Notwendiger Namenswechset
hieß er doch Komet?" — „Ja, inzwischen
— „Wannn habt ihr dem Lunde denn
einen andern Namen gegebe», frither
ist ihm doch 's Schweiferl kupiert worden!"
Wenn jemand eine
Wohnung sucht . ..
Kein frommer Knechl war
Fridolin, sondern ein ganz leicht-
fertiger Bursche. Denn hier
handelt es sich nicht um den
Fridolin von Schiller, sondern
den Fridolin Müller. Warnm
Fridolin leichtfertig war? Sehr
einfach. Er tat das, was alle
leichtfcrtigen jungen Leute heute
tun: Er heiratete. Äeiratete ein-
fach drauf los. Worin er von
Frau Sabine Wunderlich red-
lichst unterflützt wurde, denn
die wollte ihre Tochter Babette
los sein. Llnd Babette tat auch ihr
Eine alte Geschichie
52
Möglichstes; denn es war höchste
Zeit für ste. Mit den vereinten
Kräften von Frau Sabine und
Fräulein Babette war danu
Fridolin, der leichtfertige, auf
einmal verheiralet. Bis dahin
war's leicht gegangen, da ja
alles uach besten Kräften mit-
wirkte; jetzt aber stellten sich die
Schwierigleiten ein. Denn Ehe
bedingt ein Zusammenleben, ein
Leim. And Äeime gibt es
heutzutage nicht mehr, die sind
alle vergriffen. Früher konnte
man jungen Eheleuten das Ge-
leitwort mit auf den Eheweg
gebcn: „Schmücke dein Äeim!",
heute kann man ihnen höchstens
empfehlen: „Such dir eins!"
Solche Empfehlungen sind leicht
gesagt: Suchen. Schon Dio-
genes hatte mit der Laterne ge-
sucht und schliesilich bloß ein
leeres Faß gefunden. Leute
kann man mit dem Scheinwerfer
suchen, man sindet kein Faß
mehr, das als Keimstätte ge-
eignet wäre. Damit soll nicht
geiagt sein, daß Fridolin mit
einem Scheinwerfer auf die
Wohnungsiuche ging, seine Ver
mögensverhältnisse erlaubten
ihm nicht den Aufwand der-
artiger Lichteffekte. Nein, Fri-
dolin in seinem Leichlsinn
dachte: Ich gehc einfach znni
Wohnungsamt, dann erspar' ich
mir den Scheinwerfer. Das
Wohnuugsamt ist, dachte Fri-
dol n weiter, und man kann
daraus sehen, wie leichtsinnig er
war, das Wohnungsamt ist doch
eine ivziale Eiimick-tung, die das
obdachlose Volt mil Wohnungen
versorgt. Du gehst einfach hin,
brtteft den Beamten freundlich,
dann schreibt er dir ein paar
Dutzend Adressen aus, und dar-
unter wählst du aus. Wie
leichtfertig! Solche Gedanken
gänge sind nur einem Menschen
möglich, der nie das Wohnungs-
amt betreten hat. Denn als
Fridolin das Wohnungsamt
betrat - nein, er betrat es gar
nicht — als er vor dem Tore
stand, sah er sofort ein, daß
das Wohnungsamt eine soziale
Einrichtung sei, die aber dem
obdachlosen Volk keine Woh-
nungen besorgte. Eben bloß
eine soziale Einrichiung wie
so viele andere soziale Ein
richtungen zur Anterbringung
stellcnloser Schreibkräfte. Diefe
hieß er doch Komet?" — „Ja, inzwischen
— „Wannn habt ihr dem Lunde denn
einen andern Namen gegebe», frither
ist ihm doch 's Schweiferl kupiert worden!"
Wenn jemand eine
Wohnung sucht . ..
Kein frommer Knechl war
Fridolin, sondern ein ganz leicht-
fertiger Bursche. Denn hier
handelt es sich nicht um den
Fridolin von Schiller, sondern
den Fridolin Müller. Warnm
Fridolin leichtfertig war? Sehr
einfach. Er tat das, was alle
leichtfcrtigen jungen Leute heute
tun: Er heiratete. Äeiratete ein-
fach drauf los. Worin er von
Frau Sabine Wunderlich red-
lichst unterflützt wurde, denn
die wollte ihre Tochter Babette
los sein. Llnd Babette tat auch ihr
Eine alte Geschichie
52
Möglichstes; denn es war höchste
Zeit für ste. Mit den vereinten
Kräften von Frau Sabine und
Fräulein Babette war danu
Fridolin, der leichtfertige, auf
einmal verheiralet. Bis dahin
war's leicht gegangen, da ja
alles uach besten Kräften mit-
wirkte; jetzt aber stellten sich die
Schwierigleiten ein. Denn Ehe
bedingt ein Zusammenleben, ein
Leim. And Äeime gibt es
heutzutage nicht mehr, die sind
alle vergriffen. Früher konnte
man jungen Eheleuten das Ge-
leitwort mit auf den Eheweg
gebcn: „Schmücke dein Äeim!",
heute kann man ihnen höchstens
empfehlen: „Such dir eins!"
Solche Empfehlungen sind leicht
gesagt: Suchen. Schon Dio-
genes hatte mit der Laterne ge-
sucht und schliesilich bloß ein
leeres Faß gefunden. Leute
kann man mit dem Scheinwerfer
suchen, man sindet kein Faß
mehr, das als Keimstätte ge-
eignet wäre. Damit soll nicht
geiagt sein, daß Fridolin mit
einem Scheinwerfer auf die
Wohnungsiuche ging, seine Ver
mögensverhältnisse erlaubten
ihm nicht den Aufwand der-
artiger Lichteffekte. Nein, Fri-
dolin in seinem Leichlsinn
dachte: Ich gehc einfach znni
Wohnungsamt, dann erspar' ich
mir den Scheinwerfer. Das
Wohnuugsamt ist, dachte Fri-
dol n weiter, und man kann
daraus sehen, wie leichtsinnig er
war, das Wohnungsamt ist doch
eine ivziale Eiimick-tung, die das
obdachlose Volt mil Wohnungen
versorgt. Du gehst einfach hin,
brtteft den Beamten freundlich,
dann schreibt er dir ein paar
Dutzend Adressen aus, und dar-
unter wählst du aus. Wie
leichtfertig! Solche Gedanken
gänge sind nur einem Menschen
möglich, der nie das Wohnungs-
amt betreten hat. Denn als
Fridolin das Wohnungsamt
betrat - nein, er betrat es gar
nicht — als er vor dem Tore
stand, sah er sofort ein, daß
das Wohnungsamt eine soziale
Einrichtung sei, die aber dem
obdachlosen Volk keine Woh-
nungen besorgte. Eben bloß
eine soziale Einrichiung wie
so viele andere soziale Ein
richtungen zur Anterbringung
stellcnloser Schreibkräfte. Diefe