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Die Rache

Morgentoilelte, wie ernüchternd das kalte Waffer, seine Grötze
zerschmolz wie die Seife zwischen seinen Länden. Iede Geste,
die er machte, war eindringlichstes Symbol seiner Winzig-
ieit. Daüberfiel's ihnplötzlich wie eineheiße Woge: Nein, nein,
wenn auch sein großer Plan der Weltvernichtung zusammen-
gebrochen, an seinem Chef mußle und konnte er sich immer
noch rächen! Konnte! Wenigstens ein wohltuender Trost
sür den Erlahmten, de» Schwachen. Wenigstens eine Loff-
nung inmitten tausend Trümmern. Aber diesen Trost, diese
letzte Lvffnung fiel auch schon der ernüchternde graue Morgen
an, der mit seiner farblosen, kalten Wirklichkeit jede Illusion
zerstörke. Diese greuliche Grauheit unterjocht schonungslos
Lerz und Lirn, Mensch und Welt, trägt triumphierend
ihre kalte Nüchternheit über die Erde. Macht die wunder-
baren Traumhelden, die großen Traumpoeten zu winzigen
Spießern. Machte aus Bieringer, dem ekstatischen Welt-
zerstörer, einen mißgelaunten Amtsschreiber, der dem Spiegel
seine Zunge zeigle, als symbolisierte der seinen Chef. So ein
ernüchternder grauer Morgen wandelt auch den letzten Nest
Kühnheit in Bedächtigkeit, in Vorsicht, in Feigheit, wandelt
Riesenrache in kleinliche Rankune. Als daher Bieringer
um Viertel vor acht seinen Weg zum Büro antrat, war
sein Riesenracheplan zum erbärmlichen Schabernackchen zu-
sammengeschmolzen. !lnd selbst vor diesem Schabernackchen
zitterte der Weltzerstörer von gestern. Der große Traum-
held bekam das Schlachtenfieber bei dem Gedanken, daß er
vielleicht einen Bleisoldaten anfaffen müßte. Vorsichtig auf
leisen Sohlen schlich er durch die Amtszimmer. Noch war
niemand da. Irgendwo krachte ein alter Aktenschrank, da
fuhr der Leld zusammen. Einige Minuten stand er wie
festgenagelt mitten in einem der Zimmer mit pochendem
Lerzen, unfähig, einen Schritt zu tun. Bis ihn wieder
etwas in seinem Innern höhnend zur Tat anstachelte. Bie-
ringer schlich weiter, auf den Zehenspitzen, damit nicht ein
unter seinem Tritt knarrendes Brett ihn verriet. Endlich

stand er im Amtszimmer des Chefs. Ein Lauch entrang
sich seiner Brust. Welch langen Qualenweg er hinter sich
hatte! Er verdoppelte seine Vorsicht. Nach jedcm weiteren
Tritt hielt er inne, nach rückwärts, nach vorwärts, nach
allen Seiten lauschend. Er stand am Schreibtisch des Chefs.
Irgend etwas mußte jetzt geschehen; was, war ihm selbst
nicht klar. Rache mußte sein, irgend welche Rache! Er
blickte forschend auf dem Schreibtisch umher. Dann packte
er den Federhalter. Lielt ihn wägend, zögernd in der
Land. Dann bemächtigte sich seines Armes eine rasche
Bewegung, sie stieß den Federhalter in den Kleistertopf,
riß ihn wieder heraus, warf ihn auf den Schreibtisch zurllck
und trieb Bieringer fluchtartig hinaus. Ließ ihn erst los,
als er an seinem Schreibpult stand. Bieringers Lirn klopfte,
sein Lerz klopfte. Ihn dünkte, als habe er unerhörte Kühn-
heiten vollbracht. Da trampelten schon die ersten Kollegen
zur Türe herein, scherzend seinen Eifer bestaunend. Bie-
ringer blätterte im Steuerakt der Karoline Wendelin, sach-
lich, beherrscht, mit dem vagen Gesühl, als sitze er wie ein
unerhört kühner Verbrecher unentdeckt mitten unter ehr-
baren Leuten. Da tackten selbstbewußte forsche Schritte
durchs Zimmer des Amtmanns. Der Chef war da! Aeber
Bieringers Rücken lief ein Gruseln. Seine Ohren horchten
rückwärts ins Nebenzimmer. Er kalkulierte jede Bewegung
des Chefs. Ietzt setzte er sich, jetzt blickte er ttber den Schreib-
tisch, jetzt .... „Wernicke!" schnarrte es da drinnen. Der
Amtsdiener flog. Bieringer atmete auf, seine Tat fiel auf
eines anderen Schultern! Vom Gewiffensdruck befreit,
spendete er stumm ein wohlwollendes Lob semer Verwegen-
heit. Er hörte nicht ohne Vergnllgen das Donnerwetter,
das Wernicke über sich ergehen lassen mußte, daß der Feder-
halter und infolge der Adhäsionskraft nunmehr auch die
Finger des Chefs voll Kleister klebten. Anbeschwert von
Verdacht, genoß jetzt Bieringer in vollen Zügen seinen
Schuljungenstreich als höchste Leldentat, ein Lerostratos,
der im ersten Anlauf stecken geblieben war.

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