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Traurtge Folge des Kinobesuchs
Ioses auch, wenn er Sophie
Ansah, hatte manchcn Einwand.

Ach, ganz anders fand er sie
Als die Damen auf der Leinwandl
Gegen jene Sterne, die
Strahlten an dem Kinohimmeh
Mußt' verblaffen die Sophie,

!lnd er dachte: Küchenschimmel!

Llnd wie Würmer fraßen sich
Die Gedanken in die Seelen,

Bis zum Schluß sie äußerlich
Kenntlich und nicht zu verhehlen.

Katastrophe! Trenuungskrach!

Ziemlich pöbelhaftes Scheiden!

Kmo, du nur trenntest, ach,

Iosef und Sophie, die beide»!

Peter Robinson

Das Schauspiel für Götter

aussetze. Deshalb werde ich mir den Klobig erst einmal
näher ansehn." —

Wenzelmann geht in die andere Ecke an Klobigs Tisch
und nimmt sich dort eine Zeitung, die Klobig anscheinend
für sich reserviert hat. Dabei wechselt er einige Worte
mit Klobig, auf dessen Gesicht, wie Trabisch und Funk be-
merken, dann ein Lächeln tritt, das man beinahe als ver-
bindlich bezeichnen könnte. Ia, Klobig lächelt nachher immer
noch vor sich hin.

Wenzelmann lommt zurück. „Abgemacht!" sagt er.
„Gleich kann das Schauspiel für Götter losgehn. Trabisch,
— Sie müffcn »atürlich als !lnparleiischer mitkommen."

Das Schauspiel.

Wenzelmann und Trabisch marschieren ab. Funk rückt
seine Brille zurecht, um das zu erwartende Schauspiel in
allen Einzelheiten genießen zu könne». Klobig hat grade
einen großen Schluü Kaffce genommen und steckt sich eine
Zigarre an, die hinsichtlich Format und Qualität jedenfalls
seinen gegenwärligen Lebensumständen entspricht.

Wenzelmann setzt sich zu Klobig an den Tisch, — ohne
jede Formalität. Es ist sür Trabisch angenehm, daß der
Tisch an einem Fenster steht, — da kann er unaufsällig in
der Nähe bleiben und so tu», als ob er zum Fenster
hinaus sehe. Seine Ohren sind bereit, ergötzliche Eindrücke auf-
zunehmen, und seine Augen schielen schon seitwärts zu Klobig.

Wenzelmann räuspert sich sehr nachdrucksvoll. „Also
Sie sind der Lerr Klobig!" fängt er an. „Von Ihnen hab'
ich ja schöne Geschichten gehört."

Klobig macht ein Gestcht, als hätte er große Lust, diese
schönen Geschichten auch zu vernehmen. Trabisch freut sich
und bewundert Wenzelmann. Funk in der Ferne strengt
seine Augen an.

„Sie sollen ja ein ganz großer Schieber sein," fährt
Wenzelmann mit einer gewissen Sachlichkeit fort. „Ein
ganz gewaltiger Wucherer, Gauner und Betrüger sollen
Sie sein. Sie sollen ja Geschäfte gemacht haben, deren
ungeheure Ergiebigkeit von ihrer Dreckigkeit womöglich noch
übertroffen wird."

Klobig lutscht an seiner Zigarre. Weiter tut er nichts.
Trabisch freut sich noch mehr und bewundert Wenzelmann
noch mehr. Funk auf der andern Seite des Lokals wird
ein bißchen ungeduldig.

Wenzelmann klopft auf deu Tisch, als wollte er nun
dem Schluß seiner Rede mehr Nachdruck geben. „Ia, so
ein Kerl sollen Sie se n! Man sagt, eigentlich hälten Sie
schon längst am Galgen baumeln sollen, — als der größte
Lump der ganzen Stadt."

Klobig betrachtet seine Zigarre, als wäre sie nicht ganz
in Ordnung. Wenzelmann schlägt noch einmal aus den
Tisch, steht dann auf und geht ab, gefolgt von Trabisch,
der sich zwar noch immer freut, aber doch auch ein bißchen
enttäuscht ist.

Nachspiel.

Wieder auf der andern Seite des Lokals. Funk will
grade seine zehn Lunderlmarkscheine, die so lange auf dem
Tiich liegen geblieben sind, wieder einstecken, da greift
Wenzelmann zu und bemächtigt sich ihrer.

„Nanu!" sagt Funk. „Was wollen Sie denn? Sie
haben dem Kerl ja gar nicht die Wahrheit gesagt, — ich
habe nichts davon bemerkt. Das war kein Schauspiel für
Götter, das war überhaupt nichts."

— „Nun, Lerr Drostcke, haben Sie endlich auch ein Lerz
sür den Sport enldeckl?"

— „Lerz? Unsinn, — mein Bauch hat mich dazu veranlaßt."

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