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Endlich zu zwein

Oberbalmverwalter Meicr,
lcat 'ne Tochter Jlsebill,

Die er schon seit ein'gen Jahren,
ilnters Läubchen bringen will.

!lnd es spricht die Madam Mcier
(sie ist 'ne geborne Kuhn),
„Lör mein lieber, guter Leinrich,
Leuer mutz man etwas tun,

slns're Tochter ist nun dreitzig,
Lnd es tst d'ie höchste Zeit,
Datz ein Mann in guter Siellung,
!lm das Ilsebillchen freit.

Sei nur sdll, mein guter Leinrich,
Endlich mutz man etwas tun,
Denn sonst ist das Kind noch ledig,
Wenn wir längst im Grabe ruhn.

Ich hab' alles schon erledigt,

Und der Plan ist längst erd ich ,
Mir braucht niemand nichts zu sagen,
Wie man eine Lochzetl macht."

Llnd nun wird genäht, geschnetdert,
Meier wtrd 's im Kopf ganz duinni,
Seide, Loden, Tvch und Leinen,
Alles liegt nur so herum.

Endlich geht auch dies vorüber,
!lnd im Lauss ist es still.

Doch nur eine kurze Weile,

Weil man Arein schöpfen will.

So mein liebcr Lerze"sheinrich,
Passe auf, mein guter Mann,
Leut ist Ball im Chor ereine,
!lnd vielleicht beitzt einer an.

Aber ach, die Nacht wird lich er,
Dreimal tönt oer Giocke Schlag,
Alle Mahe war vergebens,
Einc Niete war der Tag.

ilm V-8 !lhr heitzt 's aufstebn,
Denn es ruft d>e bttt're Pflicht,
Grade heute gtbt's viel Arbeit,
Lnd zum Schlafen kam man nicht.

Doch am Abeod sieht man wieder,
Dle Familie im Konzert,

And man hofft, daß diesen Abend,
Aus der Sache etwas werd.

Aber wiedcr gehl der Abend,
slnd das viele Gcld ist hin,
Später liegt mit dös'gem Kopfe,
MUd u„d matt im Bett man drin.

Da es aber heut gefroren,
Denkt dte Muttsr an das Els.
Dort v.elleicht bleibt einer pappen,
Niemand dieseS vorher weiß.

!lnd die beiden guten Eltcrn,
Frieren hier zu Stein und Bein,
Doch kein Jüngltng will sich zeigcn,
!lnd ketn Freier stellt stch ein.

Morgen gehen wir zum Rodeln,
Dieses freut den Vater nicht,
Denn nach diesen kalten Stunden,
Ihn das „Rheuma" furchtbar sticht.

Abcr andern Tages fteht man,
Alle dreie schwerbepaat,

Teils mit Schi nnd tetls mit Stölken
!lnd vor allem Ruckgesackt.

Denn in einem stillen Tale,

Wo der Berg zum Liminel steigt,
Ist von einem Sportvereine
Leuk ein Sch kurs angezeigt.

Sier, denkt di- Frau Babnverwalier,
Wo die Berge still und grotz,
Wird der richtige aeiunden,
Werden wir die Tochter los.

Aber schon nach ein paar Stunden,
Sagt der Vater mik Geschnauf:
»Mir ist's wurst, ich kann jetzt mmmer
Bleib du ledig, ich hör' aufl"
Doch die Mutter hört es nimmer,
Den„ ein recht, ein netter Lerr,
Lat stch ebsn etngcfundsn
!lnd fährt hinter Ilse her.

Ilse lätzt, a>s sie ganz ob n,
Ihren Schiern freien Lauf.
ilnten ist ste hingepurzelt,

!lnd der nekte Kerr fallt drauf.

And die Ilse steht man rodeln,
Man mutz sagen. gar nicht schlecht,
Wenn bloß heute, denlt l ie Murter,
So ein Siocknsch beißen möcht.

LeimwärtS stcht man nun ste wandcrn,
Rot die Nasen, stsif das Bein,
Keines spricht ein Wort zum anoern.
Iedes geht sür sich allein.

Die Frau Meier steht daneben,
Kinderchen, tch wutzt es ja.
Werdet glücklich: hier mein Segen.
Ach, wo ist denn der Papa?

Endlich bai man ihn g funden,
Nur die Betne standen raus.

Leise hört man ihn noch wimmern,
„Rasch an Schnaps, sonst ist e» aus l"

Ach, die Loffnung war gesunken,
Tiefer noch als wie auf Null.
Nein, sagt Papa Bahnverwalter,
Ich hab' meine Nase vull.

Als nach cin'gen sta.ken Schnäpsen
Papa Meier aufgctaut,

Kann die Mutter ihm ve.künden.
„Denk dir, Ilse ist schon Brautl"
Ios. Maudcr
 
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