Sin LundStageinfall
hier im wunderbaren
Schattenl" Dieses Ge-
nuffes teilhaftig zu wer-
den, war es allerdings
erst einmal nölig, daß
wir uns überhaupt auf-
rafften und endlich aus-
standen, wozu wir aber
vorläufig die Energie
noch nicht aufbringen
konnten. Wie lange wir
schon so dagelegen hat-
ten, wußten wir gar
nicht einmal, denn es
hatte keiner von uns
seine Taschenuhr mit.
Man soll niemals seine
Taschenuhr mitnehmen,
wennmanandenStrand
geht, sich im Sande zu
lümmeln.Es kommtsonst
unfehlbar Sand hinein,
und dann muß man die
!lhr reinigen lassen, und
das kostet jetzt sehr viel
Geld. Aeberhaupt ist ja
alles Neinigen heutzu-
tage sehr teuer, und des-
halb ist auch vieles so
schmutzig. Die Zeit nach
dem Stande der Sonne
zu bemessen, daM waren
wir aber nicht fähig.
Das können Seeleute,
Förster, Bauern und
bie Angehörigen der
Naturvölkcr. Wir wa-
ren aber weder Seeleute
noch Förster noch Bau-
ern, und zu den Natur-
völkern gehörten wir,
sehr bedauerlicher Wei-
se, auch nicht.-
Schließlich machte
Philipp wieder einmal
den Mund auf. Zuerst
r» einem leichten Stöhnen, dann zu den Worten: „Ia also,
die Litze brütet. Warum brütet sie? Es ist ganz und gar
überflüssig, es kommt doch nichts dabei heraus, — es wäre
viel gescheiter, wcnn sie das Brüten unterlassen würde.
Der Natur wäre mit einigen Graden Wärme weniger auch
Sedient, und die Menschen kommen doch nur auf dummes
3eug. Die Gchirne treiben wunderbare Blasen, — wie bei
üenr Infanten Don Carlos, der das jedenfalls auch nur
^esagt hat, weil Madrid im Sommer eine der heißestcn
Städte Europas ist. And in Aranjuez, wo jener Prinz
bekanntermaßen schöne Tage verlebte, dürfte es auch nicht
viel weniger warnr sein, weshalb die Stelle eigentlich heißen
*viißte: Die zwar schönen, aber doch ganz verflucht heißen
^age in Aranjuez sind nun zu Ende. — Doch, was ich sagen
ivollte, mit Bezug auf die wunderbaren Gehirnblasen: ich
^obe auch mal etwas ganz Verrllcktes angestellt. Ia, eigent-
war es ein Anternehmen von durchaus unziemlicher
Patur, im höchsten Grade verwerflich, unpassend und un-
Salant, und ich habe mich deshalb auch nachträglich bitter
angeklagt. Das heißt: natürlich nur eine Zeit lang. Man
pflegt sich immer nur eine gewrsse Zeit lang anzuklagen, —
nachher wird das Verfahren eingestellt, oder man könnte
auch sagen: die Sache verjährt. Die Verjährungsfristen sind
natürlich ganz individuell. Manche Leute habcn selbst bei
schwercn Fällen ganz kurzc Fristen, bis zu einer Minute
hinunter. Aber ich will euch meine Gcschichte erzählen. Ver-
nehmt die Beichte eines Mannes, eine Tat betreffend, die
er als unbesonnener und noch dazu von der Lundstagshitze
seiner Vernunft einigermaßen beraubter Iüngling begangen.
Die Geschichte ist jetzt zwölf Iahre her. Ich war zum
ersten Male als unabhängiger Mensch allein in cinem Bade-
ort. Natürlich hatte ich erwartet, als eleganter junger
Mann, hoffnungsvoller Künstler, kommende Zukunftsgröße
usw. eine bedeutende Rolle in der Badegesellschaft zu spielen.
Es war aber nichts damit, was freilich nicht mcine Schuld
war, sondern die der andern, die durchweg Spießbürger
mit dem gebräuchlichen Familienanhang waren und mich
lForlsehung Seite 87)
Hundstagsport
85
hier im wunderbaren
Schattenl" Dieses Ge-
nuffes teilhaftig zu wer-
den, war es allerdings
erst einmal nölig, daß
wir uns überhaupt auf-
rafften und endlich aus-
standen, wozu wir aber
vorläufig die Energie
noch nicht aufbringen
konnten. Wie lange wir
schon so dagelegen hat-
ten, wußten wir gar
nicht einmal, denn es
hatte keiner von uns
seine Taschenuhr mit.
Man soll niemals seine
Taschenuhr mitnehmen,
wennmanandenStrand
geht, sich im Sande zu
lümmeln.Es kommtsonst
unfehlbar Sand hinein,
und dann muß man die
!lhr reinigen lassen, und
das kostet jetzt sehr viel
Geld. Aeberhaupt ist ja
alles Neinigen heutzu-
tage sehr teuer, und des-
halb ist auch vieles so
schmutzig. Die Zeit nach
dem Stande der Sonne
zu bemessen, daM waren
wir aber nicht fähig.
Das können Seeleute,
Förster, Bauern und
bie Angehörigen der
Naturvölkcr. Wir wa-
ren aber weder Seeleute
noch Förster noch Bau-
ern, und zu den Natur-
völkern gehörten wir,
sehr bedauerlicher Wei-
se, auch nicht.-
Schließlich machte
Philipp wieder einmal
den Mund auf. Zuerst
r» einem leichten Stöhnen, dann zu den Worten: „Ia also,
die Litze brütet. Warum brütet sie? Es ist ganz und gar
überflüssig, es kommt doch nichts dabei heraus, — es wäre
viel gescheiter, wcnn sie das Brüten unterlassen würde.
Der Natur wäre mit einigen Graden Wärme weniger auch
Sedient, und die Menschen kommen doch nur auf dummes
3eug. Die Gchirne treiben wunderbare Blasen, — wie bei
üenr Infanten Don Carlos, der das jedenfalls auch nur
^esagt hat, weil Madrid im Sommer eine der heißestcn
Städte Europas ist. And in Aranjuez, wo jener Prinz
bekanntermaßen schöne Tage verlebte, dürfte es auch nicht
viel weniger warnr sein, weshalb die Stelle eigentlich heißen
*viißte: Die zwar schönen, aber doch ganz verflucht heißen
^age in Aranjuez sind nun zu Ende. — Doch, was ich sagen
ivollte, mit Bezug auf die wunderbaren Gehirnblasen: ich
^obe auch mal etwas ganz Verrllcktes angestellt. Ia, eigent-
war es ein Anternehmen von durchaus unziemlicher
Patur, im höchsten Grade verwerflich, unpassend und un-
Salant, und ich habe mich deshalb auch nachträglich bitter
angeklagt. Das heißt: natürlich nur eine Zeit lang. Man
pflegt sich immer nur eine gewrsse Zeit lang anzuklagen, —
nachher wird das Verfahren eingestellt, oder man könnte
auch sagen: die Sache verjährt. Die Verjährungsfristen sind
natürlich ganz individuell. Manche Leute habcn selbst bei
schwercn Fällen ganz kurzc Fristen, bis zu einer Minute
hinunter. Aber ich will euch meine Gcschichte erzählen. Ver-
nehmt die Beichte eines Mannes, eine Tat betreffend, die
er als unbesonnener und noch dazu von der Lundstagshitze
seiner Vernunft einigermaßen beraubter Iüngling begangen.
Die Geschichte ist jetzt zwölf Iahre her. Ich war zum
ersten Male als unabhängiger Mensch allein in cinem Bade-
ort. Natürlich hatte ich erwartet, als eleganter junger
Mann, hoffnungsvoller Künstler, kommende Zukunftsgröße
usw. eine bedeutende Rolle in der Badegesellschaft zu spielen.
Es war aber nichts damit, was freilich nicht mcine Schuld
war, sondern die der andern, die durchweg Spießbürger
mit dem gebräuchlichen Familienanhang waren und mich
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