir die Sympathien der geschäftstüchtigen Mit-
welt zu erwerben — ich habe vorzügliche An-
lagen zum Commis-Voyageur. Ich ließ daher
meinen Film immer wieder reisen, so oft er
auch hinausgeschmiffen worden war. Er reiste
hin und reiste wieder her, andauernd. Das
nennt sich, wenn ich mich recht auf National-
ökonomie verstehe, der Kreislauf des Wirk-
schaftslebens. Dieser Kreislauf ist eine sehr
segensreiche Einrichtung, allerdings weniger für
mich als für die Post. Ste verdiente ein Leideü-
geld mit meinem Film. Das ist immer so, der
Filmdichter verdient damit am wenigsten. Da
die Post ein Staatsinstitut ist, kann ich mich
mit Fug und Recht als staatserhaltende Per-
son bezeichnen; denn durch nichts erhält man
den Staat beffer als durch Vergrößerung seiner
Einnahmen. Mein Film reiste zweihundert
Mal hin und her, dann wurde mir die Sache zu
dumm, mehr staatserhaltende Tätigkeit kann niemand
von mir verlangen. Ia früher, als ein Brief noch
zehn Pfennige kostete, hatte man es wesentlich leichter,
den Staat z» erhalten. Leute aber, wenn man den
Staat erhalten will, macht man selbst Bankrott da-
bei. Ein Filmdichter, der andauernd nur zur Ver-
größerung des eigenen Defizits dichtet, kann den Staat
nicht ewig erhalten. Wer war daran schuld, daß ich
meine staatserhaltende Tätigkeit einstcllen mußte?
Niemand anders als die sechzig Millionen Deutsche,
die auch Films dichteten. Eine solche Konkurrenz zer-
mürbt das größte Genie. Ich bin also vollauf ent-
schuldigt, wenn ich heute zermürbt bin. Aber ich
konnte diese Zermürbung nicht ungestraft an mir
vollziehen lassen. Ich habe mich daher an meinen
sechzig Millionen Konkurrenten gerächt Ich machte
ein Filmprüfungsbüro auf. Das war rasch geschehen;
einen Schreibtisch und ein Tintenfaß besitze ich ohne-
hin. Dann ließ ich mir ein paar tausend Zettel
drucken mit der Aufschrift: „Zu unserem größten
Bedauern können wir von Ihrem Manuskript keinen
Gebrauch machen. Lochachtungsvollst Lekuba." Als
das geschehen war, inserierte ich in allen möglichen
Zeitungen, daß ich gegen gleichzeitige Einsendung
von zwanzig Mark jedes Film-Manuskript auf seine
Brauchbarkeit prüfe und eventuell auch für Ver-
filmung Sorge trage. Seitdem verdiene ich täglich
mindestens zweihundert Mark uud habe nichts an-
deres zu tun als die Manuskripte auszupacken und, unge-
lesen, postwendend wieder zurückzusende». Letuba
Frommer Wunsch
Lerr: „Na, um Sie los zu werden, will ich Ihnen ciue Tube
von Ihrem Mittel gegen den Rheumatismus abkaufen!"
Lausierer: „Vielen Dank — hoffentlich können Sie's mal
gebrauchen!"
— „Schaut 's nöt so dumm, sondern freßt's mehr! Ietz' hoaßt
's mehr Mülch vroduzier'n, weil's wieda teuerer wor'n is."