voll Freud,
Still sinnend Uber nnsre Zcit,
Der letzten Iahre Druck und Leid
Latt' ich den Blick zurückgesandt
?n meiner Ingend Sonnenland.
Llnd lächeln mußt ich ungewollt,
Da die Erinnerung aufgerollt
Noch wohlbckannt mir — Bild uud Spruch
2lus einem altcn Bilderbuch.
Ich sah in meiner Kiudheit Saal
Den Suppen.Kaspar noch einmal,
Erst dick und rund, dann schmal und blast;
Noch immer ohne Llnterlaß
Krakehlte dieser kleine Wicht:
„Ich esse meine Suppe nicht!"
O schöne Zeit, o Iugendzeit,
Wie bist du fern, wie bist du wcit,
Da dcutschen Kindern Strafe gar
Das „Gute Suppen-Essen" war!
Das Mädclchen, so schwach und arm,
Llnd plaudert froh an meinem Arm:
Ach Onkel, hör, was ich dir sag.
Ich krieg jctzt Suppe alle Tag.
Die schcukcn aus die frcmdcn löcrru,
Wir cssen unsrc Suppe gern.
Wenn in der Schul es zwölfe klingt,
Schnell alles in die Aula springt.
Die dünnsten aus der SchUler Krcise
Erhalten dort die Quäkerspeise.
Aus einem Kessel, grost und rein
Schöpst man in unsre Töpfchen klcin.
!lnd jedes Kind geht vollcr GlUck
Damit auf seinen Platz zuriick.
Es schmcckt ihm gut und schmeckt nach mchr,
Man ißt das ganze Töpfchen lecr.
Zum Schlusse noch das ZUngleiu nascht,
Was selbst dcr Löffel nicht erhascht,
!lnd Mädels, die erst mager sehr,
Gar lang und blaß und hager sehr,
Sind bald nicht zu erkennen mehr,
Wer leicht war, wird jetzt stark und schwer.
Bald wohlgerundet ist die Wang'.
!lnd in die Breite geht, wer lang.
Der Lehrer selbst sieht staunend dann,
Was gutes Essen niitzen kann!
!lnd alle Kinder, frei und srank
Den Quäkern sagen herzlich Dank!
Das Niekchen sprach's und rannte weg.
Ich saß noch lang am gleichen Fleck
!lnd träumt' von unsrer Iugendzeit
And Struwwelpeterherrlichteit!
Erlka Weber
51