Anmögliche Geschichten
Von Peter Robinson
Der „Klub der Dreizehn"
hatle wieder — es war am 13. April
^ sein monatliches Festessen, deffen
Beginn diesmal sich jedoch erheb-
lich verzögerte, denn es war erst
dieimsiebenten der dreizehn Para-
graphen der Vcreinsstatuten fest-
gelegte Bedingunz zu erfüllen.
Dabei aber fand man heute große
Schwierigkeiten.
Der „Klub der Dreizehn"
"rußte, wie sich ohne besonderes
Nachdenken schon aus seinem
dlamen entnehmen läßt, immer
dreizehn Mitglieder zählen, deren
jedes aber, neben der gesellschaft-
lichen Eignung und einer gewiffen
humoristischen Gemütsanlage, un-
ler allen Amständen — das stand
'n Paragraph 1 — in seinem
-liamen dreizehn Buchstabenhaben
'uußte, wobei entweder der Nach-
uame allein oder Vor- und Nach-
uame zusammen zu gelten hatten.
Dies möchte auf den ersten Bliä
uls eine eigentlich allzu schwer zu
rrfüllende Voraussetzung erschei-
uen, doch kann jedes Adreßbuch
einer größeren Stadt beweisen,
haß Namen mit dreizehn Buch-
s'aben nicht gar so selten sind.
3wmer am dreizehnten jedes Mo-
uats hatte der Klub ein Festeffen
"bzuhalten, bei dem es dreizehn
l^änge und dazu dreizehn Wein-
sorten geben mußte; zum Schluß
uber war jeder Teilnehmer ver- .
pflichtet, noch dreizehn verschiedene Schnäpse zu <nine -
Leute nun hatte gegen Mittag, als er von der Äor,e
gekommen war, Konsul Rauthenberger nnt emer ?>wenei
lvsen Grippe sich ins Bett legen müffen, und deshalb tra
d°r erwähnte Paragraph 7 in Kraft, der affo lau ete.
"Die Convivia des Klubs sollen stets von der Vollzahl ver
^itglieder abgehaltcn werden. Wenn aber eines der -.a
gl'eder durch besondere Umstände verhindert fft, s° ,ou oe
Vvrstand des Klubs, damit die Zahl 13 gcwahrt wer e,
d°n ersten aufzufindenden Fremden heranziehn, der solcher
Einladung Folge leisten will, und deffen Name gleichsa
dreizehn Buchstaben aufweist." - Das war nun w.rkllch
sr'ne ganz leicht zu erfüllende Bestimmung, aber schon ,eir
2ahren war man ihr in den nötigen Fällen einfach dadm )
"achgekommen, daß man dann den alten Maehrcnreuter
heranholte, der bei Olto van Riesen, dem Vorstand des
^lubs, Prokurist war. Jetzt aber ging das nicht mehr.
Denn vor einigen Wochen hatte Machrenreuter entdcar
wenigstens geglaubt, entdecken zu müffen, daß er semen
. .... . . ...... -»r. on>^»«.»»nre,itter
^°rr wenigstens geglaubt, entdecken zu müssen, datz er ,emen
/lamen eigentlich mit einem doppelten t, also Maehrenreutter
'chreiben müßte, und er hatte auch sogleich diesen Wechsel
bollzogen ohne Rücksicht auf eine, solcher allerdings ,ehr
gvringfggigen Namensänderung vielleicht entgegenstehende
p°lizeiliche oder gesetzliche Bestimmung. Da der nunmehrige
mehrenrcutter aber vierzehn Buchstaben hatte, durftc er
— „Guten Morgen, Lcrr Gerichtsvollzieher! Sie kommen immer im un-
rechlen Moment. Wenn ich mich anziehen will, wollen Sie mich ausziehen."
ohne schwere Verletzung der Vereinsstatuten nicht mehr
eingeladen werdcn. Konsul van Niesen behauptete übrigens,
Maehrenreutter hätte das doppelte t überhaupt nur aus
diescm Grunde erfunden, weil ihm die dreizehn Schnäpse
immer so übel bekommen wären. Ob das nun stimmen
mochte oder nicht — genug, es mußte für einen dreizehnten
Gast gesorgt oder aber das schon vorbereitete, ganz her-
vorragende Effcn — wie Paragraph 10 der Vereinsfiatuten
für solchen Fall anordnete — dem „Altmännerspital zu
Sankt Georg" überwiesen werden.
Das wollte man aber nicht, — schon aus Menschen-
freundlichkeit nicht, denn dieser oder jener der alten Männer
hätte sich am Ende an den ungewohnten Gcnüffen lebens-
gefährlich den Magen verderben können. So machten sich
denn am Nachmittag die Lerren Friedrich Sten und Iohann
Acbelin auf den Weg, die Stadt zu durchstreifen, um ein
geeignetes Objekt oder vielmchr Subjekt zu finden. Am acht
Ilhr versammelten sich die übrigen Mitglieder des Klubs im
Klubhaus — Lundegaffe Nummer 13 —, in peinlicher An-
gewißheit, yb die Misston der beiden Abgesandten von Er-
folg gekrönt sein würde. Am dreiviertel neun Ahr meldete
Iohann Aebelin durch das Telephon, eben hätte man in der
Lafengegend ein geeignetes Individuum entdeckt, das aber
zunächst noch einiger äußerlicher und innerlicher Auffrischung
bedürfte, um auftreten zu können. Man möchte also warten.
Von Peter Robinson
Der „Klub der Dreizehn"
hatle wieder — es war am 13. April
^ sein monatliches Festessen, deffen
Beginn diesmal sich jedoch erheb-
lich verzögerte, denn es war erst
dieimsiebenten der dreizehn Para-
graphen der Vcreinsstatuten fest-
gelegte Bedingunz zu erfüllen.
Dabei aber fand man heute große
Schwierigkeiten.
Der „Klub der Dreizehn"
"rußte, wie sich ohne besonderes
Nachdenken schon aus seinem
dlamen entnehmen läßt, immer
dreizehn Mitglieder zählen, deren
jedes aber, neben der gesellschaft-
lichen Eignung und einer gewiffen
humoristischen Gemütsanlage, un-
ler allen Amständen — das stand
'n Paragraph 1 — in seinem
-liamen dreizehn Buchstabenhaben
'uußte, wobei entweder der Nach-
uame allein oder Vor- und Nach-
uame zusammen zu gelten hatten.
Dies möchte auf den ersten Bliä
uls eine eigentlich allzu schwer zu
rrfüllende Voraussetzung erschei-
uen, doch kann jedes Adreßbuch
einer größeren Stadt beweisen,
haß Namen mit dreizehn Buch-
s'aben nicht gar so selten sind.
3wmer am dreizehnten jedes Mo-
uats hatte der Klub ein Festeffen
"bzuhalten, bei dem es dreizehn
l^änge und dazu dreizehn Wein-
sorten geben mußte; zum Schluß
uber war jeder Teilnehmer ver- .
pflichtet, noch dreizehn verschiedene Schnäpse zu <nine -
Leute nun hatte gegen Mittag, als er von der Äor,e
gekommen war, Konsul Rauthenberger nnt emer ?>wenei
lvsen Grippe sich ins Bett legen müffen, und deshalb tra
d°r erwähnte Paragraph 7 in Kraft, der affo lau ete.
"Die Convivia des Klubs sollen stets von der Vollzahl ver
^itglieder abgehaltcn werden. Wenn aber eines der -.a
gl'eder durch besondere Umstände verhindert fft, s° ,ou oe
Vvrstand des Klubs, damit die Zahl 13 gcwahrt wer e,
d°n ersten aufzufindenden Fremden heranziehn, der solcher
Einladung Folge leisten will, und deffen Name gleichsa
dreizehn Buchstaben aufweist." - Das war nun w.rkllch
sr'ne ganz leicht zu erfüllende Bestimmung, aber schon ,eir
2ahren war man ihr in den nötigen Fällen einfach dadm )
"achgekommen, daß man dann den alten Maehrcnreuter
heranholte, der bei Olto van Riesen, dem Vorstand des
^lubs, Prokurist war. Jetzt aber ging das nicht mehr.
Denn vor einigen Wochen hatte Machrenreuter entdcar
wenigstens geglaubt, entdecken zu müffen, daß er semen
. .... . . ...... -»r. on>^»«.»»nre,itter
^°rr wenigstens geglaubt, entdecken zu müssen, datz er ,emen
/lamen eigentlich mit einem doppelten t, also Maehrenreutter
'chreiben müßte, und er hatte auch sogleich diesen Wechsel
bollzogen ohne Rücksicht auf eine, solcher allerdings ,ehr
gvringfggigen Namensänderung vielleicht entgegenstehende
p°lizeiliche oder gesetzliche Bestimmung. Da der nunmehrige
mehrenrcutter aber vierzehn Buchstaben hatte, durftc er
— „Guten Morgen, Lcrr Gerichtsvollzieher! Sie kommen immer im un-
rechlen Moment. Wenn ich mich anziehen will, wollen Sie mich ausziehen."
ohne schwere Verletzung der Vereinsstatuten nicht mehr
eingeladen werdcn. Konsul van Niesen behauptete übrigens,
Maehrenreutter hätte das doppelte t überhaupt nur aus
diescm Grunde erfunden, weil ihm die dreizehn Schnäpse
immer so übel bekommen wären. Ob das nun stimmen
mochte oder nicht — genug, es mußte für einen dreizehnten
Gast gesorgt oder aber das schon vorbereitete, ganz her-
vorragende Effcn — wie Paragraph 10 der Vereinsfiatuten
für solchen Fall anordnete — dem „Altmännerspital zu
Sankt Georg" überwiesen werden.
Das wollte man aber nicht, — schon aus Menschen-
freundlichkeit nicht, denn dieser oder jener der alten Männer
hätte sich am Ende an den ungewohnten Gcnüffen lebens-
gefährlich den Magen verderben können. So machten sich
denn am Nachmittag die Lerren Friedrich Sten und Iohann
Acbelin auf den Weg, die Stadt zu durchstreifen, um ein
geeignetes Objekt oder vielmchr Subjekt zu finden. Am acht
Ilhr versammelten sich die übrigen Mitglieder des Klubs im
Klubhaus — Lundegaffe Nummer 13 —, in peinlicher An-
gewißheit, yb die Misston der beiden Abgesandten von Er-
folg gekrönt sein würde. Am dreiviertel neun Ahr meldete
Iohann Aebelin durch das Telephon, eben hätte man in der
Lafengegend ein geeignetes Individuum entdeckt, das aber
zunächst noch einiger äußerlicher und innerlicher Auffrischung
bedürfte, um auftreten zu können. Man möchte also warten.