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„Sie verwenden Ihre Offiziere gar nicht, die stehen ja noch alle hinten!"
„Ia die haben jetzt den Rand zu halten."

Zu unwahrscheinlich

Bei Äeubergers klingelte ein nekter Mann, der emen
Zollflock in der Äand hielt. „Ach, entschuldigen Sie, aber
ich must nur mal die Zimmer ausmessen. Nämlich Lerr
Seiberlich, was doch der Äausbesitzer ist, will alle Zimmer
im Lause neu tapezieren laffen. Weil
doch die Tapeten nun wirklich schon
gar zu lange dran sind, und es
eigentlich gar nicht mehr anzusehen
ist, hat er gesagt."

Große Freude. Sämtliche Mit-
glieder der Familie Leuberger um-
armten einander. Nein, das hatte
man von Seiberlich kaum zu erhoffen
gewagt! And dann ließ man den
nelten Mann die Zimmer ausmessen. ^

Eine Stunde, nachdem er wieder
gegangen war, sollte bei Leubergers
gegeffen werden. Aber siehe: aus dem
Büfett im Eßzimmer waren die
silbernen Löffel verschwunden! Der
nette Mann mußte ste mitgenommen
haben.

Lerr Leub erger stürzte sofort zum
Lausbesttzer Seiberlich, der in der
Nachbärschaft wohnt. „Da ist ein
Mann bei mir gewesen, und der hat
gesagt, er müßte die Zimmer aus-
meffen, weil Sie doch neu tapezieren
laffen wollen, und jetzt sind die
stlbernen Löffel fortl"

Lerr Seiberlich erstaunte wie
noch nie in seinem Leben. Aber dann
lachte er ein bihchen höhnisch. „Na,
hören Sie mal,bester LerrLeuberger,
wie konnten Sie auch auf so einen
blöden Schwindel 'reinfallen! Be-
sonders gescheit muß der Kerl gar
nichk gewesen sein. Tapezieren laffen
will ich, — na, etwas Unwahrschein-
licheres hätte er sich gar nicht aus-
denken können." -on.

164

Der Neklame-Dichter

Schon lange hatte das
Reklame-Talent in dem
Dichter Eusebius Leierich
geschlummert, bis es eines
Tages aus folgendem An-
laß erwachte. Eusebius war
Zunggeselle und als solcher
von geradezu schauerlicher
Anbeholfenheit in der Re-
konstruktion seiner abge-
nützten Garderobe. Nach-
dcm er sich Iahre lang in
revolutionärer Poesie be-
tätigt, hatte auch sein
äußerer Mensch rein de-
struktive Lebensgewohnhei-
ten angenommen, so daß es
ihm wesentlich leichter ge-
worden war, eine Lose zu
zerreißen als sie wieder zu-
sammenzuflicken. Groß war
er namentlich in der Aus-
rottung selbst der eingewurzeltsten Knöpfe. Alle Destruk-
tivität hat ihre Grenzen, an sich selbst zerstört man auf die
Dauer nicht gerne. Deshalb entschloß sich Eusebius zum
Wiederaufbau. Er entveckte eines Tages in einem Schau-
fenster Patentknöpfe, die ihm den persönlichen Wiederauf-
bau ohne besondere Nadelfertigkeit
ermöglichten. Er erstand ein Duhend
dieser Wunderknöpfe, die ihn im Ru
auf die Löhe äußerer Antadeligkeit
zurückführten. Eusebius wäre nicht
Dichtergewesen,wenner dem Patent-
knopf nicht ein enthusiastisches Lied
gewidmet hätte. Dieses Patent-
knopf-Lied war begeisterter Ausbruch
seiner Dankbarkeit, reine Poesie ohne
Nebenzwecke. Zur Tendenzdichtung
wurde es erst durch Lerrn Blech-
fabrikanten Wernicke. Der las es im
Tagesanzeiger und stellte seine
Brauchbarkeit für die Propaganda
seiner Blech-Patenlknöpfe fofort fest.
Blechfabrikant Wernicke war sonst
kein Mäzen der Dichtkunst, er hielt
Kunst überhaupt für Blech, sogar
für eine weit minderwertigere
Sorte, als er selbst fabrizierte. Doch
wenn Blechfabrikant Wernicke auch
kein Kunstverständnis besaß, so wußte
er doch, daß es sehr viele gemütvolle
Leute gab, die ein begeistertes Ge-
dicht auf Patenlknöpfe zum Kaufe
seiner eigenen Blech-Erzeugniffe an-
regen konnte. Deshalb schrieb er an
Eusebius, unseren Dichler, einenwohl-
wollenden Brief, in dem er aus
Gründen der Reklame als Mäzen der
Dichtkunst sich erllärte und dem
Poeten für sein Patentknopflied fünf-
zig Mark bot. Eusebius war bisher
durch Mäzene nicht verwöhnt worden,
fünfzig Mark erschienen ihm als ein
(Forlsetzung auf Seile 167)


Noßkur

— „So eine Dusche belebt
das Gedächtnis außerordent-
lich. Eben erinnere ich mich schon, daß
ich gestern meinen Negenschirm habe
stehen laffen. Nun bleibe ich so lange
darunter, bis mir auch noch einfällt—wo?"
 
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