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Historisches ^ »I" diesem Giebelhaus, meine Lerrschaften, wohnte die Maurers-
witwe Crescenzia Ziegelhuber und-aus diesem Fenster da fiel ihr im
Jahre 1910 ein Narzifsentopf herunter und unserem Lerrn Bürgermeister auf den Kopfl"
— „Na, hören Sie mal, das ist doch nun eigentlich noch weiter keine Sehenswürdigkeitl"
— „Warten's nur abl Lernach zeig' ich Jhnen auch noch den Lerrn Bürgermeister!"
(Text zum Titelbild)
Bedingung
— „Aus dem Angeln mache
ich mir nichts. aber derGe sellig-
keit wegen möchte ich Ihrem
Verein gern als pafsives Mit-
glied beitreten."
— „Ia, dann mllssen Sie
aber wenigstensRegenwürmer
suchen."
Anzügliche Frage
— „Ich habe eingesehen, daß
der Alkoholgenuß den Men-
schen verblödet und bin des-
halb kürzlich zu den Abstinenz-
lern übergegangen."
— „War's nicht schon zu spät?"
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Schritte im Dunkel
Diel Sterne sinü lächeln- aufgewacht.
Will keiner mir tröstlich scheinen?
Diel Schritte gehn im Dunkel -er Nacht.
Ich lausche nur auf den einen.
Den ganzen Tag ist ein scheues Glück
Traumselig mit mir gegangen,
Als führte dich heut' ;u mir zurück
Lin Bangen unö Heimverlangen.
Doch wie das zitternde Glück in mir
Ist Stern um Sternlein verglommen,
Der letzte Schritt hat den Traum von dir
Nit sich ins Dunkel genommen.
Die Hchuldigen
Albert Friese faß mit ver-
drießlichem Gesicht in der Bahn
und fuhr nach Berlin zurück.
Mer Wochen lang war er an
der Ostsee gewesen, in einem
der vielen kleinen Bäder in
dcr Nähe von Danzig. in —
— na, sagen wir mal: in
Schippkau. Die ersten drei
Wochen waren herrlich ge-
wesen, die vierte aber scheuß-
lich. Da war nämlich auf ein-
mal Lnsttiocsmps pinivors
aufgetauchf, der Kiefernpro-
zessionsspinner, welches schänd-
licheInsekt leiderjeneGegenden
manchmal sehr unsicher macht.
Es wird dort einfach Wander-
raupe genannt. Wenn der
Mensch sich auf einem Stück
Strande lümmelt, über das
grade die Wanderraupen ge-
wandert sind, dann muß er sich
in der Regel bis zum nächsten
Winter kratzen und jucken.
Albert Friese hatte sich in
Schippkau am Stranoe gelüm-
melt, alsv mußte er sich jetzt
kratzen und jucken. Der freund-
liche Lerr, der in der Ecke
gegenüber saß und bisher ganz
harmlos mit Friese sich unter-
halten halte, merlte das Kratzen
und Iucken schließlich und schien
sich zu wundern. Albert Friese
war das peinlich. „Entschul-
digen Sie," sagte er, „aber ich
komme aus dem Bade. Ich
war in Schippkau bei Danzig,
und da sind-—"
Der freundlicheLerr glaub-
te Bescheid zu wisien. „Nun
freilich," unterbrach er Friese,
„dasind ja jetzt so vielePolen."
—on.
Der Dünenschutz
Die kleine Badegesellschaft
bcwunderte die herrlichen
Stranddisteln auf der Düne.
„Daß man aber auch nicht eine
davon abpflücken darfl" llagte
eine der Damen.
Der Asiessor erklärte: „Geht
wirklich nicht. Wenn jeder ab-
reißen würde, was er will, da
würde die Düne locker wcrden,
und im Winter würde dann
die See vielleicht ein Slück
fortreißen."
Da wunderte sich Fräulein
Käthchen. „Im Winter? Aber
das macht dann doch nichts,—
im Winter sind doch hier leine
Badegäste." Piro
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