— „Sehen Sie, §>err Schnuppe, die Loffnung ist das Beste im Leben!
And ste kostet nichts."
— „Kostet nichts? Na, Sie spielen wohl nicht in der Staatslotterie."
Der rote Sonnenschirm
da und wartete, was der mit Recht erzürnte Nachbar wohl
sagen würde. Der aber hatte jetzt auch Angst. Er ließ die
Larke fallen, die ihm auf einmal als völkerrechtswidrige
Waffe im Kampf gegen ein schwaches Luhn erschien, und
schämte sich, eben „Bestie" und „verdammter Satan" gerufen
zu haben, welche unziemlichen Ausdrücke die junge Dame
auf der andcrn Scite des Zauns doch gehört haben mußte.
Schlicßlich fand er, das paffende Wort wäre jetzt auf jeden
Fall „Guten Tag!" und das sprach er denn auch aus.
„Guten Tag, gnädiges Fräulein!" sagte er.
„Guten Tag, mein Lerr!" entgegnete Fräulein Reh-
binder und, nach einer Pause, mit einem Seufzer: „Ach,
das schreckliche Luhn! Es tut mir furchtbar leid, daß dies
wicder vorgekommen ist. Loffentlich ist Ihren Pflanzen
nichts geschehn."
„Aber ganz und gar nicht," erklärte Lerr Gelzenleichter
und stellke sich schnell vor drei rauh herausgekratzte Pflanzen;
es wäre ihm sehr peinlich gewesen, wenn die junge Dame
die gesehen hätte. Lier war ritterliches Venehmen an-
gebracht, fühlte er und sagte deshalb, der unbedeutende
Vorsall dürfte überhaupt nicht erwähnt werden, und es täte
ihm auch leid, daß er damals den Brief gcschrieben hätte,
der vielleicht bei dem gnädigen Fräulein den Eindruck erweckt
hätte, einen zänkischen Nachbarn bekommen zu haben. Lierauf
faßte Fräulein Nehbinder Mut und sagte, das hätte ste
gewiß nicht gedacht, worauf Lerr Ge'zenleichter entgegnete,
es käme so viel auf gute Nachbarschaft an, und er wäre
überzeugt, eine solche würde gewiß immer zwischen ihnen
bestehen.
So war nun die Bekanntschaft glücklich gemacht, die
sonst vielleicht niemals zustande gekommen wäre, und das
wäre schade gewesen, denn sie brachte Fräulein Rehbinder
und Lerrn Gelzenleichtcr eine schöne Zeit. Schon zwei
Wochen später sah Fräulein Rehbinder, ehe sie aus dem
Lause ging, statt ein- oder zweimal, wie sich das überhaupt
für jedes weibliche Wesen gehört, drei- oder viermal in den
Spiegel, damit sie auch hübsch in Ordnung wäre und vor
allem nicht an ihrer Frisur etwas zu tadeln wäre. Denn
sie hatte schon gemerkt, daß Lerr Gelzenleichter selbst auf
seinen Anzug und seine äußere Lerrichtung sehr viel hielt.
Aber natürlich tat ste das auch nicht nur um des ordent-
lichen, sondern auch des möglichst hübschen Aussehens willen.
lFortsetzung auf Seite IZ7i
135
And ste kostet nichts."
— „Kostet nichts? Na, Sie spielen wohl nicht in der Staatslotterie."
Der rote Sonnenschirm
da und wartete, was der mit Recht erzürnte Nachbar wohl
sagen würde. Der aber hatte jetzt auch Angst. Er ließ die
Larke fallen, die ihm auf einmal als völkerrechtswidrige
Waffe im Kampf gegen ein schwaches Luhn erschien, und
schämte sich, eben „Bestie" und „verdammter Satan" gerufen
zu haben, welche unziemlichen Ausdrücke die junge Dame
auf der andcrn Scite des Zauns doch gehört haben mußte.
Schlicßlich fand er, das paffende Wort wäre jetzt auf jeden
Fall „Guten Tag!" und das sprach er denn auch aus.
„Guten Tag, gnädiges Fräulein!" sagte er.
„Guten Tag, mein Lerr!" entgegnete Fräulein Reh-
binder und, nach einer Pause, mit einem Seufzer: „Ach,
das schreckliche Luhn! Es tut mir furchtbar leid, daß dies
wicder vorgekommen ist. Loffentlich ist Ihren Pflanzen
nichts geschehn."
„Aber ganz und gar nicht," erklärte Lerr Gelzenleichter
und stellke sich schnell vor drei rauh herausgekratzte Pflanzen;
es wäre ihm sehr peinlich gewesen, wenn die junge Dame
die gesehen hätte. Lier war ritterliches Venehmen an-
gebracht, fühlte er und sagte deshalb, der unbedeutende
Vorsall dürfte überhaupt nicht erwähnt werden, und es täte
ihm auch leid, daß er damals den Brief gcschrieben hätte,
der vielleicht bei dem gnädigen Fräulein den Eindruck erweckt
hätte, einen zänkischen Nachbarn bekommen zu haben. Lierauf
faßte Fräulein Nehbinder Mut und sagte, das hätte ste
gewiß nicht gedacht, worauf Lerr Ge'zenleichter entgegnete,
es käme so viel auf gute Nachbarschaft an, und er wäre
überzeugt, eine solche würde gewiß immer zwischen ihnen
bestehen.
So war nun die Bekanntschaft glücklich gemacht, die
sonst vielleicht niemals zustande gekommen wäre, und das
wäre schade gewesen, denn sie brachte Fräulein Rehbinder
und Lerrn Gelzenleichtcr eine schöne Zeit. Schon zwei
Wochen später sah Fräulein Rehbinder, ehe sie aus dem
Lause ging, statt ein- oder zweimal, wie sich das überhaupt
für jedes weibliche Wesen gehört, drei- oder viermal in den
Spiegel, damit sie auch hübsch in Ordnung wäre und vor
allem nicht an ihrer Frisur etwas zu tadeln wäre. Denn
sie hatte schon gemerkt, daß Lerr Gelzenleichter selbst auf
seinen Anzug und seine äußere Lerrichtung sehr viel hielt.
Aber natürlich tat ste das auch nicht nur um des ordent-
lichen, sondern auch des möglichst hübschen Aussehens willen.
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