Gerechtes Verlarigen — „Na schöiy Äerr Sekrelär, Sie
sollen meinetwegen Recht haben: da haben also wir Landwirte mit
den höheren Preisen angefangen. Aber dann sollen mit dem Billiger-
werden ebe-n gefälligst die Andern diesmal den Anfang machen."
Ein Bevorzugter
Ja, wenn ich etwas kaufe, — für Familie und Laushalt, denn die
persönlichen Anschaffungen spielen jetzt nur noch eine kleine Rolle —
dann bekomme ich immer grade die feinfien und besten Sachen. Ich bin
da wirklich sehr vom Schicksal bevorzugt. Nur ein paar kleine Beispiele.
Ich bestelle also Kohlen. Mein Kohlenhändler hat verschiedene
Sorten: die hiesige oberbayrische Kohle, Braunkohlenbriketts, Nuhrkohle
und beste oberschlcsische Kohle. Zwischen der ersten und der lehten Gattung
besteht ein Preisunterschied von etwa zehn Mark für den Zentner. Mein
Kohlenhändler sagt: „Ia, ich weiß noch nicht, was ich Ihnen geben kann.
Nächsten Freitag kommt der Wagen bei Ihnen vorbei, — was dann
grade da ist, das kriegen Sie." — „Aber gewiß," meine ich, „heutzutage
muß man nehmen, was man bekommt. Nur viel, möglichst viel! Für
fünf Zentner habe ich noch Kohlenmarken, — vielleicht können Sie mir
also zehn Zentner schicken." „Na ja, ich werd' schaun," brummt der
Kohlenhändler. And richtig, am Freikag kommt der Wagen, und es
werden zehn Zentner Kohle bei mir abgeladen, von der besten Sorte:
oberschlesische Kohle. Wenn es nur die oberbayerische Grobkohle wäre,
dann hätte ich allerdings etwa hundert Mark weniger zu zahlen. Aber
was hätte ich dann wohl für eine miserable Kohle! Die hälte ich wahr-
scheinlich gar nicht gebrauchen können. Denn selbst die gute schlesische
Kohle will gar nicht mehr solche stramme Litze geben wie in früheren
Iahren. Man könnte sich fast auf den Ofen setzen, ohne ernste Folgen
befürchten zu müssen. Ein Freund, der mich neulich besuchte und in den
Ofen hineinsah, wollte gar nicht glauben, daß das oberschlestsche Kohle
sein lönnte. Aber ich habe ihm die Nechnung vom Kohlenhändler gezeigt.
Ia, und dann die Milch! Wir bekommen sie von ciner großen
Molkerei, die durch die ganze Siadt Milchfrauen mit Karren entsendet.
Es gibt zwei Sorten: Laushaltsmilch und sogenannte Kindermilch, welche
letzte beffer und also auch wesentlich teurer ist. Ansere Milchfrau nun
bringt immer die gute Sorte. Das ist sehr angenehm, denn selbst diese
Kindermilch ist eigentlich ein bißchen blaß. Wie würde also erst die Kaus-
haltsmilch sein! Nein, da zahlt man schon lieber etwas mehr und freut
sich, daß man die bessere Sorte kriegt.
Oder ich lese eine Anzeige: Kaffee, so lange Vorrat noch billig, das
Psund zu 60 Mark bei Rumpelberg. — Lalt, denke ich, da mußt du dir
noch schnell ein paar Pfund kaufen. Gleich am nächsten Tage gehe ich
also zu Rumpelberg und will Kaffee zu 60 Mark haben. Aber Rumpel-
berg bedauert, — grade sei die billige Sorte ausverkaust. Aber eine neue
Sendung sei angekommen, ganz frisch gebrannt, das Pfund zu 85 Mark,
— von ganz anderer Qualität als die Sorte zu 60. Nun, ich kaufe
.MMl" Mevllkg k co..
Vemdllsüet ksüen löeg!e!!-MlIi-,!sgi!-, 8M!m>!e).
riekmsrlrsn,
^U8>V3bI oline K3Uf2>V3N§,
§3r. eckt. KunstvoIIe illu8t.
?rei8li8te in 1"iefctruck, über I^IOO
^bbilci., 10 iVt. u. ?orto. -^lbum-
li^te Zrat 8. I^sluüi, Vvi lin,
f<6ue kg^reutbekVtr. 3. Oe^r. 1893
Höcb8te 6e?gblun§ tür Xnkauk.
u. un8icbtbar 2U tr3§en. Olgn^enäe
^nerkennunZen. Hgnbvmsnll llp. meii.
tgutekbgcli L to. I^üncken IIZZ. Ilionvgll!8en8ts.9.
190
sollen meinetwegen Recht haben: da haben also wir Landwirte mit
den höheren Preisen angefangen. Aber dann sollen mit dem Billiger-
werden ebe-n gefälligst die Andern diesmal den Anfang machen."
Ein Bevorzugter
Ja, wenn ich etwas kaufe, — für Familie und Laushalt, denn die
persönlichen Anschaffungen spielen jetzt nur noch eine kleine Rolle —
dann bekomme ich immer grade die feinfien und besten Sachen. Ich bin
da wirklich sehr vom Schicksal bevorzugt. Nur ein paar kleine Beispiele.
Ich bestelle also Kohlen. Mein Kohlenhändler hat verschiedene
Sorten: die hiesige oberbayrische Kohle, Braunkohlenbriketts, Nuhrkohle
und beste oberschlcsische Kohle. Zwischen der ersten und der lehten Gattung
besteht ein Preisunterschied von etwa zehn Mark für den Zentner. Mein
Kohlenhändler sagt: „Ia, ich weiß noch nicht, was ich Ihnen geben kann.
Nächsten Freitag kommt der Wagen bei Ihnen vorbei, — was dann
grade da ist, das kriegen Sie." — „Aber gewiß," meine ich, „heutzutage
muß man nehmen, was man bekommt. Nur viel, möglichst viel! Für
fünf Zentner habe ich noch Kohlenmarken, — vielleicht können Sie mir
also zehn Zentner schicken." „Na ja, ich werd' schaun," brummt der
Kohlenhändler. And richtig, am Freikag kommt der Wagen, und es
werden zehn Zentner Kohle bei mir abgeladen, von der besten Sorte:
oberschlesische Kohle. Wenn es nur die oberbayerische Grobkohle wäre,
dann hätte ich allerdings etwa hundert Mark weniger zu zahlen. Aber
was hätte ich dann wohl für eine miserable Kohle! Die hälte ich wahr-
scheinlich gar nicht gebrauchen können. Denn selbst die gute schlesische
Kohle will gar nicht mehr solche stramme Litze geben wie in früheren
Iahren. Man könnte sich fast auf den Ofen setzen, ohne ernste Folgen
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sein lönnte. Aber ich habe ihm die Nechnung vom Kohlenhändler gezeigt.
Ia, und dann die Milch! Wir bekommen sie von ciner großen
Molkerei, die durch die ganze Siadt Milchfrauen mit Karren entsendet.
Es gibt zwei Sorten: Laushaltsmilch und sogenannte Kindermilch, welche
letzte beffer und also auch wesentlich teurer ist. Ansere Milchfrau nun
bringt immer die gute Sorte. Das ist sehr angenehm, denn selbst diese
Kindermilch ist eigentlich ein bißchen blaß. Wie würde also erst die Kaus-
haltsmilch sein! Nein, da zahlt man schon lieber etwas mehr und freut
sich, daß man die bessere Sorte kriegt.
Oder ich lese eine Anzeige: Kaffee, so lange Vorrat noch billig, das
Psund zu 60 Mark bei Rumpelberg. — Lalt, denke ich, da mußt du dir
noch schnell ein paar Pfund kaufen. Gleich am nächsten Tage gehe ich
also zu Rumpelberg und will Kaffee zu 60 Mark haben. Aber Rumpel-
berg bedauert, — grade sei die billige Sorte ausverkaust. Aber eine neue
Sendung sei angekommen, ganz frisch gebrannt, das Pfund zu 85 Mark,
— von ganz anderer Qualität als die Sorte zu 60. Nun, ich kaufe
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