Wcnn man spartl
„Tadellos!" — „Einfach glänzende Idee!" — „Lünsmann,
Sie sind 'n grotzer Geist!" „Lören Sie mal, die Karten
müssen Sie mjr mitgeben, die zcig' ich morgen im Büro!"
Sehr geschmeichelt reichte Lünsmann das Päckchen dem
Sprecher hinüber. Wenn sogar dem großschnäuzigen
Doberowski sein Einfall imponierte, dann konnte er sich
wahrhaftig was einbilden!
Stolz in der Brust, siegesbewußt zog er an diesem
Abend nach Laus und lietz sich nicht mal durch die bissigen
Bemerkungen seiner geliebten Amalie über die „blödsinnige
Stammtisch-Lockerei" die Laune verderben.
Den ganzen nächsten Tag über befand er sich noch in
gehobener Stimmung und kam auch am Donnerstag ahnungs-
los und heiter aus dem Dienst. Aber als er die Flurtür
öffnen wollte, war dies nur mit einiger Mühe zu bewerk-
stelligen, und Amalie kam ihm aus der Küchc mit einem
unheildrohenden Gesicht entgegen.
,-Sag mal, was soll denn das heißen?" Dabei zeigte
sie auf verschiedene umfangreiche Rollen, die den ohnehin
sehr schmalen Korridor in eine Art Bratröhre verwandelten.
„Der Bote hat behauptek, die Sachen wären zur Auswahl
bestellt — er wollte sie partout nicht wieder mitnehmen —"
„Ach Ansinn!" sagte Ewald. „Von mir nicht. Ich
werde nachher bei den Leuten anrufen und — na, wer
klingelt denn da so verdreht?"
Er machte die Tür auf, und durch die Spalte schob sich
mühsam die füllige Gestalt der Frau Oberzollinspektor
Bitterklee und die ihres ebenso wohlbeleibten Gatten.
„Guten Tag, guten Tag — vielen Dank fiir die freund-
liche Einladung —"
„Ach, wir lommen wohl zu früh?" fragte Frau Bitter-
klee und hielt die Land ans Ohr, da sie an zeitweiser
Schwerhörigkeit litt.
Amalie und Ewald hatten wie versteinert dagestanden.
„O bewahre, bewahre!" stotterte Amalie jetzt und faßte
die Frau Oberzollinspektor beim Arm. „Aber fallen Sie
bloß nicht!"
Fra» Bitterklee besah erstaunt und mißbilligend die
berumstehenden Rollen.
„Teppiche? Wohl zur Auswahl? Na, Sie müssen ja
schön in der Wolle sitzcn! So was können wir uns nicht
leisten-"
Inzwischen war auch Ewald wieder ins selbstbewußte
Sein zurückgekehrt.
„Es ist ja bloß ein Irrtum von der Firmg!" rief er
dazwischen.
„Was? Irma? Ia. die kommt noch!" sagte Frau Bitter-
klee. „Sie hat eben auf der Straße eine Freundin getroffen
— wir können die Tür gleich auflassen — —"
Währcnd Amalie in der Küche verschwand, nötigts
Ewald die Gäste ins Wohnzimmer und versuchte, sie rechk
angeregt zu unterhalten. Aber es gelang ihm nicht, er
mußte fortwährend darübcr nachgrübeln, wann zum Kuckuck
er denn den Zollinspektor eingeladen habe! Na ja, ge-
legentlich hatte er wohl was fallen lassen von „mal wieder
besuchen", abcr daß der Onkel das gleich so wörtlich nahm —
und Amalic hatte sicher nur gebrannte Gerste im Laus und
ein paar alte Zwiebäckc von Sonntag-
Als sie eben mit dem Kaffeetablett eintrat, klapperte
es draußen auf dem Flur, und Bitterklee's Irma kam herein-
gestelzt, am Arm eine riesengroße Tortenschachtel.
„Tag, Frau Lünsmann — ich hab' den Konditorjungen
gerade vor der Tllr abgefaßt — darf ich auspacken?"
Dabei nahm flc schon den Deckel von der Schachkel.
„Donnerlittchen. Sie sind heut aber mächtig rein-
gesprungen — 'n halber Baumkuchcn — und'neSchokoladen-
torte — und Bienenstich und Bretzeln und Blätterteig-"
Frau Bitterklee machte ein Gesicht, als ob sie auf ein
Pfefferkorn gebissen hätte.
„So nobel. liebe Lünsmann? Ia, da werde ich aller-
dings mit meinen Kokosnußplähchen bei Ihnen keine Ehre
mehr einlegen!"
„And hier ist die Rechnung I" rief Irmr» und legte ein
Blatt neben Amaliens Taffe.
„Infolge Ihrer werten Bestellüng."
Amalie warf einen unaussprechlichen Blick zu Ewald
hinüber, der hinter dem Baumkuchen förmiich zusammen-
kroch. Eine gräßliche Ahnung begann in seinem Gehirn
aufzudämmern, und während der Zollinspektor von dem
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