Kunst
2. An die Feuilletonredaktion des
„Geistigen Lahnenschreis"
Lier.
Nicht ohne eine gewisse Leiterkeit machen wir Jhnen die
Mitteilung, daß in Ihrer gestrigen Besprechung der großen
Kunstausstellung Jhrem Mitarbeiter, Lerrn Wladimir Fan-
tasinski, ein bedauerliches Mißgeschick passtert ist. Es handelt
stch um die beiden Pinkopenkoschen Bilder „Zerfallene
Windmühle" und „Frau im Sessel". Am die Mittagsstunde
des gefirigen Eröffnungstages machte eines unsrer Iury-
mitglieder die Enrdcckung, daß die Titelschilder der beiden
Bilder verwechselt waren. Dies Versehen wurde alsbald
unauffällig richtig gestellt. Offenbar aber war Ihr Kunst-
kritiker schon am frühen Morgen auf den Beinen, so daß
bereits Ihr Abendblatt die leidige Verwechslung brachte,
die natürlich in Kunstkreisen skandalöses Aufsehen erregen
wird. Lieran liegt uns aber ebensowenig wie höchstwahr-
scheinlich Ihnen. Wir stellen Ihnen daher anheim, in einer
Berichtigung den immer verwendbaren Druckfehlerteufel zu
beschuldigen. Wie man allerdings eine Windmühle für eine
sttzende Frau halten kann, und umgekehrt, das hat der be-
treffende Lerr, der ja Kunstkritiker sein will, mit seinem
eignen Gewiffen abzumachen.
Das Direktorium der Großen Kunstausstellung
gez. Lochtrabend, Professor.
3. An das
Direktorium der Großen Kunstausstellung
in . . .
Sehr geehrter Lerr Professorl
Zu meinem Erstaunen sehe ich, daß nach Ihrem Katalog,
den ich jetzt zugeschickt erhielt und für den Sie verantwortlich
zeichnen, sich meine Bilder „Zerfallene Windmühle" und
„Frau im Sessel" in der dorligen Ausstellung befinden sollen.
Ich kann nur sagen, daß diese beiden Bilder an der
Wand meines Ateliers hängen. Ich hatte allerdings, wie
Sie wissen, die Abstcht, Ihnen diese beiden Werke zu Aus-
stellungszwecken zu überlassen, aber ich teilte Ihnen doch
seinerzeit mit, daß ich Ihnen statt dessen meine letzten
Schöpfungen „Pute im Schnee" und „Iüngling mit Stier"
übersenden würde, und Sie waren mit dieser Aenderung
einverstanden. Daß Sie jetzt meine Werke umbenennen —
wenn schon dies auf einem Versehen beruhen mag — finde
ich hanebüchen. Entschuldigen Sie, es gibt keinen andern
Ausdruck dafür. Erschwerend fällt dabei ins Gewicht, daß
Sie einen Iüngling mit Stier nicht von einer Dame im
Sessel und eine Pute im Schnee nicht von einer Zerfallenen
Windmühle unterscheiden können. Man sollte von dem
Leiter einer Kunstausstellung etwas mehr künstlerisches
Auge erwarten.
Eben fällt mir ein, daß Sie auch den Iüngling mit
Stier mit der Zerfallenen Windmühle und die Pute im
Schnee mit der Dame im Sessel verwechselt haben könnten.
Das macht die Sache noch schlimmer und stellt Ihre Be-
fähigung zum Künstler in ein recht merkwürdiges Licht.
Alexander Pinkopenko, Maler und Bildhauer.
L. 8. Natürlich haben Sie auch nicht gemerkt, daß „Pute
im Schnee" und „Iüngling mit Stier" Skulpturen stnd
und keine Oelgemäldel Ich werde Sie öffentlich blamieren.
D. O.
Hlsiiux» In,«r»t«nllin^une: Nuölll X»»»« ^.nnonoen-Lxpoäition.
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2. An die Feuilletonredaktion des
„Geistigen Lahnenschreis"
Lier.
Nicht ohne eine gewisse Leiterkeit machen wir Jhnen die
Mitteilung, daß in Ihrer gestrigen Besprechung der großen
Kunstausstellung Jhrem Mitarbeiter, Lerrn Wladimir Fan-
tasinski, ein bedauerliches Mißgeschick passtert ist. Es handelt
stch um die beiden Pinkopenkoschen Bilder „Zerfallene
Windmühle" und „Frau im Sessel". Am die Mittagsstunde
des gefirigen Eröffnungstages machte eines unsrer Iury-
mitglieder die Enrdcckung, daß die Titelschilder der beiden
Bilder verwechselt waren. Dies Versehen wurde alsbald
unauffällig richtig gestellt. Offenbar aber war Ihr Kunst-
kritiker schon am frühen Morgen auf den Beinen, so daß
bereits Ihr Abendblatt die leidige Verwechslung brachte,
die natürlich in Kunstkreisen skandalöses Aufsehen erregen
wird. Lieran liegt uns aber ebensowenig wie höchstwahr-
scheinlich Ihnen. Wir stellen Ihnen daher anheim, in einer
Berichtigung den immer verwendbaren Druckfehlerteufel zu
beschuldigen. Wie man allerdings eine Windmühle für eine
sttzende Frau halten kann, und umgekehrt, das hat der be-
treffende Lerr, der ja Kunstkritiker sein will, mit seinem
eignen Gewiffen abzumachen.
Das Direktorium der Großen Kunstausstellung
gez. Lochtrabend, Professor.
3. An das
Direktorium der Großen Kunstausstellung
in . . .
Sehr geehrter Lerr Professorl
Zu meinem Erstaunen sehe ich, daß nach Ihrem Katalog,
den ich jetzt zugeschickt erhielt und für den Sie verantwortlich
zeichnen, sich meine Bilder „Zerfallene Windmühle" und
„Frau im Sessel" in der dorligen Ausstellung befinden sollen.
Ich kann nur sagen, daß diese beiden Bilder an der
Wand meines Ateliers hängen. Ich hatte allerdings, wie
Sie wissen, die Abstcht, Ihnen diese beiden Werke zu Aus-
stellungszwecken zu überlassen, aber ich teilte Ihnen doch
seinerzeit mit, daß ich Ihnen statt dessen meine letzten
Schöpfungen „Pute im Schnee" und „Iüngling mit Stier"
übersenden würde, und Sie waren mit dieser Aenderung
einverstanden. Daß Sie jetzt meine Werke umbenennen —
wenn schon dies auf einem Versehen beruhen mag — finde
ich hanebüchen. Entschuldigen Sie, es gibt keinen andern
Ausdruck dafür. Erschwerend fällt dabei ins Gewicht, daß
Sie einen Iüngling mit Stier nicht von einer Dame im
Sessel und eine Pute im Schnee nicht von einer Zerfallenen
Windmühle unterscheiden können. Man sollte von dem
Leiter einer Kunstausstellung etwas mehr künstlerisches
Auge erwarten.
Eben fällt mir ein, daß Sie auch den Iüngling mit
Stier mit der Zerfallenen Windmühle und die Pute im
Schnee mit der Dame im Sessel verwechselt haben könnten.
Das macht die Sache noch schlimmer und stellt Ihre Be-
fähigung zum Künstler in ein recht merkwürdiges Licht.
Alexander Pinkopenko, Maler und Bildhauer.
L. 8. Natürlich haben Sie auch nicht gemerkt, daß „Pute
im Schnee" und „Iüngling mit Stier" Skulpturen stnd
und keine Oelgemäldel Ich werde Sie öffentlich blamieren.
D. O.
Hlsiiux» In,«r»t«nllin^une: Nuölll X»»»« ^.nnonoen-Lxpoäition.
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