Ein kleiner Irrtum
Vör Mike ehr Finster
Dör Mke ehr Iinster so söte öat klingt,
Dar sitt'n lüttjen Dogel an'n Norgen un singt:
„Schöne Nike, schöne Nike, wat makst Lu öi glatt,
Du wullt woll na'r Karken oder wullt woll na'r Staöt?"
Doch Mike, üe kiekt ut dat Finster un seggt:
„Lüttje Vogel, lüttje Vogel, du singst garnich recht,
Ick will nich na'r Äarken un ick will nich na'r Stadt,
Ick will na min Brögam, darüm mack ick mi glatt."
Vör Nike ehr Iinster so söte dat klingt,
Dar sitt'n lüttjen Vogel an'n Abenü un singt:
„Schöne Mike, schöne Nike, nimm di man in Acht,
Ieine Deerns, gaht na'n Bett, gaht nich dan;en in'r Nacht '
Doch Nike, de kiekt ut üat Iinster un seggt:
„Lüttje Vogel, lüttje Vogel, du singst garnich recht,
§eine Deerns de gaht danzen, gaht dan;en in'r Nacht,
So lange dat Hart gern in'n Liewe noch lacht."
Vör Nike ehr Iinster so söte dat klingt,
Dar sitt'n lüttjen Vogel an'n Niddag un singt:
„Schöne Nike, schone Nike, wat weenst -u denn so?
§eine Deerns, möt nich weenen, de lacht jümmerto."
Doch Nike, üe kiekt ut dat Iinster un seggt:
„Lüttje Vogel, lüttje Bogel, du singst garnich recht,
§eine Deerns, de möt weenen üe Ggen sick blind,
Wenn üe Leewste is untreu as Sünnschien un Wind."
Heinrich Helfers
Börsenfluch
— „Briefträger hättest du sein sollen, als man mit Keil>
schrift auf Ziegelsteine geschrieben hatl"
Naive Auffassung
In einer Strafanstalt ist es Vorschrift, daß die Ge-
fangenen, um ein nächtliches Entweichen zu erschweren, des
abends ihre Kleider und Schuhe vor die Zellentür zu
bringen haben. Als einem neuen Insafsen der diesbezügliche
Befehl gegeben wird, sagt er bescheiden: „O Lerr Auf-
seher meine Sachen kann ich mir selber reinigen!"
— „Am Gott's willen, Ioseph, da hat dir aber der letzte
Schneesturm deinen Zaun da oben schön zugerichtet!"-
— „Aber was dir nicht einfällt, Alte, das — —
stnd ja die Skifahrer, die da oben ihr Sonnenbad nehmenl"
Ziemlich möglich
Bleisig begann, an seinem Stammtisch
zu erzählen. „Ich habe jetzt seit ein paar
Wvchen einen Zwangsmieter, — Schwatzke
heißt der Kerl. Er tut grade so, als wäre
er in eine Anstalt für Taube gekommen, —
solchen Lärm macht er. Ich komme gar nicht
mehr aus dem Aerger heraus. Na, und wenn
man sich immerzu über etwas ärgert, dann
träumt man auch davon, und da habe ich nun
letzte Nacht einen ganz dollen Traum gehabt.
Ich sitze ganz gemütlich mit meiner Familie
zusammen, so träume ich, da geht auf einmal
in Schwatzkes Zimmer ein Mordsskandal los.
Schwatzke bläst, aber nicht auf einer Flöte
oder einer Trompete, sondern auf einem Kamm,
was ein ganz niederträchtiges Geräusch ist.
Nervenzuckungen kriegt man, wenn man das
lange anhören muß."
In diesem Augenblick kommt der Zigarren-
händler Nübling, ein Mitglied derStammtisch-
runde, sagt guten Abend, setzt sich hin und
68
— „Ihr Sohn spielt die u-äur-Tonleiter wieder s-mol!, Lerr Dimpferl."
— „A Mol? Dös is bereits dös zehnte Mol!"
Vör Mike ehr Finster
Dör Mke ehr Iinster so söte öat klingt,
Dar sitt'n lüttjen Dogel an'n Norgen un singt:
„Schöne Nike, schöne Nike, wat makst Lu öi glatt,
Du wullt woll na'r Karken oder wullt woll na'r Staöt?"
Doch Mike, üe kiekt ut dat Finster un seggt:
„Lüttje Vogel, lüttje Vogel, du singst garnich recht,
Ick will nich na'r Äarken un ick will nich na'r Stadt,
Ick will na min Brögam, darüm mack ick mi glatt."
Vör Nike ehr Iinster so söte dat klingt,
Dar sitt'n lüttjen Vogel an'n Abenü un singt:
„Schöne Mike, schöne Nike, nimm di man in Acht,
Ieine Deerns, gaht na'n Bett, gaht nich dan;en in'r Nacht '
Doch Nike, de kiekt ut üat Iinster un seggt:
„Lüttje Vogel, lüttje Vogel, du singst garnich recht,
§eine Deerns de gaht danzen, gaht dan;en in'r Nacht,
So lange dat Hart gern in'n Liewe noch lacht."
Vör Nike ehr Iinster so söte dat klingt,
Dar sitt'n lüttjen Vogel an'n Niddag un singt:
„Schöne Nike, schone Nike, wat weenst -u denn so?
§eine Deerns, möt nich weenen, de lacht jümmerto."
Doch Nike, üe kiekt ut dat Iinster un seggt:
„Lüttje Vogel, lüttje Bogel, du singst garnich recht,
§eine Deerns, de möt weenen üe Ggen sick blind,
Wenn üe Leewste is untreu as Sünnschien un Wind."
Heinrich Helfers
Börsenfluch
— „Briefträger hättest du sein sollen, als man mit Keil>
schrift auf Ziegelsteine geschrieben hatl"
Naive Auffassung
In einer Strafanstalt ist es Vorschrift, daß die Ge-
fangenen, um ein nächtliches Entweichen zu erschweren, des
abends ihre Kleider und Schuhe vor die Zellentür zu
bringen haben. Als einem neuen Insafsen der diesbezügliche
Befehl gegeben wird, sagt er bescheiden: „O Lerr Auf-
seher meine Sachen kann ich mir selber reinigen!"
— „Am Gott's willen, Ioseph, da hat dir aber der letzte
Schneesturm deinen Zaun da oben schön zugerichtet!"-
— „Aber was dir nicht einfällt, Alte, das — —
stnd ja die Skifahrer, die da oben ihr Sonnenbad nehmenl"
Ziemlich möglich
Bleisig begann, an seinem Stammtisch
zu erzählen. „Ich habe jetzt seit ein paar
Wvchen einen Zwangsmieter, — Schwatzke
heißt der Kerl. Er tut grade so, als wäre
er in eine Anstalt für Taube gekommen, —
solchen Lärm macht er. Ich komme gar nicht
mehr aus dem Aerger heraus. Na, und wenn
man sich immerzu über etwas ärgert, dann
träumt man auch davon, und da habe ich nun
letzte Nacht einen ganz dollen Traum gehabt.
Ich sitze ganz gemütlich mit meiner Familie
zusammen, so träume ich, da geht auf einmal
in Schwatzkes Zimmer ein Mordsskandal los.
Schwatzke bläst, aber nicht auf einer Flöte
oder einer Trompete, sondern auf einem Kamm,
was ein ganz niederträchtiges Geräusch ist.
Nervenzuckungen kriegt man, wenn man das
lange anhören muß."
In diesem Augenblick kommt der Zigarren-
händler Nübling, ein Mitglied derStammtisch-
runde, sagt guten Abend, setzt sich hin und
68
— „Ihr Sohn spielt die u-äur-Tonleiter wieder s-mol!, Lerr Dimpferl."
— „A Mol? Dös is bereits dös zehnte Mol!"