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»Warnong vor dere Lcgbix l'
onsern Garta. Na sollet se sich en
Gottsname ombrenga dra."

Dodriberisch aberseiMudder
so verschrocke, daß ihre 's dreifache
Doppelkenn z'wackie ag'fanga hot.

„Adols," sächt se: „Adolf. gell, des
duscht mer jetzt etta! Biere send
Biere ond Mensche Mensche. Lalt
doch lieber heit no endlich om des
Mimili a, des wär g'scheidter, als
so e Morddengs do nalega. Laß
des bleibe mit dere Legbix, guck,
i bitt di! Wie g'schwend isch en
Oglick g'schehe!"

Dem Adolf war's selber et
so ganz Ernscht mit. Aber e baar
Däg druf, wie er Morgeds en
äller Gottessrih nufkommt ond
scho wieder ebbes sehlt — sechs
von dene ällerscheenschde Gottlob
Lebel uf eme jonge Baimle — do
hot er's nemme verhebe kenne.

Ond so isch er schtandepeh glei
nonder en d' Schtadt ond zom
Bichsemacher ond na wieder nuf
ond uf's Gitle ond legt se richtig,
sei Legbix.

„D' Mudder hot jo et o'recht",
hot er so vor sich hi' bruddelt,
während er des bescht Blätzle aus-
g'sucht hot em Garte, wo er se na-
lege kennt. „E Legbix isch halt e
Legbix ond koin Kenderschbaß. Ond
am beschte werd's sei, i sag ehre
gar nex dervo. Sonscht goaht se
mer am End gar nemme en de
Garte nuf. I du se ct en d' Nächde
vom Gartehäusle' noi, bewahres.

Dort ischt mer's selber z' g'fähr-
lecht. Beim Gomboschthaufe,
hente, dort leg i se, wo die Laus-
bube mceschdens riberschdeige.

Dort kommt d' Mudder nie net
hi ond 's Mimile erscht recht et.

Ond an's Gartedirle mach i glei, Dre Vrelbegehrte
sobald i ferdig ben, e großmächdigs
Egridoh na: „Warnong vor der
Legbix" — daß mer's scho uf zwoi

Kilomeder weit siecht. Kommet nachher die Lausbuba wieder
bei der Nacht, na kann i nex derfir, wenn se's net lese kenne,
eh' se verohglicket — des isch jo sonneklar."

Wie er grad ferdig gweh isch mit dere Legbix, fallt's
ehm uf oimol siedich heiß ei: „Lerrjegerle — om Zchne
hosch jo d' Frau Regierongsrot b'schdellt, om ihre dritte
Zäh' a'z'brobieret!" Ond 's war scho dreivierdcl uf Zehne.
„I schbreng glei nachher wieder auf's Gitle ruf," hot erdenkt:
„denn des Egridoh muß heit no bartu hig'macht werde."
So isch er dapferle, dapferle wieder nonder en d' Schtadt
ond en sei Adelieh nom, ond do hot d' Frau Regierongsrot
scho em Wartezemmer g'sesse.

I häb's jo scho emol g'sagt: zom Zaharzt baßt mei
Adolf eigedlich gar ette, weil er z'wehleidig isch. Ond
an sellem Morga war er so wie so scho e bissele nervios.
Beim Frihschdick hot ehm sei Mudder wieder so arg zu-

— „Ist das nicht die Solotänzerin vom russischen Ballett?"

— „Ganz richlig! A>s Tänzerin habe ich sie schon wieder-
holt gesehen, aber noch nie solo!"

g'setzt g'hätt mit'm Mimile, ond er soll doch endlich Ernscht
mache. Ob er denn warte well, bis er ste, sei Mudder,
en de Sarg' neig'legt häb ond so weider, ond so weider.
Die Gsschicht mit der Legbix isch ehm au arg' iberzwercl,
komme ond mid war er au von dem viele rauf ond ronder-
schbrenge, denn der Weg uf d' Schdeige nuf, wo sei Gitle
liegt, isch arg schdeil — ond korzom, er war halt nervios.
So hots e bissele länger dauert mit der Frau Regierongsrot
ihre dritte Zäh', ond 's war schier fascht scho halber Zwelfe,
wie-n-er ferdig war. „I will no g'schwend nom en d' Woh-
nong ond zu meiner Mudder nei, ehb i nufgeh," hot er denkt:
„daß i ihre sag, i verschbät heit vielleicht zom Esse."

„Bisch wieder da?" hot sei Mudder g'fragt: „Geld,
hoscht di g'wiß mit'm Mimile verschwätzt! Ia, ja, d' jonge
Leil! dees kennt mer scho!"

„I war et bei's Dokders," hot der Adolf g'sagt.

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