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Nittag

In den Straßen liegt heller Sonnenschein,
Alles ist noch so morgenrein,

Und -ie Glocke fängt an ;u brummen.

Aus allen Schloten ein Iähnlein weht,
Der blanke Turmhahn -reht un- bläht
Sich oben in -er Sonne.

Langsam, als hätt' sie sich verfrüht,
Singt sie ihr ewiges Nittagslied
Unö hört nicht auf zu summen.

Die Glocke schweigt, ihr Lieö verhallt,
Der letzte Ton verweht am Walö,
Zitternö vor Sommerwonne.

A. w.

Herrn Kröpelfinks Vorschlag

Es hatte grade elf llhr nachts geschlagen, — das heißt:
die llhr hatte natürlich nur ihre herkömmlichen elf Schläge
getan; daß es zur Nachtzeit war und nicht am Vormittag,
diese Erkenntnis mußte aus andern Eindrücken geschöpft
werden, — also: es war grade elf llhr nachts. Der Nacht-
redakteur der „Morgenzeitung" war eben mit seiner Arbeit
fertig geworden, gleich sollten die Maschinen anfangen, zu
drucken, — da kam der Privatier, Lausbesiher und Stamm-
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tischgast in der „Grauen Gans," Lerr Kröpelfink, angelaufen.
Lerr Kröpelfink war ganz außer Atem, so eilig hatte er es
gehabt. Er reichte dem Redakteur einen Zettel und keuchte:
„Bitte, — Vorschlag aus dem Leserkreise! Außerordentliche
Idee, — eben an unserm Stammtiich gehabt. Angeheure
Ersparniffe am Volksvermögen lassen sich auf diese Weise
erzielen. Muß so schnell wie möglich gebracht werden. Nicht
wahr, — Sie tun mir den Gefallen?"

Die „Morgenzeitung" hat eine Rubrik: „Stimmen aus
dem Lejerkreise" — ohne Verantworllichkeit der Redaktion.
 
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