Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der rote Sonnenschlrm

nach eimgem Besinnen aber nahm sie gleich ein ganzes Kurs-
buch, und nachher im Zuge sah sie die Berliner Strecke an
und fand, daß Äerr Gelzenleichter morgens um 7 Ahr 40
von Berlin abgefahren sein mußte und um 6 Ahr 10 in
der Stadt eintreffen wiirde. Leider ging daun der nächste
Vorortzug erst um sieben Ahr hinaus; Lerr Gelzenleichter
konnte erst nach halb acht !lhr zu Äause sein, und so würde
man sich erst morgen sehcn.

Ein paar Male noch an diesem Tage sah Fräulein
Rehbinder im Kursbuch nach, wo Lerr Gelzenleichter jetzt
wohl sein müßte. Iemand, an dem einem liegt, in einem
Zuge zu wiffen, der fährt und fährt und näher und näher
kommt, — das gibt so ein Gefühl, wie es die Kinder am
Weihnachtstage haben. Am Nachmittag ging sie nach dem
Strande, froh, daß sie morgen dort nicht allein sein würde,
und bald nach füns Ahr nach dem Bahnhof hinauf. Das
hatte sie schon manchmal getan und andere Leute auch, —
der angenehmen Anterhaltung wegen, den Schnellzug durch-
sausen zu sehn. Diesmal war es freilich etwas Besonderes,
diesmal war es kein gewöhnlicher, ohne besondere Anteil-
nahme zu betrachtender Zug. Leider waren Bekannte da;
Fräulein Rehbinder mußte mit ihuen ein paar Worte
wcchseln und war verlegen dabei. Am 5 Ahr 45 stand sie
in der Nähe des Gleises und sah nach Westen, von wo der
Zug kommen mutzte, erst spät stchlbar werdend, denn der
Bahndamm ging dort hinter eincm Äügel in einer Kurve
herum.

Lerr Gelzenleichter saß inzwischen im Zuge, glücklich
und verdrießlich zugleich. Es war schön, daß er nun so weit
war, aber ärgerlich, daß er an seinem Ziel vorbeigefahren
werden sollte. Warum konnte der Zug nicht halten? Warum

ging der nächste Zug aus der Stadt so jpät? Der ganze
Abend war ihm verdorben. Aber vielleicht hielt der Zug
doch. Manchmal kam das vor, wenn ein Vorortzug noch
im Wege war oder es sonst noch ein Lindernis gab.
Äimmel, wenn das heute geschehen würde! Natürlich würde
er dann sofort hinausspringen. 5 Ahr 48, — Lerr Gelzen-
leichter sprang auf, nahm seinen Koffer und hielt sich für
den erhofften Glücksfall bereit. Genau in der gleichen
Minute spannte Fräulein Rehbiuder ihren roten Sonncn-
schirm auf und hielt ihn »ach Westeu, denu die Soune schien
ihr in die ausschaueuden Augen; auch gefiel es ihr besser,
hinter dem Schirm versteckt zu sein, wenn sie nach dem
vorüberfahrenden Zuge lugen wllrde.

5 Ahr 49. Lerr Gelzenleichter zitterte. Da — der Zug
bog in die Kurve ein — da war die See; da war zwischen
Bäumen das Dach von Fräulein Rehbinders §>aus, —
gleich mußte der Bahnhof koinmen. Zn diesem ^iugenblick
begann die Lokoinotive ein entsetzliches, wie um Lnlfe
schreieudes Pfeifen, und Äerr Gelzenleichter merkte, wie
der Mann in dem kleinen Läuschen auf dem Dach des
Wagens die Bremskurbel zu drehen begann, als ginge es
um sein Leben. Denn damals gab es noch keine Lustdruck-
bremsen. And die Lokomotive pfiff und pfiff, und die
Bremsblöcke kreischten beim Druck auf die Räder, und
der Zug ging langsamer und dann hielt er. Lierr Gelzen-
leichter sprang hinaus; er sah Fräulein Rehbinder und eilte
auf sie zn, als wollte er ihr gleich eiuen Kuß geben.

Da aber geschah etwas entsetzlich Peinliches, geradezu
Scheußliches. Rauhe Stimmen ertönten, — die Stimmen
des Lokomotivführers, des Leizers, des Zugführers, der
Schaffner und der Bremser des zum Lialten gebrachten
Zuges. Warum, zum Dounerwetter, hatte man halten

l o ilettesei/e. ^

Irewestellk unterLuscck; oonOem«
viä-r OeriuX lcxr'idnreKelrruabiß cuimenclet ülo
llöe Irellv rurcl cur

lffVeü 7.0 c ^ ,^öscl< ür clen eüisclilogiKerr ejcloasten ellic
c U iNt- Xliiu.icn gi ietzt in joloivnäi'N lViiIcuüj/eii ciii,i!l!i.4r

1^.-



llrankenfadmüdle

f. gimmcr u. Straßc 5elbrttaln«r.
«tubeniibie, eiorel-
rliibit, rerelircbe,
verrtellb. Heilbirren

vi-esiIen-I.ödtLU 88.

Katalog gratis.

scli>vlnc1en 8cltneN u. 8cltmerrl08
I sicker bevväbr- I

te8te äu88erl./Xnvvenäun^. M.LO.-.

Gicht,
Uheuma,
Ischias,

ärztlich cmpfahlcii gegcm

Herenschuß,
Uerveu- >md
Kopsschmer;eu

Togal stillt prompt die Schmerzen, scheidet die Harnsäure aus und geht
direkt zur Wurzel des Übels. Keine schädlichen Nebenwirkungen. Klinisch
erprobt! In allen Apotheken erhältlich!

I'äb-

letten

Oas be8te IVlittel §e§en äie Kaucb-
8jier. On8cb3älicb. ?er Lcbacbtel
IVik. 5.—, von 6 Lcbacbteln an porto-
krei. ^u b^den in äen ^potbeken unä
OroZerien. >vo nicbt, äirekt äurcb äie
3lleini§en ?3brikanten

Or. KurtXVoifsöldo.

HamburZ 23 ?. 3.

IVIöggenllorför-KIätter tlr. 1601. I. 8öptbr. IS2I. Uuclolf IVIoöse, Ümioiioeii-Lxpeclition.

Nerlin, Nreklku, Dresrten, DUs^ellinrk, H'rknlrkurt, Hklles.8., Hkwbur^, Hannover, Xbln, I^eipniL, ^tkxcleburx, ^lannbeim, Altlncben. Kürnberg, Ltuttxnrt, prnxk, ^Vien, Waracbrni, Lkgel, Atlricb.

öe8tellun§en auk äie VVocbenausxade bei aiien Lucb- unä KunatbancilunZen, ^eitunxs-Oxpeäitionen u. ?08t3mtern. Vierteljakr8prei8 (13 dlummern) in veut^cklancl IV1K. 15.—
obne 2u8tellun§, ?08tberu§ uncl ?08tübervvei8un§ vom Verla^ !V1K. 15.60, nacb Oeut^cbö^terreicb unter Kreurbancl p08ttrei Keicb^mark 19.—. dlacb äenjeniZen Dünclern,
äeren Valuta tür Keicbamark nicbt >ve8entlic)i böker i8t al8 vor äem KrieZe IV1K. 25.—. ^n äeut^cbe -Vclre88en in über8eei8cben Oünäern i^k. 30.—. Kacb bänäern
mit ivesentllcb böberer Vaiuta tür Keick^mark al8 vor äem Krie§e 8ckvveirer-?s8. 5.— oäer cleren Kur^vvert. Ve80nl1er8 in 8cbutrpappe verpackte -Vu8xade: ?08t-
de^UL! ocier ?08tübervvei8UNA vom VerlaZ iVIK. 19.50, unter Kreurbanci p08ttrei vom VerlaZ innerbalk Öeut8cbianci8 unci I)eut8cbÖ8terreicb8 iVIK. 27.—. Kacb cienjeni^en
l.änaern, cieren Vaiula kllr ?eicb8mark nicbt vve^entlicb böker i8t a>8 vor ciem Krie^e iVlk. 35.—. ^n cieut^cbe ^cire88en in über^eeiacken Känciern iVIK. 40.—.
Kacb banciern mit vve^entlicb böberer Valuta kür ?eicb8inark al8 vor ciem Kriege 8cbvveirer-?r8. 7.50 ocier cieren Kurgvvert. künrelne dlummer i^k. 1.25.

138
 
Annotationen