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Ein braver Mann

Der Vademeister Iochen Schnut
Versteht sein Amt seit dreißig
Iahren.

(Was dieser Mann im Winter tut, —
Kein Vadegast kann das erfahren.)

Im Sommer aber schon von früh'
Dient er dem Amt, das er bekleidet;
Es bringt ihm manche schwere Müh'
Vis abends, wenn die Sonne
scheidet.

Er raucht den ganzen Tag und schaut
Dabei auf Strand und See und
Limmel.

Zuweilen, weil ihn dies erbaut,
Trinkt er auch eine» kleinen Kümmel.

Ein großes Äorn hat er zur Land,
!lnd ist ein Schwimmer so vermessen,
Daß er zu weit sich wagt vom Strand,
Dann tutct Iochen wie besessen.

Dies bringt sein Blut stets stark in
Laus;

Zwei Kllmmel müssen gleich ihn laben.

Auch rechnet er bestimmt darauf,

Ein größres Trinkgeld dann zu haben.

Die Badewäsche unter sich
^ätt' er, spricht Iochen Schnut, der
Brave.

Mittag stimmt das sicherlich, —
Da liegt er nämlich drauf im
Schlafe.

Dafür, und sehr verdrießt ihn das,
Muß er damit sich oft auch
schinden.

Das Zeug wird durch Benuhung
naß,

!lnd dann hat Schnut es auszuwinden.

Als Lerr der Badeanstalt ist
Er riesig mächtig anzusehen. —
Wenn er die Wasserwärme mißt,
Kann er sie, falls er will,
erhöhen.

Wenn man's nicht glaubt, hüllt Iochen
Schnut

Sich in verachtungsvolles Schweigen.

Er tut, als wär' die Ostseeflut
Ihm ziemlich unbeschränkt zu eigen.

Das Wichtigste bleibt allemal
Für Iochen Schnut die
Badekasse,

Weil er Billetts verkauft, — die
Zahl

Der Kartcn wuchs zur Niesenmasse.

Viel hunderttausend Bäder schon
Lat Iochen Schnut dort abgegeben,
Doch von der Badedirektion
Konnt' nie ein Vorwurf sich
erheben.

So viele Bäder, treu und gut
Verkaufte er, doch vorgekommen
Ist niemals es, daß Iochen Schnut,

Der Brave, eins für sich

gcnommen. —o».

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