Meine Sommerreise Vo» I. F,a»k
Ich hatte es mir fest vorgcnommcn. „Das nächste Iahr machst dn
wieder mal eine Sommerreise", hatte ich mir schon vor Weihnachten
gesagt. „Gleich von Neujahr an triffst du die finanziellen Vorbereitungen,
du wirst dir täglich eine Zigarre vom Mund absparen, eine Zigarre
zu einer Mark. Das ist ein Opfer, ein Brandopfer gewissermaßen, aber
doch kein allzu großes; denn um eine Mark erhältst du doch nur ein
ganz elendes Kraut. Von Neujahr bis Ende Iuli bringst du auf diese
Weise zweihundert Mark zusammcn, damit kannst du fchon eine zwei-
tägige Sommerreise unternehmen, bei ganz bescheidenen Ansprüchen.
Na, bescheiden bist du ja, die Tugend hast du ja in den letzten Iahren
zwangsweise gelernt. Aber da du schon jahrelang nicht mehr gereist
bist, möchtest du in diesem Sonimer ausnahmsweise mal mehr riskieren
als einen zweitägigen Spaziergang. Du mußt also noch mehr opfern
als die tägliche Zigarre. Beispielsweise die Kunst, die opfert man am
leichtesten. Wenn du sechs Monate in kein Theater gehst, deshalb rich-
test du in dir noch lange keine geistige Verheerung an, eher schon, wenn
du heutzutage sechs Monate ununterbrochen hineingingest. Dann kausst
du dir mal ein halbes Iahr keine Bücher. Glaubst du wirklich, daß du
unbedingt lesen mußt, dann nimm deine Zeitung zur Land, da stehen
soviele Spalten, die du bisher übersprungen hast. Das Feuilleton ver-
vermittelt dir mehr Bildung, als du übcrhaupt brauchen kannst. Bücher
machen unbedingt einseitig. Die Zeitung bringt Politik, Wetterberichtc,
Nomane, Landel und Familiennachrichten, eine so universale Bildung
kriegst du sonst nirgends täglich zweimal geliefert. Was du sonst für
Kunst verschwendet hättest in deinem Bildungsleichtsinn, das kommt in
die Neisekaffe." Das war der große Monolog gewesen, auf Grund deffen
ich an Neujahr meine großzügige Sparaktion begann. Ein altes Zigarren-
kistchen avancierte ich zur Reisekasse, brachte im Deckel einen Schlitz an,
grade groß genug zur Versenkung von Reichsdarlehenskassenscheinen,
und nagelte dann das Kistchen zu, damit ich nicht mal in Versuchung
käme, schon vor Beginn meines Arlaubs daraus vielleicht irrtümlicher-
weise eine Bierreise zu bestreiten.
Die ersten Monate meiner Sparaktion waren vorüber. Es war
gerade der erste iZlpril. Nun, zwei- bis dreihundert Mark mochten infolge
1l6
I^Ioi- I<S3N /^engfte!
/s, 1.iewer, vor so fimk, lecfis /sstr,
tVie uns cle Krieg wss tteies wsr,
iiot ffreicl (un /tngst!) t>ei Osg un tlscfit
Oe greefite Lei^stsls rnerb gemsciit
stlit Limmeliern un Oenlce:
„VVss lcennt') mer clsnn nor scfienlce?"
Lslcl wsrn clie Lcfiitregrüwe 'l'rump,
I/n Ligsrn, Lttioclielsck un Ltrump,
psstille, Lciinsps — es getit ensus
t/n ffrss un täeeclcfie clenlct sicti sus
Leim Kocfie un beim Ltricste:
„Wss lcennt mer nor nocfi scfiiclie?"
Osnn tieest's: 's wercl skgeliwwert jett
l)es 2inn un stlessing — gsnre 8ütt
Von Oeller, Kumpe kriefin cle Lciilsg,
Oie Kuciiekorm, clie Zettfisscki sscii —
täer cluiin uns blos bestnne:
„HVss Icennt mer clsnn nocii sinne?"
iäsncii Orgrostniutter, Osnte, Leetii/)
iiot stcii im 6rsi> erumgeclreiit —
/VI ssns, iiir /unge, iisust iiir nor
(stler Icrieiit jo jett sscii 6elcl cleior!)
I/n clenlit iieim ^ikeliroppe:^)
„V/ss Icennt mer nocii ve'Iiloppe?"
I/ss asnmol rumpelt wss clo clrein —
I)ie Krenli, cles Icennt cle stlsge tein!
ifier sciiennt, stistt Kiewe, leekt un steiit,
Ve'reistt cle Kopp stcii krieii un speet,
» 6Ios nocst ust /Isns ve'sesse:
„V/ss Icennt mer clsnn nor ette?"
's is nimmestr scsteen ust clere IVelt,
I/n jecler Orecli stost cleier Lelcl.
V/ostl clem, cler jett sls nscstts nocst lcstlskt,
Im ssrsum e pssr puncl Kostle lieekt
I/n nit must stsrkust Isske:
„V/ss Icennt mer nor ve'stsske?"
Kssn Zilcl, Icssn Lilwer mestr im ifisus,
V/eiÜLeig un ifiewel wsnnern sus —
V/er gistt wss sor mein Lcstlisselstuncl?
IZsll ukk, stslcl lein mer ukkem iluncl
I/n frekle wiclcler Kiewe —
„stlor still, jett ckustn mer kcliiewe!"
') könnte. ") Oodt, ?3tin. ^) tlete ptanne.
Im Konzert
Zuhörer ipianisstmo): „Doiinerwetter, warum
spielen die denn so leise — da verdirbt man
sich ja die Ohren!"
Einfaches Verfahren
— „Wie sind Sie eigentlich durch den Doktor
so rasch um Ihrcn Daumen gekommen?"
— „O, ganz einfach, er kam, sah, sägte!"
Ich hatte es mir fest vorgcnommcn. „Das nächste Iahr machst dn
wieder mal eine Sommerreise", hatte ich mir schon vor Weihnachten
gesagt. „Gleich von Neujahr an triffst du die finanziellen Vorbereitungen,
du wirst dir täglich eine Zigarre vom Mund absparen, eine Zigarre
zu einer Mark. Das ist ein Opfer, ein Brandopfer gewissermaßen, aber
doch kein allzu großes; denn um eine Mark erhältst du doch nur ein
ganz elendes Kraut. Von Neujahr bis Ende Iuli bringst du auf diese
Weise zweihundert Mark zusammcn, damit kannst du fchon eine zwei-
tägige Sommerreise unternehmen, bei ganz bescheidenen Ansprüchen.
Na, bescheiden bist du ja, die Tugend hast du ja in den letzten Iahren
zwangsweise gelernt. Aber da du schon jahrelang nicht mehr gereist
bist, möchtest du in diesem Sonimer ausnahmsweise mal mehr riskieren
als einen zweitägigen Spaziergang. Du mußt also noch mehr opfern
als die tägliche Zigarre. Beispielsweise die Kunst, die opfert man am
leichtesten. Wenn du sechs Monate in kein Theater gehst, deshalb rich-
test du in dir noch lange keine geistige Verheerung an, eher schon, wenn
du heutzutage sechs Monate ununterbrochen hineingingest. Dann kausst
du dir mal ein halbes Iahr keine Bücher. Glaubst du wirklich, daß du
unbedingt lesen mußt, dann nimm deine Zeitung zur Land, da stehen
soviele Spalten, die du bisher übersprungen hast. Das Feuilleton ver-
vermittelt dir mehr Bildung, als du übcrhaupt brauchen kannst. Bücher
machen unbedingt einseitig. Die Zeitung bringt Politik, Wetterberichtc,
Nomane, Landel und Familiennachrichten, eine so universale Bildung
kriegst du sonst nirgends täglich zweimal geliefert. Was du sonst für
Kunst verschwendet hättest in deinem Bildungsleichtsinn, das kommt in
die Neisekaffe." Das war der große Monolog gewesen, auf Grund deffen
ich an Neujahr meine großzügige Sparaktion begann. Ein altes Zigarren-
kistchen avancierte ich zur Reisekasse, brachte im Deckel einen Schlitz an,
grade groß genug zur Versenkung von Reichsdarlehenskassenscheinen,
und nagelte dann das Kistchen zu, damit ich nicht mal in Versuchung
käme, schon vor Beginn meines Arlaubs daraus vielleicht irrtümlicher-
weise eine Bierreise zu bestreiten.
Die ersten Monate meiner Sparaktion waren vorüber. Es war
gerade der erste iZlpril. Nun, zwei- bis dreihundert Mark mochten infolge
1l6
I^Ioi- I<S3N /^engfte!
/s, 1.iewer, vor so fimk, lecfis /sstr,
tVie uns cle Krieg wss tteies wsr,
iiot ffreicl (un /tngst!) t>ei Osg un tlscfit
Oe greefite Lei^stsls rnerb gemsciit
stlit Limmeliern un Oenlce:
„VVss lcennt') mer clsnn nor scfienlce?"
Lslcl wsrn clie Lcfiitregrüwe 'l'rump,
I/n Ligsrn, Lttioclielsck un Ltrump,
psstille, Lciinsps — es getit ensus
t/n ffrss un täeeclcfie clenlct sicti sus
Leim Kocfie un beim Ltricste:
„Wss lcennt mer nor nocfi scfiiclie?"
Osnn tieest's: 's wercl skgeliwwert jett
l)es 2inn un stlessing — gsnre 8ütt
Von Oeller, Kumpe kriefin cle Lciilsg,
Oie Kuciiekorm, clie Zettfisscki sscii —
täer cluiin uns blos bestnne:
„HVss Icennt mer clsnn nocii sinne?"
iäsncii Orgrostniutter, Osnte, Leetii/)
iiot stcii im 6rsi> erumgeclreiit —
/VI ssns, iiir /unge, iisust iiir nor
(stler Icrieiit jo jett sscii 6elcl cleior!)
I/n clenlit iieim ^ikeliroppe:^)
„V/ss Icennt mer nocii ve'Iiloppe?"
I/ss asnmol rumpelt wss clo clrein —
I)ie Krenli, cles Icennt cle stlsge tein!
ifier sciiennt, stistt Kiewe, leekt un steiit,
Ve'reistt cle Kopp stcii krieii un speet,
» 6Ios nocst ust /Isns ve'sesse:
„V/ss Icennt mer clsnn nor ette?"
's is nimmestr scsteen ust clere IVelt,
I/n jecler Orecli stost cleier Lelcl.
V/ostl clem, cler jett sls nscstts nocst lcstlskt,
Im ssrsum e pssr puncl Kostle lieekt
I/n nit must stsrkust Isske:
„V/ss Icennt mer nor ve'stsske?"
Kssn Zilcl, Icssn Lilwer mestr im ifisus,
V/eiÜLeig un ifiewel wsnnern sus —
V/er gistt wss sor mein Lcstlisselstuncl?
IZsll ukk, stslcl lein mer ukkem iluncl
I/n frekle wiclcler Kiewe —
„stlor still, jett ckustn mer kcliiewe!"
') könnte. ") Oodt, ?3tin. ^) tlete ptanne.
Im Konzert
Zuhörer ipianisstmo): „Doiinerwetter, warum
spielen die denn so leise — da verdirbt man
sich ja die Ohren!"
Einfaches Verfahren
— „Wie sind Sie eigentlich durch den Doktor
so rasch um Ihrcn Daumen gekommen?"
— „O, ganz einfach, er kam, sah, sägte!"