Ä!ark ifi Mark
Frau schlief schon, aber sie mußte wieder aus dem Bett
hinaus. Packen mußte sie, das Notwendigfie für sich und die
beiden Kinder, nicht mehr, als ohne allzu große Beschwer-
lichkeit mitzunehmen war. Ein Paß war glücklicherweise
da; der war schon, als die einschneidendc» Veränderungen
begonnen hatten, besorgt worden, — für alle Fälle. And
am Morgen fuhr Frau Schüye mit den Kindern ab. Es
tat ihr doch recht leid, ihre Wohnung im Stich lassen z»
müffen. Aber noch viel mehr leid hätte es ihr getan, wenn
sie eine Ahnung davon gehabt hätte, daß schon zwei Stunden
später ihr Gatte die ganze Wohnungseinrichtung bis zum
letzten Wassertopf verkauft hatte, losgeschlagen, verkloppt,
— an Moritz Blumenthal, der dieses Geschäft recht gern
machte, wenn er sich auch ein bißchen darüber wunderte.
Noch mehr freilich wunderte er sich, daß der Lerr Ober-
kassenvorsteher Schütze so liebenswttrdig war, die nichk
unbeträchtliche Summe in polnischen Scheinen entgegen-
zunehmen, was Moritz Blumenthal eigentlich gar nicht
erwartet hatte.
Jn den nächflen vierundzwanzig Stunden hatte der Lerr
Stationskassenrendant Schütze so viel zu tun, wie er in seinem
Leben noch nicht zu tun gehabt halte, — wenigstens nicht
als Beamter. Er machte keine Mittagspause, sondern schloß
sein Büro zu und nahm einen Kassensturz vor. Bestand:
eine Million 98314 deutsche Mark, 4596716 polnische Mark.
O, die Kasse war in Ordnung, vollkommen in Ordnung! —
Für den Rachmittag beurlaubte sich Lerr Schütze selbst;
sein Tresor blieb geschlossen,- der Oberbahnassistent Schüdde
kopf, sein Antergebener, mochte zusehn, daß er mit der kleinen
Kasse auskam. Lerr Schütze hatte keine Zeit, sich um amtliche
Dinge zu kümmern; er mußte private Angelegenheiten be-
sorgen. wobei ihm sein Freund, der Bankier Lornemann,
behilflich war, der sich fast die Beine ablief, so sehr raste er
in der ganzen Stadt umher. Lornemann kaufte polnische
Scheine auf, — nur her damit, er konnte gar nicht genug
bekommen.
Am nächsten Morgen wurde dem Äerrn Oberkaffen
vorsteher und Stationskassenrendanten eine für seine Kassen-
führung sehr wichtige Verfügung der Warschauer Regierung
übermittelt, - durch einen besonderen Boten des Negierungs-
kommissars Wnuk-Lipinsky. Es handelte sich um eine kleine
finanzielle Maßnahme, die mit diesem Tage für das ganze
Gebiet der polnischen Republik in Kraft trat und einfach
darauf hinauslief, die polnische Mark der deutschen gleich-
zustellen, woraus in den nächsten Tagen das berühmt ge-
wordene Schlagwort „Mark ist Mark" erwuchs, das allen
Anglücklichen entgegengeschleudert wurde, die Zahlungen an
den Skaat zu leisten hatten, aber nur über deutsches Geld
verfügten, wobei sie dann elend und hundsgemein übers
Ohr gehauen wurden. Der Lerr Stationskaffenrendant
Schütze nahm diese Verfügung mit außerordentlicher Ruhe
zur Kenntnis. Es wollte aber eigentlich schlecht zu dieser
Ruhe passen, daß er gleich darauf dem Oberbahnassistcnten
Schüddekopf erklärte, er habe es jetzt satt, ganz und gar satt,
bis zum völligen Ekel satt, polnischer Staatsbeamter zu sein;
er verlasse den Dienst auf der Stelle, und eine diesbezügliche
Erklärung werde er sofort dem Lerrn Regierungskommissar
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Wme illiirtkierte IVoltienÄkitl
k'i'e!8 vleeteljiUu-licli lll. ro.—
Lmrslliolt lll. l.7L
0»8 I.l0l>Iln!I8>»Stt
ilöi- eedllllelen r»m!I!e
7u derlolisn lluecli »lle Lucd-
lisiwlimgsn
I'ekI.I'Il!Iip>>It«c!Miuii.,Ii«!ij>riz.
VerlcsiissLtelleii
ilurok plitkste kenntllek.
kritr Lckulrivn g.-ü,ke!prlg
I-si unil LsstsIInn^sn vvollsn 8is sisb snk äis „^ls^Asnckorksr-LIsttsr" desisbsn.
203
Frau schlief schon, aber sie mußte wieder aus dem Bett
hinaus. Packen mußte sie, das Notwendigfie für sich und die
beiden Kinder, nicht mehr, als ohne allzu große Beschwer-
lichkeit mitzunehmen war. Ein Paß war glücklicherweise
da; der war schon, als die einschneidendc» Veränderungen
begonnen hatten, besorgt worden, — für alle Fälle. And
am Morgen fuhr Frau Schüye mit den Kindern ab. Es
tat ihr doch recht leid, ihre Wohnung im Stich lassen z»
müffen. Aber noch viel mehr leid hätte es ihr getan, wenn
sie eine Ahnung davon gehabt hätte, daß schon zwei Stunden
später ihr Gatte die ganze Wohnungseinrichtung bis zum
letzten Wassertopf verkauft hatte, losgeschlagen, verkloppt,
— an Moritz Blumenthal, der dieses Geschäft recht gern
machte, wenn er sich auch ein bißchen darüber wunderte.
Noch mehr freilich wunderte er sich, daß der Lerr Ober-
kassenvorsteher Schütze so liebenswttrdig war, die nichk
unbeträchtliche Summe in polnischen Scheinen entgegen-
zunehmen, was Moritz Blumenthal eigentlich gar nicht
erwartet hatte.
Jn den nächflen vierundzwanzig Stunden hatte der Lerr
Stationskassenrendant Schütze so viel zu tun, wie er in seinem
Leben noch nicht zu tun gehabt halte, — wenigstens nicht
als Beamter. Er machte keine Mittagspause, sondern schloß
sein Büro zu und nahm einen Kassensturz vor. Bestand:
eine Million 98314 deutsche Mark, 4596716 polnische Mark.
O, die Kasse war in Ordnung, vollkommen in Ordnung! —
Für den Rachmittag beurlaubte sich Lerr Schütze selbst;
sein Tresor blieb geschlossen,- der Oberbahnassistent Schüdde
kopf, sein Antergebener, mochte zusehn, daß er mit der kleinen
Kasse auskam. Lerr Schütze hatte keine Zeit, sich um amtliche
Dinge zu kümmern; er mußte private Angelegenheiten be-
sorgen. wobei ihm sein Freund, der Bankier Lornemann,
behilflich war, der sich fast die Beine ablief, so sehr raste er
in der ganzen Stadt umher. Lornemann kaufte polnische
Scheine auf, — nur her damit, er konnte gar nicht genug
bekommen.
Am nächsten Morgen wurde dem Äerrn Oberkaffen
vorsteher und Stationskassenrendanten eine für seine Kassen-
führung sehr wichtige Verfügung der Warschauer Regierung
übermittelt, - durch einen besonderen Boten des Negierungs-
kommissars Wnuk-Lipinsky. Es handelte sich um eine kleine
finanzielle Maßnahme, die mit diesem Tage für das ganze
Gebiet der polnischen Republik in Kraft trat und einfach
darauf hinauslief, die polnische Mark der deutschen gleich-
zustellen, woraus in den nächsten Tagen das berühmt ge-
wordene Schlagwort „Mark ist Mark" erwuchs, das allen
Anglücklichen entgegengeschleudert wurde, die Zahlungen an
den Skaat zu leisten hatten, aber nur über deutsches Geld
verfügten, wobei sie dann elend und hundsgemein übers
Ohr gehauen wurden. Der Lerr Stationskaffenrendant
Schütze nahm diese Verfügung mit außerordentlicher Ruhe
zur Kenntnis. Es wollte aber eigentlich schlecht zu dieser
Ruhe passen, daß er gleich darauf dem Oberbahnassistcnten
Schüddekopf erklärte, er habe es jetzt satt, ganz und gar satt,
bis zum völligen Ekel satt, polnischer Staatsbeamter zu sein;
er verlasse den Dienst auf der Stelle, und eine diesbezügliche
Erklärung werde er sofort dem Lerrn Regierungskommissar
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