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— „Onkel, dir gehen wohl viel Laare aus?
Mama sagt, sie habe schon immer ein Laar darin
gefunden, wenn du dich zu Besuch anmeldest."

Die Gehehischä

Kiirzlich bekam ich ein Schreiben von der Gehe-
hischä. So stand auf dem Briefumschlag. Gehehischä?
Nein, das war eine mir unbekannte Firma. Was
die von mir wohl wünschte? Ich öffnete neugierig den
Amschlag. „Sehr gcehrter Lerr," hieß es da, „Ihre
Zukunft liegt unter dem Waffer." Na, das wußte
ich eigentlich längst, daraufbrauchte mich die Gehehischä
nicht in so unzarter Weise ausmerksam zu machen. Es
war nicht sehr fein von der Gehehischä, diese traurige
Tatsache mir noch durch ein besonderes Schreiben zu
bestätigen. Aergerlich wollte ich schon den unfeinen
Wffch in den Papierkorb schleudern, da fiel mein Blick
auf den nächsten Satz: „Denn unter dem Wasser, auf
dem Boden der europäi chen Meere, liegen unermeß-
liche Schätze. In den Kriegen vergangenerund moder-
ner Zeiten sind ungeheuere Werle versenkt worden,
die auf dem Meeresgrund dem Tage entgegenschlum-
mern, an dem sie wieder ans Licht gebracht werden.
Dieser Tag ist angebrochen, dank der Gehehischä.
Die Gehehischä wird es sich zur Aufgabe machen, die
der Welt verlorenen Kulturschätze wieder der Welt
zurück,ugeben. Milliardenwerte sind in Seeschlachten
untergegangen. Wir denken nur an die Seeschlacht
von Salamis, von Actium, an den Antergang der
stolzen Armada Philipps II. von Spanien, an den
A-Boot-Krieg. Diese Werte will die Gehehischä
wieder der Menschheit zuführen. Vorerst soll mit
der Durchforschung der Tobermory-Bucht begonnen
werden, in der Philipps Armada begraben liegt.
Angeheuere Go!d- und Silberschätze, wertvolle Alter-
tümer werden da ans Tageslicht gefördert werden.
Wir wiffen, daß Sie Altertumsfreund und Sammler
sind, daß Ihnen daher sehr daran gelegen sein wird,
Erinnerungsstücke von der Armada zu erwerben. Das
können Sie unentgeltlich, wenn Sie unserer Gehehischä
beitreten. Wir geben Anteilscheine von je 5000 Mark
aus, auf die wir jährlich aus dem Erlös der ver-
kauften Schätze, die gehoben werden, einen Gewinn
von mehreren hundert Prozent, und eine Reihe
wertvoller Fundstücke verteilen werden. Zeichnen Sie
rasch, Sie zeichnen sich Glück und Wohlstand! Eine
ähnliche Gelegenheit, reich zu werden kehrt nie wieder!
Schicken Sie noch heute Geld und Zahlungsschein an

Der winzer

Nichts Bessers gibt's auf Lrden
Als warmen Sonnenschein.

Wo Sonne scheint, ba braucht ja
Der Doktor nicht hinein.

Die Sonne scheint nicht immer, —
Was mrcht sich ber daraus
Der gut bewahrts Sonne
2m Weine hat zu Haus.

Es ist kein anöer Ernten
So löblich wohl wie meins,

2ch berge ja üie Fülle
Des golünen Sonnenscheins.

— „Ich werd' Ihnen mal 'n Rätsel aufgeben, Lerr
Direktor. Was für 'n Unterschied ist zwischem Ihrem
Elefanten und 'nem Schieber? Na, ich werd 's
Ihnen sagen: der Elefant nimmt sich zuiammen,
daß er sitzt, und der Schieber, daß er nicht sitzt."

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