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Dte Badereise

Geistreich sind die Theorien,
Gut durchdacht die Therapien,
Doch besieht man sie bei Licht,
Leider Gotts, sie helfen nicht!

Krauses gehn, erschöpft bereits,
Zur Erholung in die Schweiz.
Sie wird rundlich, Krause, der
Wieder dünn als wie vorher.

A. W.

Gesährliche Lage

Ein Fischerboot kommt mit einem frischen Flundernfange
am Strande an. Seifenbergs schauen dem Ausladen mit
Intereffe zu. „Is doch eigentlich 'n zu komisches Tier, so eine
Flunderl" sagt Äerr Seifenberg. „Das Maul ganz schief,
und beide Augen auf einer Seite."

Dr. Bockelstedt, der Zoologe, ist dabei und belehrt. „D er
Flunder," spricht er mit Nachdruck, „der Flunder hat als
junger Fisch zunächst die Augen aus beiden Seiten der
Nase, um mich volkstümlich auszudrücken. Allmählich aber
verdreht sich der Kopf derart, daß beide Augen auf eine
Seite zu stehn kommen. Der Grund ist einfach der, daß der
Fisch meist mit der einen Seite auf dem Schlamm oder Sande
des Meeresbodens liegt, — da rutscht dann eben das eine
Auge nach und nach auf die dem Lichle zugewendete Seite."

Seifenbergs wundern sich sehr darüber. Auf einmal
aber fällt Frau Seifenberg etwas ein. „Last du's gehört,
Albert!" spricht ste zu ihrem Gatten. „And du liegst auch
immer egal auf der rechten Seite im Bett!" -on.

Der Emil Pichler halte eigentlich eine blendende Glatze.
Das wußte aber niemand, denn der Laarkranz von Ohr
zu Ohr war zu solcher Länge gezüchtet und täglich von
einem Friseur, der schon fast als Innenarchitekt gelten
konnte, so kunstvoll über den Stirnfortsatz arrangiert, daß
jeder den Emil Pichler nur als gutfrisierten Dandy kannte.

Der Emil Pichler war ein leidenschaftlicher Schwimmer
und glänzender Taucher. So kam es, daß er stch im Seebad
an einem Wettauchen beleiligte, das etwa ein Dutzend Lerrn
vor dcn Augen des Preisrichters und der neugierigen Menge
in den Fluten verschwinden ließ.

In geringcn Zeitabständen erschienen die Taucher wieder,
prustend und schnaufend. Einigen Amstehenden vielleicht
war es flüchtig ausgesallen, daß eine strahlende Glatze mit
aufgetaucht war, die man gar nicht hatte untertauchen sehen.
Der Richter aber starrke stumm auf die Wafferoberfläche.
Es vergingen eine Minute — zwei Minuten — die er-
schienenen Taucher wurden unruhig — da tönte es endlich
vom Richterstuhl: „Nu wird's aber ungemütlich, der Pichler
kommt anscheinend überhaupt nicht mehr!"

Angenehmerer Verkehr

Fischer Lein Poguttke fuhr die Familie Miesemack in
seinem Segelboot spazieren. Miesemacks hatten sehr viel
zu fragen, und Poguttke hatte sehr viel zu antworten.
Schließlich erkundigte sich Lerr Miesemack jovial: „Na,
und wenn die Saison vorüber ist, dann fangen Sie wieder
Fische. Wer ist Ihnen nunckieber, — die Fische oder die
Badegäste?"

Poguttke brauchte sich nicht zu besinnen. Schlicht sprach
er: „Die Fisch', — die können nicht reden." Piro

— „Wenn du uns drei Mark schenkst, Onkel Paul, buddeln wir
noch ein halb Meter tiefer, — dann kann euch keiner sehn."

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