Von Pcter Robinson
Der geniale Gärtner
— „Sie, Iohann, in ciner Stunde kommt die §>ofrätin aufVc-
such und hier liegtdie Wäscheso schlampigherum! Arrangieren
Sie es wcnigstcns so, daß es ein bißchen besser aussieht! —"
— „Dcr Lerr Varon verlangt unmögliche Sachen! Abcr
machen wir es halt, so gut es geht!"
— „Ah! Was ist denn jetzt das?"
Vor dem Denkmal
— „Ist das nicht Schiller?"
— „Keine Ahnung! Ich bin auch fremd hicrl"
Das Dollar-Ei
Albert Kremin hatte in den letzten Iahren schr übcr
sein Geschäft gellagt, und Iulius Woyke hatte bezüglich
des seinen das gleiche getan. Das Geschäst läge sehr
darnieder, hattc jedcr von ihncn gesagt. In der letztcn
Zcit ist das etwas besser geworden, und Kremin wie auch
Woyke erklären nun, das Geschäft scheine sich wiedcr ctwas
heben zu wollcu. Das ist ein hergebrachtcr Ausdruck, uud
er paßk auch, denn wenn am Iustand des Darniederliegens
überhaupt elwas geändert werden kann, so läßt sich das
cbcn nur durch §>eben machen. In den beiden vorliegendcn
Fällen war die erfreuliche Besserung teils allgemeincn
natürlichen Zusammenhängen, teils einer besonderen künst-
lichen Nachhilfe zuzuschreiben.
Albert Kremin hat eine Konditorei (nebst Zuckerwaren-
fabril) in Schippenburg, am Marktplatz im 5oauseNummer 4.
Iulius Woyke hat auch eine Konditorei (auch nebst Zucker-
warenfabrik), auch in Schippenburg, auch am Marktplatz,
— aber natürlich nicht auch im Lause Nummer 4, sondern
grade gegenttber, in Nummer 12. Diese Geringfügigkeit
der Entfernung — denn die nahen Dinge gehen einen ja
immer viel mehr an — hat zur begreiflichcn Folge gchabt,
daß jene besondere künstliche Nachhilse, .das Geschäft zu
heben, auf die sowohl Kremin wie Woyke mit Eifer bc-
dacht gewelen sind, jcweils von dem eincn oder dem andcrn
zucrst mit Mangel an Wohlwollen, dann mit klarem stebcl-
wollen und schließlich mit Zorn und einer immer mchr
steigcnden Erbitterung betrachtet wordcn ist. Ganz kurz
läßt sich das so ausdrückcn: Albcrt Krcmin und Iulius
Woyke sind Konkurrenten. In dicsem Wort licgt allcs,
was zu sagen ist; da weiß man sofort Bescheid.
In früheren Iahren war das nicht so schlimm und von
einer besondercn Konkurrenz eigentlich nicht viel zu spürcn
gcwesen, denn Schippenburg, eine angenehme Mittelstadt,
konnte recht wohl zwei solcher Konditoreien gebrauchc»,
wie Kremin und Woyke sie besitzcn, betreiben uud leiten,
— nämlich Konditoreien erstcn Ranges, wie sie sagen. Denn
es sind außerdem, in Nebengassen zerstreut, noch einige
andere, weniger bcdeutende da, aus die es hier aber weitcr
nicht ankommt. 5>ier handelt es sich nur um Kremin und
Woyke. Kcinem von beiden vermöchte ein objektiver Be-
urteiler einen, wcnn auch nur kleinen Vorrang zuzuerkennen,
und es hat auch keiner jemals einen besonderen Vorzug
bcim Schippcnburger Publikum genossen. Nur: bei Kreniin
pflegen die unverheirateten Lerren vom Gericht und bci
Woyke die von der Regierung ihren Nachmitkagskaffee zu
trinkcn. Wenn jemaiid daraus eine etwas höhcre Werk-
schätzung, sei es für Kremin, sei cs für Woykc, herleitcn
will, so steht das ganz in seinem Belieben.
Es dürfte bekannt sein, daß die Lage der Konditorcicn
cine einigcrmaßen mißliche wurde, als gewisse, für diescs
Gewerbe nun einmal notwendige Nohstoffe wie Zucker,
Butter, Mehl, Eier usw. sehr spärlich, beziehungsweise
rationiert wurdcn (was ja cigentlich dasselbe ist) und trvtz
allcr gcschickten Künste durch Ersahmittel doch nicht ganz
unnölig gemacht werden konnten. 5t!remiii und Woyke
mußten durchhalten, und damals begannen die ersten Keimc
dcr Konkurrenzerbittcrung zu sprießen, indem nämlich Kre-
min — in einer allerdings nicht zu fassenden Weise — vo»
Woyke behauptete, dieser habe sich das Durchhalten durch
einige nicht zulässige Geschäfte mit Zucker erleichtert, wäh-
rend Woyke von Kremin — in einer ebenso wenig zu pak-
kenden Art — etwas Aehnliches in bezug auf Mehl crzählte.
Es mag aber auch umgekehrt gewesen sein und Kreniin
Der geniale Gärtner
— „Sie, Iohann, in ciner Stunde kommt die §>ofrätin aufVc-
such und hier liegtdie Wäscheso schlampigherum! Arrangieren
Sie es wcnigstcns so, daß es ein bißchen besser aussieht! —"
— „Dcr Lerr Varon verlangt unmögliche Sachen! Abcr
machen wir es halt, so gut es geht!"
— „Ah! Was ist denn jetzt das?"
Vor dem Denkmal
— „Ist das nicht Schiller?"
— „Keine Ahnung! Ich bin auch fremd hicrl"
Das Dollar-Ei
Albert Kremin hatte in den letzten Iahren schr übcr
sein Geschäft gellagt, und Iulius Woyke hatte bezüglich
des seinen das gleiche getan. Das Geschäst läge sehr
darnieder, hattc jedcr von ihncn gesagt. In der letztcn
Zcit ist das etwas besser geworden, und Kremin wie auch
Woyke erklären nun, das Geschäft scheine sich wiedcr ctwas
heben zu wollcu. Das ist ein hergebrachtcr Ausdruck, uud
er paßk auch, denn wenn am Iustand des Darniederliegens
überhaupt elwas geändert werden kann, so läßt sich das
cbcn nur durch §>eben machen. In den beiden vorliegendcn
Fällen war die erfreuliche Besserung teils allgemeincn
natürlichen Zusammenhängen, teils einer besonderen künst-
lichen Nachhilfe zuzuschreiben.
Albert Kremin hat eine Konditorei (nebst Zuckerwaren-
fabril) in Schippenburg, am Marktplatz im 5oauseNummer 4.
Iulius Woyke hat auch eine Konditorei (auch nebst Zucker-
warenfabrik), auch in Schippenburg, auch am Marktplatz,
— aber natürlich nicht auch im Lause Nummer 4, sondern
grade gegenttber, in Nummer 12. Diese Geringfügigkeit
der Entfernung — denn die nahen Dinge gehen einen ja
immer viel mehr an — hat zur begreiflichcn Folge gchabt,
daß jene besondere künstliche Nachhilse, .das Geschäft zu
heben, auf die sowohl Kremin wie Woyke mit Eifer bc-
dacht gewelen sind, jcweils von dem eincn oder dem andcrn
zucrst mit Mangel an Wohlwollen, dann mit klarem stebcl-
wollen und schließlich mit Zorn und einer immer mchr
steigcnden Erbitterung betrachtet wordcn ist. Ganz kurz
läßt sich das so ausdrückcn: Albcrt Krcmin und Iulius
Woyke sind Konkurrenten. In dicsem Wort licgt allcs,
was zu sagen ist; da weiß man sofort Bescheid.
In früheren Iahren war das nicht so schlimm und von
einer besondercn Konkurrenz eigentlich nicht viel zu spürcn
gcwesen, denn Schippenburg, eine angenehme Mittelstadt,
konnte recht wohl zwei solcher Konditoreien gebrauchc»,
wie Kremin und Woyke sie besitzcn, betreiben uud leiten,
— nämlich Konditoreien erstcn Ranges, wie sie sagen. Denn
es sind außerdem, in Nebengassen zerstreut, noch einige
andere, weniger bcdeutende da, aus die es hier aber weitcr
nicht ankommt. 5>ier handelt es sich nur um Kremin und
Woyke. Kcinem von beiden vermöchte ein objektiver Be-
urteiler einen, wcnn auch nur kleinen Vorrang zuzuerkennen,
und es hat auch keiner jemals einen besonderen Vorzug
bcim Schippcnburger Publikum genossen. Nur: bei Kreniin
pflegen die unverheirateten Lerren vom Gericht und bci
Woyke die von der Regierung ihren Nachmitkagskaffee zu
trinkcn. Wenn jemaiid daraus eine etwas höhcre Werk-
schätzung, sei es für Kremin, sei cs für Woykc, herleitcn
will, so steht das ganz in seinem Belieben.
Es dürfte bekannt sein, daß die Lage der Konditorcicn
cine einigcrmaßen mißliche wurde, als gewisse, für diescs
Gewerbe nun einmal notwendige Nohstoffe wie Zucker,
Butter, Mehl, Eier usw. sehr spärlich, beziehungsweise
rationiert wurdcn (was ja cigentlich dasselbe ist) und trvtz
allcr gcschickten Künste durch Ersahmittel doch nicht ganz
unnölig gemacht werden konnten. 5t!remiii und Woyke
mußten durchhalten, und damals begannen die ersten Keimc
dcr Konkurrenzerbittcrung zu sprießen, indem nämlich Kre-
min — in einer allerdings nicht zu fassenden Weise — vo»
Woyke behauptete, dieser habe sich das Durchhalten durch
einige nicht zulässige Geschäfte mit Zucker erleichtert, wäh-
rend Woyke von Kremin — in einer ebenso wenig zu pak-
kenden Art — etwas Aehnliches in bezug auf Mehl crzählte.
Es mag aber auch umgekehrt gewesen sein und Kreniin