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Endspurt

D°s Rälsel

Eine halbe Stunde später wcckte ihn
ein schrilles Läuten. Er fuhr auf. Schon
Worgen? Aber »ein, draußen war ja
alles dunkel, und das war iibcrhaupt
das Telephon. Er ranntc hinaus. Bil-
stnger war ain Apparat. Er hatte das
Nätsel gelöst und wollte Tümmelmann
die Lösung mitteilen, damit er ruhig
schlafen lönne.

„Damit ich ruhig schlafen kann,"
zeterte Tümmelmann, „klingelst du mich
mitten in der Nacht an! Aebrigens, ich
habe das Rätsel schon vor einer ganzen
Weile gelöst, also bilde dir nur nichts cin!"

Bilfinger wollle die Lösung wiffen,
Tümmelmann sagte sie ihm.

„Quatsch," sagte Vilfinger, „ich hab
was ganz andres raus. Abcr mcine
Lösuug ist unter allen Amständen richtig.
Die Worte heißen —"

Katsch! machte es im Lörer. Die
Verbindung war unterbrochen. Wütend
drehte Tümmelmann die Kurbel. Aber
»ichts regte sich. Dann kroch er frierend
ins Bett und überlegte. Sollte da noch
eine Lösung möglich sein? Das kam ja
vor. Er prüfte seinen Zettel, aber es
stimmte, dawar gar kein Zweifel. Nichts-

destoweniger sann er weitere Möglich-
keiten durch. Ehe er nicht Gewißheit
hatte, war an Schlaf nicht zu denken.
Nuhelos wälzte fich Tümmelmann in
seineni Bette hin und her.

Eine Stunde später wurde Bilfinger
aus liefem Schlummer geriffen. Er fluchte

„Piefke - leene Angst! - wir haben uff vir jesetzt!"

5e! iveincii,

Lranen

lllenn sschl äe llegen runnerlöllt,

80 lies un linä as Lraiien,

Denn ivi» mi äat, — iveit nich ivorilm —
Nn miue voclen mahnen,

Nn slle, cte man nahren; mir
llp äese ll>e» begcgent,
l)e Isngsl all rauhn in ksuler Irä,
llcäcnk ick, ivenn äat regenl.

Ick seih se sitten still nn ltiimm
In jeclen lllolkeiischucr,

Sacht glicäen ekre cranen ctal
lln lüllen mi mil kruer.
leinen, — ach, ick iveil ciat ivoll,
llich ümt verlurne ceive».
vat helt so manchcn nix as plag.
vix as knltäulchung gcivcn.

vee, äoillm nich: ctoch üat lo ralch
. ve Ivinlchen sti vergeten,
llck jene, cle up Irclen einlt
711! ekre Leiiv belclen,

So unerletzlich clünkten l' lich.

So civig linverluren,
vet en äe vocl cles' Ivcinimg nehm; -
vu litten lci un tiurcn.

llergeten,-o clu lümmes lllurt,

llel llimmer noch as Scheiclen,
vu iveckll logor äe voäen up
Ivil äine ditlern teiäen.
vc cranen iallcn. /Ich, iver kann
ve crurigkeit ermeten,
ve ut äe lllolk herunnerärüppl:
llergakn - un uck vergeten_

INartliL Müllcr

gottcslästcrlich und sagte Tünimeliiianii
die Lösung. Sie war wirklich richtig, aber
von der Tüiiinielmaiins ganz verschiedcn.
Tünimclmalin stieg mit wiederhergestell-
tem seelischen Glcichgewicht ins Bctt zu-
rück, und auch Vilfinger fand den Schlaf
bald wieder. Die wcitcrc Nachtruhe schien
sich reibungslos gcstaltcn zu wollcn.

Etwa dreiviertelStunden später wur-
dcn beide kurz nacheinander gewcckt.
Grunebcrg war wegen auffälligen Be-
nehmens auf die Wache gebracht worde».

In dem Augenblick, als ihn der Schuh-
inaiill bei der Schultcr packie, ficl ihm
die Lösung ein, aber man glaubte ihm
diese Gcschichte nicht und hatte dcn
Kommissar gewcckt, dcr sich übrigcns
als Bekannter eiitpuppte. Gruncbergs
Lösling war ziveifcllos richtig, stimmtc
aber weder mit dcr Tümmelmanns noch
mit der Bilfingers überein. Tümmel-
mann raste. Er wußte die beide» andern
Lerrn zu einer sofortigen Verabredung
zu überreden. Es war halb sechs Ahr
Morgens, als man sich am Bismarck-

denkmal vcrsammelte.

Schweigend zeigte Tümmelmann auf
die leyte Seite dcr Zcitschrift. Grimmig
entschlossen setztcn sich die drei Gestalten
nach der Kochstraße in Marsch. Der
Weg war weik. Kurz vor sieben kam
man an. Die Neinmachefrau wußte
zusällig die Adresse des Nedakteurs.

Dcr Rcdaklcur Pflegtc sich sonst nicht
vor halb neun wecken zu laffen, abcr
(Fortichung Seite 57)

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