Das gemeinsame Mtttagsblatt
Der Verirag über das gemeinsame Abonnement wurde
perfekt und trat in Kraft. Während der ersten vierzehn
Tage sollten Blauwasserers das Blatt zuerst kriegen, um
es nach beendeter Leltüre an Benglers zu geben. Man
beeilte sich bei Blauwasserers, die Zeitung zu lesen. Früher -
»a ja — da hatte man keine Eile — man hätte doch —
wenn man gewollt hätle — auch am Abend drin lesen
können — aber so . .!
Lerr Blauwasserer las die Zeitung vom Ansang bis
zum Ende. Dann wollte die Mutter einen Blick hineintun —
uur einen Blick — und geriet über den Noman, der eben
»eu anfing und gleich in den ersten hundert Zeilen drei
Gräfinnen um die Gunst eines Sängers rivalisieren ließ —
so daß das Mittageffen verbrannte — das von Blau-
wasserers natürlich. Ia — und dann wollte der Sohn
uachsehen, wann morgen das Fußballwettspiel anfangen
würde — und dabei verfing er sich in das Silbenrätsel der
Beilage. Es war unmöglich, vor fünf Ahr das Blatt zu
Venglers hinüberzuschicken.
„Ein bißchen spät!" sagte Lerr Bengler. Er hatte mit
den Seinen seit zwei !lhr gewartet — immer nur gewartet.
Am folgenden Tage bekamen Bcnglers die Zeitung um
sechs !lhr. Am dritten Tage um sieben !lhr. Am vierten
Tage schickte Lerr Bengler um vier !lhr seinen Sprößling
zu Blauwafferers und „ließ bitten". Lerr Blauwafferer
glaubte an einen Ausnahmefall und gab. Aber seine Frau
hatte den Roman noch nicht gelesen und machte ihm
Anannehmlichkeiten.
Am sünften Tage kam der junge Bengler um halb
vier!lhr. !lnd flog hinaus. Ach sechsten Tage wartelen
Blauwasserers auf die Zeitung. !lnd warteten — und
warteten — und warteten. Schließlich glaubten sie an einen
Streik der Zeitungsträgerinnen. Gegen Abend kam die
Zcitung. Benglers schickten sie — Mit einem schönen
Gruß und Lerr Bengler hätte zufällig heute Mittag die
Zeitungssrau auf der Straße getroffen ...
„Zufällig!" knirschte Lerr Blauwasserer. Er las die
Zeitung gar nicht. Er setzte sich hin und schrieb einen Brief
an Lerrn Bengler. Löslich, aber entschieden. Lerr Bengler
schrieb ihm umgehend Antwort. Entschieden, aber nicht
höflich. (Die Zeitungsübergabe erfolgte in dieser Zeit
pünktlich um vier !lhr. Nur seinen Freunden gegenüber
vergibt man sich etwas, nicht seinen Feinden.) Lerrn Blau-
wasserers nächster Brief ging eingeschrieben, und er ver-
diente es auch, denn er enthielt hohe Werte an Beleidi-
gungen. Der Nechtsanwalt des Lerrn Bengler schätzle die
Beleidigungen auf Mk. 1200.— bis 1500 Geldstrafe.
„Geldstrafe?" fuhr Lerr Bengler auf, „das wäre ein
Iustizmord! Der Mann muß ins Gesängnis!"
!lm die gleiche Stunde goß Frau Bengler aus Ver-
sehen auf Frau Blauwasserer mehrere Liter Spülicht. Vom
ersten Stock aus. Naß, wie sie war, wurde Frau Blau-
wasserer von ihrem Galten zu einem Iustizrat geschleppt.
Der verlangte zweihundert Mark Kostenvorschuß. Lerr
Bengler hatte bloß hundert Mark Kostenvorschuß bezahlt.
Aber Iustizräte stnd eben viel wirksamer. Man glaubt bei
Blauwasserers nicht, daß Lerr Bengler „daraufhin" noch
Beamter bleiben kann.
Es ist jeht ein Monat von dem Quartal vergangen,
für das die Mittagszeitung gemeinsam abonniert wurde.
In die laufenden Prozesse sind mehrere auswärtige Ver-
Der Verirag über das gemeinsame Abonnement wurde
perfekt und trat in Kraft. Während der ersten vierzehn
Tage sollten Blauwasserers das Blatt zuerst kriegen, um
es nach beendeter Leltüre an Benglers zu geben. Man
beeilte sich bei Blauwasserers, die Zeitung zu lesen. Früher -
»a ja — da hatte man keine Eile — man hätte doch —
wenn man gewollt hätle — auch am Abend drin lesen
können — aber so . .!
Lerr Blauwasserer las die Zeitung vom Ansang bis
zum Ende. Dann wollte die Mutter einen Blick hineintun —
uur einen Blick — und geriet über den Noman, der eben
»eu anfing und gleich in den ersten hundert Zeilen drei
Gräfinnen um die Gunst eines Sängers rivalisieren ließ —
so daß das Mittageffen verbrannte — das von Blau-
wasserers natürlich. Ia — und dann wollte der Sohn
uachsehen, wann morgen das Fußballwettspiel anfangen
würde — und dabei verfing er sich in das Silbenrätsel der
Beilage. Es war unmöglich, vor fünf Ahr das Blatt zu
Venglers hinüberzuschicken.
„Ein bißchen spät!" sagte Lerr Bengler. Er hatte mit
den Seinen seit zwei !lhr gewartet — immer nur gewartet.
Am folgenden Tage bekamen Bcnglers die Zeitung um
sechs !lhr. Am dritten Tage um sieben !lhr. Am vierten
Tage schickte Lerr Bengler um vier !lhr seinen Sprößling
zu Blauwafferers und „ließ bitten". Lerr Blauwafferer
glaubte an einen Ausnahmefall und gab. Aber seine Frau
hatte den Roman noch nicht gelesen und machte ihm
Anannehmlichkeiten.
Am sünften Tage kam der junge Bengler um halb
vier!lhr. !lnd flog hinaus. Ach sechsten Tage wartelen
Blauwasserers auf die Zeitung. !lnd warteten — und
warteten — und warteten. Schließlich glaubten sie an einen
Streik der Zeitungsträgerinnen. Gegen Abend kam die
Zcitung. Benglers schickten sie — Mit einem schönen
Gruß und Lerr Bengler hätte zufällig heute Mittag die
Zeitungssrau auf der Straße getroffen ...
„Zufällig!" knirschte Lerr Blauwasserer. Er las die
Zeitung gar nicht. Er setzte sich hin und schrieb einen Brief
an Lerrn Bengler. Löslich, aber entschieden. Lerr Bengler
schrieb ihm umgehend Antwort. Entschieden, aber nicht
höflich. (Die Zeitungsübergabe erfolgte in dieser Zeit
pünktlich um vier !lhr. Nur seinen Freunden gegenüber
vergibt man sich etwas, nicht seinen Feinden.) Lerrn Blau-
wasserers nächster Brief ging eingeschrieben, und er ver-
diente es auch, denn er enthielt hohe Werte an Beleidi-
gungen. Der Nechtsanwalt des Lerrn Bengler schätzle die
Beleidigungen auf Mk. 1200.— bis 1500 Geldstrafe.
„Geldstrafe?" fuhr Lerr Bengler auf, „das wäre ein
Iustizmord! Der Mann muß ins Gesängnis!"
!lm die gleiche Stunde goß Frau Bengler aus Ver-
sehen auf Frau Blauwasserer mehrere Liter Spülicht. Vom
ersten Stock aus. Naß, wie sie war, wurde Frau Blau-
wasserer von ihrem Galten zu einem Iustizrat geschleppt.
Der verlangte zweihundert Mark Kostenvorschuß. Lerr
Bengler hatte bloß hundert Mark Kostenvorschuß bezahlt.
Aber Iustizräte stnd eben viel wirksamer. Man glaubt bei
Blauwasserers nicht, daß Lerr Bengler „daraufhin" noch
Beamter bleiben kann.
Es ist jeht ein Monat von dem Quartal vergangen,
für das die Mittagszeitung gemeinsam abonniert wurde.
In die laufenden Prozesse sind mehrere auswärtige Ver-