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Der Schirmhändler

— „Du Maxe, schau 'mal her, wie der
Äausierer da nett eingeschlasen ist, da
können wir uns mit seinen Schirmen
einen —-

Prozeßhansln

Da Lenzl unü üa Seppl
War'n weg'n 'm Streif'n Land
Doch mindestens zehn 2ahrl
Scho im Prozeß mit'nand.

Da Pfarrer hat 's Versöhna
Probiert zua je-er Stund',

Und schließli hat er 's z'weg 'bracht,
Daß s' 'teilt hab'n sich in 'n Grund.

Zur §eier hab'n die Nachb'rn
A Baamerl 'pflanzt auf d' Grenz,
Und bis ;um Toü war Freundschaft
Beim Seppl unü beim Len;.

Und aa die Äinüer war'n no
A Zeit lang sich recht guat,

Da kriagt 's, woaß Gott, die Sippschaft
Auf oamol mit da Wuat.

Und scho hab'n s' an Pro;eß aa
Um 'n Iriedensbaam, o mei;

Weil der jetzt nämli Dbst tragt,

Unü jeder sagt, 's g'hört sei'.

A.Aolsch.

Mutterliebe

— „Wie besorgt die alte Sau um die
vier Iungen ist ... ein schönes Bei-
spiel der Mutterliebe im Tierreich ..
wo sind übrigens die vier anderen
Iungen geblieben?"

— „Die hat sie aufgefressenl"

DüS Avldiuuudör Von Peter Robinson

Die deutsche Reichsbank zahlte in jener Woche, als das Ereignis vorfiel
oder der Vorfall sich ereignete — so nämlich drückte der „Pusterberger Anzeiger",
der darüber berichtete, sich aus, mit beiden Wendungen elegant abwechselnd
— die deutsche Neichsbank also zahlte damals zwölfhundert Mark Papier für
zwanzig Mark Gold. Ieder Mensch in Pusterberg, der geistige Beziehungen zu
dem bekannten Adam Riese hatte, konnte also, und alle, die sich mit der Sache
beschäftigten, taten es auch, sofort ausrechnen, daß die Brüder Zemke nun auf
einmal zu dreimalhunderttausend Mark gekommen waren. Allerdings: sie brauch-
ten das Gold, nämlich die zweihuudertfünfzig Zwanzigmarlstücke, auch nicht um-
zuwechseln; sie kounten cs ruhig liegen lassen, wenn sie darauf rechneten, daß es
noch viel mehr an Papier werden würde.

Ganz Pusterberg hielt aber, nach der vollzogenen Operation des Amrechnens,
zunächst einmal an der Zahl Dreimalhunderttausend fest, und die meisten Puster-
berger staunten sie mit aus Neid und Ehrfurcht gemischten Gefühlen an, denn

für Pusterberg waren dreimalhundert-
tausend Mark immerhin noch eine
ansehnliche Summe. Viel mehr zu stau-
nen aber hatte man, und das taten
alle, auch jene wcnigen, die der Summe
an sich kühler gegenüber standen, —
ja, ganz gewaltig zu staunen hatte man
über die besondere Art, in der die Brü-
der Zemke zu dem Gelde gekommen
waren, ganz unvermutet, wider alles
Erwarten, ohne jede Ahnung. Wirk-
lich, das war ja ein Wunder! Ein
richtiges Wunder war das, und ganz
Pusterberg schrie es als solches aus,
bis dann, wie das immer so ist, die
Rationalisten kamen u»d nachzuweisen
versuchten, daß die Sache doch ganz
nallirlich zugegangen wäre, worauf
sich dann, wie das auch immer so geht,
zwei heftig miteinander streitende Par-
teien bildeten. Man urteile aber selbst,
auf welche Seite man sich schlagen will.

August Zemke senior, Ackerbürger
und Fuhrunternehmer in Pusterberg,
außerdem Besitzer einer Lehmgrube,
eines Lauses, eines Obstgartens und
sonstiger Objekte, war ein Iahr vor
dem Ereignis gestorben, — an einem
Schlaganfall, ganz plötzlich, ohne Testa-
ment noch andere Aufzeichnungen, was
als wichtig füc die Geschichte zu mcrken
ist. Er hinterließ zwei Söhne: Max
und Bruno. Beide hatlen den Krieg
mitgemacht. Bruno wac dann nach
Pusterberg gegangen und in das vätcr-
liche Geschäft eingetreten. Max, der
Iüngere, hatte, was zwar nebensäch-
lich aber recht interessant ist, von der
aufgelöstcn Front nach Berlin gekom-
men, dort im Dezember 1918 so etwa
ein Dutzend Automobile zusammen-
gekauft, oder man könnte auch sagen:
sich angeeignet, indem er, was Vevor-
zugten in diesen Wochen des allge-
meinen großen Wiirwarrs sehr wohl
möglich war, sür das Stück nur ein
paar hundert Mark bezahlt hatte. Diese
Kraftwagen hatte er dann ganz vor-
züglich neu in Stand gesetzt und damit
ein Fuhrunternehmen begründet, bei

-kleinen Spaß machen!" — —

„Marant Iosef! Meine Scherme!"

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