Der rote Sonnenschirm
Die beiden Nachbarn trafen stch jetzt fast jeden Tag, da ja
der Strand ein selbstverfiändlich gemeinsames Ziel war,
und aus knappen Begegnungen und Begrüßungen wurden
allmählich ein längeres Nebeneinanderschreiten und Anter-
haltungen, die anfangs wenig übex das nächstliegende Thema
der Ortsverhältniffe hinausgingen.
Die Badezeit, die sogenannte Saison, kam und brachte
in dem bescheidenen Kurgarten bescheidene Konzerte. Fräu-
lein Rehbinder und Äerr Gelzenleichter stellten an must-
kalische Darbielungen keine großen Anforderungen; ste
hörten das zumeist aus sogenannten Potpourris zusammen-
gestellle Programm an, aber sie wären kaum eigens dazu
hingegangen, wenn sich nicht eben dadurch die angenehme
Möglichkeit eines nachmittäglichen Beisainmensitzens ergeben
hätle. Lerr Gelzenleichter drachte hin und wieder eine Nose
für Fräulein Rehbinder aus seinem Garten mit, — zuerst
mit der schüchternen Begründung. daß es ein besonders
schön geratenes Exemplar wäre, an dem er stch nicht allein
erfreuen wollte, dann später als eine mehr selbstverständliche,
wohl angebrachte Gabe. Es waren jetzt eine ganze Menge
Leute zum Sommeraufenthalt da, die Fräulein Nehbinder
und Lerrn Gelzenleichter kannten, und darunter manche,
natürlich Damen, die sich schließlich mit Angeduld fragten:
„Ia, wann kommt denn die Verlobung? Zu warten haben
die beiden doch nicht nötig, und gar so lange Zeit haben
sie doch auch schließlich nicht übrig."
Sie halten ganz recht damit. Ia, Lerr Gelzenleichter
war auch schon zu dieser Aeberlegung gekommen und klagte
sich selbst bereits seit einiger Zeit jeden Nachmittag, wenn
er in den Kurgarten ging, allzu großer Schüchternheit an.
mit dem festen Vorsah, ste sofort, oder nein, das wäre ein
zu großer Sprung, wenigftens bald zu überwinden. Was
Fräulein Rehbinder anbetraf, so hatte sie sich schon ein paar
Male die Frage durch den Kopf gehen laffen, welches Laus
man wohl behälten würde. Ob ste das ihre verkaufen würde?
Denn das andere, das des Lerrn Andreas Gelzenleichter,
war eigentlich doch das schönere, und zwei konnte man doch
nicht gebrauchen.
Ende August mußte Lerr Gelzenleichter auf eine Woche
zu seiner verheirateten Schwester nach Berlin fahren. Er
täte es gar nicht gern, sagte er zu Fräulein Rehbinder,
denn es wäre doch gerade so schön hier. Aber er würde
stch erlauben, einmal aus Berlin einen Gruß zu senden.
And hoffentlich würde das Wetter nachher noch recht lange
schön sein, damit man noch oft im Kurgarten zusammensitzen
könnte. Fräulein Nehbinder sagte, sie würde stch über einen
Gruß sehr freuen, und es schien nun eigentlich klar, daß
nach Lerrn Gelzenleichters Rückkehr, wenn die Trennung ihm
Mut gegeben hatte, alles zu schöner Ordnung kommen würde.
Er schickte nicht nur einen Gruß, sondern zwei, und aus
dem zweiten Kärtchen erlaubte er stch die Anzeige: „Ich
kehre am nächsten Montag mit dem Tagesschnellzuge zuiück
und hoffe, Sie bei bestem Wohlsein zu begrüßen." — Diese
Karte traf am Sonntag ein, und am Montag vormittag
fuhr Fräulein Rehbinder in die Skadt, einen neuen Sonnen-
schirm zu kaufen. Sie wählte jenen rolen Schirm, der nun
im Schrank aus Kirschbaumholz versteckt ist, und zahlte
vierzig Mark dafür, was damals viel Geld für einen Sonnen-
schirm war. Aber sie war recht glücklich ihn zu besitzen, —
glücklich bis zum Abend. Das war keine lange Zeit, doch
manchmal hält das Glück über etwas Errungenes noch viel
weniger lange vor. Vor der Rückfahrt wollte sie auf dem
Bahnhof einen kleinen Fahrplan der Vorortzüge kausen;
Odol, das sicherste Mittel zur Gesunderhaltung der Zähne, ist jedermann bekannt. Will man zur mechanischen
Reinigung der Zähne noch eiir besonderes Präparat
gebrauchen, so ist die Odol-Zahnpasta bestens zu emp-
fehlen. Sie wirkt durch ihren Gehalt an heilsamen,
dabei aber unschädlichen Salzen mild desinfizierend
und verhütet bei täglichem Gebrauch die häßliche Ver-
färbung der Zähne und die Bildung von Zahnstein.
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1Z7
Die beiden Nachbarn trafen stch jetzt fast jeden Tag, da ja
der Strand ein selbstverfiändlich gemeinsames Ziel war,
und aus knappen Begegnungen und Begrüßungen wurden
allmählich ein längeres Nebeneinanderschreiten und Anter-
haltungen, die anfangs wenig übex das nächstliegende Thema
der Ortsverhältniffe hinausgingen.
Die Badezeit, die sogenannte Saison, kam und brachte
in dem bescheidenen Kurgarten bescheidene Konzerte. Fräu-
lein Rehbinder und Äerr Gelzenleichter stellten an must-
kalische Darbielungen keine großen Anforderungen; ste
hörten das zumeist aus sogenannten Potpourris zusammen-
gestellle Programm an, aber sie wären kaum eigens dazu
hingegangen, wenn sich nicht eben dadurch die angenehme
Möglichkeit eines nachmittäglichen Beisainmensitzens ergeben
hätle. Lerr Gelzenleichter drachte hin und wieder eine Nose
für Fräulein Rehbinder aus seinem Garten mit, — zuerst
mit der schüchternen Begründung. daß es ein besonders
schön geratenes Exemplar wäre, an dem er stch nicht allein
erfreuen wollte, dann später als eine mehr selbstverständliche,
wohl angebrachte Gabe. Es waren jetzt eine ganze Menge
Leute zum Sommeraufenthalt da, die Fräulein Nehbinder
und Lerrn Gelzenleichter kannten, und darunter manche,
natürlich Damen, die sich schließlich mit Angeduld fragten:
„Ia, wann kommt denn die Verlobung? Zu warten haben
die beiden doch nicht nötig, und gar so lange Zeit haben
sie doch auch schließlich nicht übrig."
Sie halten ganz recht damit. Ia, Lerr Gelzenleichter
war auch schon zu dieser Aeberlegung gekommen und klagte
sich selbst bereits seit einiger Zeit jeden Nachmittag, wenn
er in den Kurgarten ging, allzu großer Schüchternheit an.
mit dem festen Vorsah, ste sofort, oder nein, das wäre ein
zu großer Sprung, wenigftens bald zu überwinden. Was
Fräulein Rehbinder anbetraf, so hatte sie sich schon ein paar
Male die Frage durch den Kopf gehen laffen, welches Laus
man wohl behälten würde. Ob ste das ihre verkaufen würde?
Denn das andere, das des Lerrn Andreas Gelzenleichter,
war eigentlich doch das schönere, und zwei konnte man doch
nicht gebrauchen.
Ende August mußte Lerr Gelzenleichter auf eine Woche
zu seiner verheirateten Schwester nach Berlin fahren. Er
täte es gar nicht gern, sagte er zu Fräulein Rehbinder,
denn es wäre doch gerade so schön hier. Aber er würde
stch erlauben, einmal aus Berlin einen Gruß zu senden.
And hoffentlich würde das Wetter nachher noch recht lange
schön sein, damit man noch oft im Kurgarten zusammensitzen
könnte. Fräulein Nehbinder sagte, sie würde stch über einen
Gruß sehr freuen, und es schien nun eigentlich klar, daß
nach Lerrn Gelzenleichters Rückkehr, wenn die Trennung ihm
Mut gegeben hatte, alles zu schöner Ordnung kommen würde.
Er schickte nicht nur einen Gruß, sondern zwei, und aus
dem zweiten Kärtchen erlaubte er stch die Anzeige: „Ich
kehre am nächsten Montag mit dem Tagesschnellzuge zuiück
und hoffe, Sie bei bestem Wohlsein zu begrüßen." — Diese
Karte traf am Sonntag ein, und am Montag vormittag
fuhr Fräulein Rehbinder in die Skadt, einen neuen Sonnen-
schirm zu kaufen. Sie wählte jenen rolen Schirm, der nun
im Schrank aus Kirschbaumholz versteckt ist, und zahlte
vierzig Mark dafür, was damals viel Geld für einen Sonnen-
schirm war. Aber sie war recht glücklich ihn zu besitzen, —
glücklich bis zum Abend. Das war keine lange Zeit, doch
manchmal hält das Glück über etwas Errungenes noch viel
weniger lange vor. Vor der Rückfahrt wollte sie auf dem
Bahnhof einen kleinen Fahrplan der Vorortzüge kausen;
Odol, das sicherste Mittel zur Gesunderhaltung der Zähne, ist jedermann bekannt. Will man zur mechanischen
Reinigung der Zähne noch eiir besonderes Präparat
gebrauchen, so ist die Odol-Zahnpasta bestens zu emp-
fehlen. Sie wirkt durch ihren Gehalt an heilsamen,
dabei aber unschädlichen Salzen mild desinfizierend
und verhütet bei täglichem Gebrauch die häßliche Ver-
färbung der Zähne und die Bildung von Zahnstein.
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