Der erste Paricnt
rehabilitieren, wenn es Ihnen gelingt, mich zu heilen. Ich
werde mich sogar herbeifinden, in diesem Falle nie mehr
Nelken zu gebrauchen..."
„Woher wissen Sie denn, daß es diese Ihre Krankheit
»och nicht gibt?"
Der Mann wurde etwas verlegen, sogar ein wenig roti
"Jch — ich habe mich orientiert. Ich besitze viele medizinische
Bücher," sagte er.
„Und was fehlt Ihnen?" Dr. Steinhaus war nervös
geworden.
„Ich bin am ganzen Körpcr, mit Älusnahme der Äände
und des Gesichtes blau, vollkommen blau!"
Der Arzt brauchte einige Minuten - oder schienen es ihm
uur Minutcn? — um sich von seincm Staunen zu erholen.
Ja freilich, das gab es nicht! Was sollte man da an-
nehmen? Er hatte eben — seltsamerweise — das Kapitel
über §>autverfärbungen durchgelesen, aber er hätte es auch
so gewußt: es gab nur eine echte.tzautpigmentierung, die
schwarze Verfärbung der Laut, die Melanose. Aber auch
die trat nicht am ganzen Körper auf, sondern nur an einigcn
Stellen, und dies besonders mit Vorliebe gerade im Geficht
Er überflog alle Möglichkeiten: Cyanose? Latte der Mann
einen schweren Lerzfchler? Vergiftung? Lastig sragte er
nach der Vorgeschichte. Sie war völlig belanglos, Die
blaue Farbe, so crfnhr er, sei plöhlich aufgetrcten, der Mann
habe sich abends weiß ins Bett gelegt und sei morgens
blau aufgestanden — mit Ausnahme der Lände und dcs
Gesichtcs — völlig blau!
„!lnd von welcher Farbe war dies Blau?"
„Es war kornblumcnblan, dunkelte aber immer zwei
Stunden nach dem Effen nach und wurde dann schwarzblau,
es färbte aber nicht ab."
Dr. Steinhaus war ratlos. Er ging aufgeregt im
Zimmer umher und überlegle. Nein, er überlegte nicht, die
Gedanken jagten sich in seinem Lir», alle Möglichkeiten
überschlugen sich, verkreuzte» und verwickelten stch zu einem
nnentwirrbaren Filzklumpen, und dieser Filzklumpen füllte
allmählich sein ganzes Gehirn aus. Er bekam Angst. Nur
ja nicht gleich beim ersten Patienten versagen! Der konnte
ja seinen Nuf durch die ganze Stadt verbreiten, falls cr
viele Bekannte hatte, und weshalb sollte der Mann nicht
viele Bekannte haben? Er sah ganz danach aus.
„Was ist Ihr Beruf?" fragte er schnell.
„Briefbote."
Vriefbote. Run, Briefboten sind wohl geeignete Per-
sönlichkeiten, um außer de» Briefen auch sonstige Neuig-
keiten herumzutragen und bei den Leuten abzugeben. Brief-
boten, wenn sie elwas nur zehn oder zwölf Kollegen erzählen,
lönncn einen schon unmöglich machen, völlig unmöglich
machen! Dieser Gedanke brachte ihn immer mehr in Auf-
regung. Er mußte sich gewaltsam znm Weiterdenkcn zwingen.
Was kam also noch in Betracht? Nervöse Störungen?
Lypochondrie? Oder war der Mann verrückt? Paralytiker
am Ende? Steinhaus prüfte mit der Taschenlampe den
Pupillenreflex. Tadellos in Ordnung! Aber einmal auf
dieser Spur, untersuchte er hartnäckig weiter. Der Mann
war imstande, völlig normal zu gehen, bei geschloffenen
Augen zu stehen. Nichts, nichts!
Er operierte mit den größten Zahlen mühelos — viel-
leicht war er Geldbriefträger? Nun, das war cine Neben-
frage von ziemlich untergeordneter Bedeutung.
Vei L.iikrLA6ii unä össtsllun^sii ivullsu 8is sisb arck üis ^lckeAASuäorksr-lllütter" bsrisbsn.
rehabilitieren, wenn es Ihnen gelingt, mich zu heilen. Ich
werde mich sogar herbeifinden, in diesem Falle nie mehr
Nelken zu gebrauchen..."
„Woher wissen Sie denn, daß es diese Ihre Krankheit
»och nicht gibt?"
Der Mann wurde etwas verlegen, sogar ein wenig roti
"Jch — ich habe mich orientiert. Ich besitze viele medizinische
Bücher," sagte er.
„Und was fehlt Ihnen?" Dr. Steinhaus war nervös
geworden.
„Ich bin am ganzen Körpcr, mit Älusnahme der Äände
und des Gesichtes blau, vollkommen blau!"
Der Arzt brauchte einige Minuten - oder schienen es ihm
uur Minutcn? — um sich von seincm Staunen zu erholen.
Ja freilich, das gab es nicht! Was sollte man da an-
nehmen? Er hatte eben — seltsamerweise — das Kapitel
über §>autverfärbungen durchgelesen, aber er hätte es auch
so gewußt: es gab nur eine echte.tzautpigmentierung, die
schwarze Verfärbung der Laut, die Melanose. Aber auch
die trat nicht am ganzen Körper auf, sondern nur an einigcn
Stellen, und dies besonders mit Vorliebe gerade im Geficht
Er überflog alle Möglichkeiten: Cyanose? Latte der Mann
einen schweren Lerzfchler? Vergiftung? Lastig sragte er
nach der Vorgeschichte. Sie war völlig belanglos, Die
blaue Farbe, so crfnhr er, sei plöhlich aufgetrcten, der Mann
habe sich abends weiß ins Bett gelegt und sei morgens
blau aufgestanden — mit Ausnahme der Lände und dcs
Gesichtcs — völlig blau!
„!lnd von welcher Farbe war dies Blau?"
„Es war kornblumcnblan, dunkelte aber immer zwei
Stunden nach dem Effen nach und wurde dann schwarzblau,
es färbte aber nicht ab."
Dr. Steinhaus war ratlos. Er ging aufgeregt im
Zimmer umher und überlegle. Nein, er überlegte nicht, die
Gedanken jagten sich in seinem Lir», alle Möglichkeiten
überschlugen sich, verkreuzte» und verwickelten stch zu einem
nnentwirrbaren Filzklumpen, und dieser Filzklumpen füllte
allmählich sein ganzes Gehirn aus. Er bekam Angst. Nur
ja nicht gleich beim ersten Patienten versagen! Der konnte
ja seinen Nuf durch die ganze Stadt verbreiten, falls cr
viele Bekannte hatte, und weshalb sollte der Mann nicht
viele Bekannte haben? Er sah ganz danach aus.
„Was ist Ihr Beruf?" fragte er schnell.
„Briefbote."
Vriefbote. Run, Briefboten sind wohl geeignete Per-
sönlichkeiten, um außer de» Briefen auch sonstige Neuig-
keiten herumzutragen und bei den Leuten abzugeben. Brief-
boten, wenn sie elwas nur zehn oder zwölf Kollegen erzählen,
lönncn einen schon unmöglich machen, völlig unmöglich
machen! Dieser Gedanke brachte ihn immer mehr in Auf-
regung. Er mußte sich gewaltsam znm Weiterdenkcn zwingen.
Was kam also noch in Betracht? Nervöse Störungen?
Lypochondrie? Oder war der Mann verrückt? Paralytiker
am Ende? Steinhaus prüfte mit der Taschenlampe den
Pupillenreflex. Tadellos in Ordnung! Aber einmal auf
dieser Spur, untersuchte er hartnäckig weiter. Der Mann
war imstande, völlig normal zu gehen, bei geschloffenen
Augen zu stehen. Nichts, nichts!
Er operierte mit den größten Zahlen mühelos — viel-
leicht war er Geldbriefträger? Nun, das war cine Neben-
frage von ziemlich untergeordneter Bedeutung.
Vei L.iikrLA6ii unä össtsllun^sii ivullsu 8is sisb arck üis ^lckeAASuäorksr-lllütter" bsrisbsn.