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Traurige Folge des Kinobesuchs

Josef lieble die Sophie,

Er auch durft' ihr Ideal sein.
Auf dem Lande wohnten sie;
Wie das Dorf hieß, kann egal jein.
Iosef, der aus strammem Lolz,
War als Iüngling dort geachtet,
!lnd Sophie hat ihn voll Stolz
Als den Lerrlichsten betrachtet.

Nun jedoch begab sich dies.
Weil aus Gründen des Erwerbes
Iojef jenes Dorf verl eß,

!lnd die Trennung etwas §>erbes,
Zog zur Stadt auch die Sophie.
Er ging um mit Krämerwaren,
Lausgehitfin wurde sie.

Was geschah, wird man erfahren.

Ieden Sonntag hat das Paar
Treulich sich vereint gefunden
And verbrachte, was ja klar,
Ein paar schöne Kinostunden,
Was sie früher nicht gekonnt.

O, wie war das neu und prächtigl
Beider Lebenshorizont
Ward erweitert und zwar mächtig.

Mit besondrer Leidenschaft
Gingen sie zu Liebesdramen,

Wo sie, was ganz fubelhaft,

Auf der Wand zu sehn bekamen.
Ia, wie man sich wahrhaft liebt,
Kann man nur im Kino schauen,
And was es für Menschen gibt, —
Was für Männer, was für Frauen!

O, wie doch ein Kinomann,
Nämlich, wenn er Liebesheld ist,
Als, woran man lernen kann,
Muster in die Welt gestellt ist!

O, wie eine Kinosrau
Doch bewundert allerseits ist,
Wenn zudem der Gliederbau
And das Antlitz voller Neiz ist!

Ia, was war die Folge nun?
Ob er sie wie einst bestricke,
Ließ Sophie auf Iosef ruhn
Kritisch öfter jetzt die Blicke,
Die geschärft im Kinosaal.
Nein, er zeigte viele Mängel,
War nicht mehr das Jdcal,
And sie dachte: Ladenschwengel!

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