Krittk — „So isl die Weltl Sitzt einer Stunden lang auf einer Bank und hat kein Geld,
dann heißt er ,Tagedieb', hat er aber viel Geld — dann ist er .Naturschwänner^!"
Der Monteur
Sie am Ende eine Lampe billig im Ausverkauf. Bei
Wenzlinger L Stoppke. Zch sag' Ihnen: die können
nicht mehr lange weiter machen! Die Leute arbeiten ja
schon lange mit Anterbilanz, — die setzen ja feit Iahr und
Tag schon ganz unheimlich zu."
Der ZahnaW Don Artur Wagner
Man soll^e sich alle halbe Iahre einmal sein Gebiß
nachsehen laffen, auch wenn es anicheinend gesund ist.
„Es hilst nichts," sagte der Zahnarzt, zu dem ich eben
gekommen war. Er war mir empfohlen worden als fast
völlig scbmerzlos. Zwar wohnte er im vicrken Stock des
eleganten neuen Lauses, aber man konnte ganz bequem mit
dem Lift hinaufkommen.
Mir laien noch olle Zähne weh, denn er hatte sie sehr
energisch mit dem Stiel eines Instrumenles beklopft.
„Es hilft nichts, wir müssen extrahieren!" sagte der
Zahnarzt noch einmal. Bestürzt sah ich das rote Glasbecken
an, das zur Seite des bequemen Stuhles aufmunternd und
blutgierig sein Maul aufsperrle. Das blonde Fräulcin aber
lächelte: „Es tut nicht weh." Ihr g'aubte ich es und sagte:
„Tun Sie, was Sie wollen." Ergebungsvoll legte ich mich
in meinen Stuhl zurück.
Daß der Zahnarzt erst drei Spitzen abbrack, ehe die
Injektion saß, verdient eigentlich gar nicht erwähnt zu werden,
denn es ist einer von den Kunstgriffen der Zahnärzle und
eine rein interne Angelegenheit.
Die vierte Spitze brach nicht ab, und während mein
Gaumen schwoll und meine Zähne länger wurden, trafen
der Zahnarzt und das Fräulein hinter meinem Rücken
geheimnisvolle Vorbereitungen.
Da trat das Fräulein heran und fragte mich, ob ich
Berlin kenne. Ich sagte: „Nein!"
„Aber Sie sehen doch aus, als ob Sie aus Berlin
wären," meinte ste und tätschelte mir zärtlich den Kopf.
Das machte mich zutraulich, und ich fragte, ob sie Mieze
hieße, und ob sie gerne bei Auerbach soupiere. Zhre Augen
wurden ganz feucht und mit einem himmelnden Aufschlag
hauchte sie: „Ach, soupieren!"
Meine Frage hatte ihr solchen Eindruck gemacht, daß
sie meinen Kopf sanft nach hinten zog.
Plötzlich fühlte ich etwas kaltes im Munde. Ich hatte
gar nicht bemerkt, daß der Zahnarzt mit einem blinkcnden
Geißfuß an mich herangetreten war und die Extraktion
vornehmen wollte, während ich von hinten ahnungslos um-
schmeichelt wurde.
Aber er hatte sich geirrt. Der Zahn hielt und er mußte
das Fräulein zu Lilse rufen. Sie zogen beide ziemlich lange
und krästig. Mit einem Male gab es einen fürchterlichen
Krach. Mein Kopf flog hart auf und der Zahnarzt fiel
in trautem Verein mit dem Fräulein hintenüber auf einen
Messerkasten, deffen Inhall sich ziemlich symmelrisch in seinen
Rücken einbohrte. Das unglückselige Fräulein stach sich
die Spitze der Bohrmaschine durch die Land.
Zch sprang auf, lächelte hämisch und gmg.
183
dann heißt er ,Tagedieb', hat er aber viel Geld — dann ist er .Naturschwänner^!"
Der Monteur
Sie am Ende eine Lampe billig im Ausverkauf. Bei
Wenzlinger L Stoppke. Zch sag' Ihnen: die können
nicht mehr lange weiter machen! Die Leute arbeiten ja
schon lange mit Anterbilanz, — die setzen ja feit Iahr und
Tag schon ganz unheimlich zu."
Der ZahnaW Don Artur Wagner
Man soll^e sich alle halbe Iahre einmal sein Gebiß
nachsehen laffen, auch wenn es anicheinend gesund ist.
„Es hilst nichts," sagte der Zahnarzt, zu dem ich eben
gekommen war. Er war mir empfohlen worden als fast
völlig scbmerzlos. Zwar wohnte er im vicrken Stock des
eleganten neuen Lauses, aber man konnte ganz bequem mit
dem Lift hinaufkommen.
Mir laien noch olle Zähne weh, denn er hatte sie sehr
energisch mit dem Stiel eines Instrumenles beklopft.
„Es hilft nichts, wir müssen extrahieren!" sagte der
Zahnarzt noch einmal. Bestürzt sah ich das rote Glasbecken
an, das zur Seite des bequemen Stuhles aufmunternd und
blutgierig sein Maul aufsperrle. Das blonde Fräulcin aber
lächelte: „Es tut nicht weh." Ihr g'aubte ich es und sagte:
„Tun Sie, was Sie wollen." Ergebungsvoll legte ich mich
in meinen Stuhl zurück.
Daß der Zahnarzt erst drei Spitzen abbrack, ehe die
Injektion saß, verdient eigentlich gar nicht erwähnt zu werden,
denn es ist einer von den Kunstgriffen der Zahnärzle und
eine rein interne Angelegenheit.
Die vierte Spitze brach nicht ab, und während mein
Gaumen schwoll und meine Zähne länger wurden, trafen
der Zahnarzt und das Fräulein hinter meinem Rücken
geheimnisvolle Vorbereitungen.
Da trat das Fräulein heran und fragte mich, ob ich
Berlin kenne. Ich sagte: „Nein!"
„Aber Sie sehen doch aus, als ob Sie aus Berlin
wären," meinte ste und tätschelte mir zärtlich den Kopf.
Das machte mich zutraulich, und ich fragte, ob sie Mieze
hieße, und ob sie gerne bei Auerbach soupiere. Zhre Augen
wurden ganz feucht und mit einem himmelnden Aufschlag
hauchte sie: „Ach, soupieren!"
Meine Frage hatte ihr solchen Eindruck gemacht, daß
sie meinen Kopf sanft nach hinten zog.
Plötzlich fühlte ich etwas kaltes im Munde. Ich hatte
gar nicht bemerkt, daß der Zahnarzt mit einem blinkcnden
Geißfuß an mich herangetreten war und die Extraktion
vornehmen wollte, während ich von hinten ahnungslos um-
schmeichelt wurde.
Aber er hatte sich geirrt. Der Zahn hielt und er mußte
das Fräulein zu Lilse rufen. Sie zogen beide ziemlich lange
und krästig. Mit einem Male gab es einen fürchterlichen
Krach. Mein Kopf flog hart auf und der Zahnarzt fiel
in trautem Verein mit dem Fräulein hintenüber auf einen
Messerkasten, deffen Inhall sich ziemlich symmelrisch in seinen
Rücken einbohrte. Das unglückselige Fräulein stach sich
die Spitze der Bohrmaschine durch die Land.
Zch sprang auf, lächelte hämisch und gmg.
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