Ein ungeeigneter Titel
Philipp Schwenzcl, der Li-
terat, erzählte mir: „Ich will
eine Zeitschrift gründen. Es soll
ein polemisches Organ werden.
Ich werde die Erscheinungen der
Zeit beobachten und lritisch,
scharf kritisch besprechen. Bloß
ein guter Titel fehlt mir noch.
Zch denke mir so ungefähr: Der
Beobachter. Aber das genügt
noch nicht. Es muß noch ein
Beiwort hinzu, das den Beob-
achter charakterisiert. Derscharfe
Beobachter, — das sagt auch noch
nichtgenug. Es soll auch die Stell-
ungnahme dieses Beobachters
daraus erhellen, und da sie vor-
zugsweise eine durchaus ableh-
nende sein wird, müßte es etwa
heißen: Der zornige Beobachter
— oder: DerempörteBeobachter.
Aber das ist noch nicht ganz das
Richtige. Fällt Ihnen vielleicht
etwas Passendes ein?"
Ich dachte lange und eifrig
nach. Dann meinte ich: „Das
Publikum soll also gleich wissen,
um was für einen Beobachter
es sich handelt. Nun, nennen
Sie Ihr Blatt doch: Der un-
gehaltene Beobachter."
Daraufhat Philipp Schwen-
zel mich sehr wütend angesehn
und ganz empört verlassen. Der
Titel muß ihm wohl nicht recht
gefallen haben. —on.
— „Was ist denn die Dame?"
— „Zuckerfabrikantin."
— „Sieht auch raffiniert aus."
— „Nein, Paulchen, ich kann
tragen, du bist mir doch zu
— „Aber, Tante, Mama sagt
nimmst alles zu leicht."
dich nicht
schwer."
doch, du
Die rnusikalischen Töchter
Bei Semmelmanns ist große
mufikalische Soiree, zu der sich
auch der berühmte Pianist
Schmetterini eingefunden hat.
Auf den vielbewunderten Leros
im Reiche der Tonkunst steuert
in einem günstigen Augenblick
die dicke Frau Steuerrätin zu
und bittet ihn mit seelenvollem
Augenaufschlage flehentlich, doch
einmal ihre beiden Töchter, die
so „riesig mustkalisch" seien, zu
einem Duett zu begleiten. „Es
wird für sie eine Erinnerung
fürs ganze Leben sein," versichert
sie mit Pathos, „von einem so
weltberühmten Meister begleitet
worden zu sein!" — Schmette-
rini ist ein höflicher Mann und
sagt denn auch schließlich zu.
Freudestrahlend eilen die beiden
Mädchen ans Klavier, während
die Mutter sich vor Stolz bläht.
Der Meister greift in die Tasten
und das Duett beginnt. Doch
nach einigen Takten schon sind
die Sängerinnen hoffnungslos
auseinander und jede singt für
stch weiter. Schmetterini hört
sich das eine Weile mit an,
dann bricht er die Begleitung
plötzlich ab, erhebt sich und
wendet sich verbindlich an die
Steuerrätin: „Verzeihen Sie
eine Frage, gnädige Frau, ehe
ich weiterspiele: welche von Ihren
Töchtern soll ich nun eigentlich
zuerst begleiten?" Nt»o
Heiße Maroni
— „Was gaffen Sie mich denn so an?"
— „Also Sie san so einer, der für die
andern die Kastanien aus dem Feuer holtl"
Der Amethyst
Oelmeier trug nicht ohne
Stolz einen neuen Ring zur
Schau, einen Ring mit eincm gewaltigen vio-
letten, aber wohl kaum sehr werlvollen Stein.
„Geschenk von meiner Frau, der Ring,"
erzählte Oelmeier. „Der Stein ist ein Amethhst.
Wissen Sie, meine Frau hat den Aberglauben,
daß den verschiedenen Steincn eine besondcre
Bedeutung zukommt. Amethyst wird Treue be-
deuten, denke ich. Na, von mir aus —." Äier-
bei grinste Oelmeier ein bißchen unangenehm.
Nachher, zu Lause, fiel mir ein, doch mal
im Brockhaus nachzusehn, was so ein Amethyst
wohl wert sein mag. Nun, man darf ja auch
einmal ein bißchen ncugierig sein, nicht wahr?
Dabei fand ich, daß der Amethyst im Volks-
glauben als ein bewährtes Mittel gegen Trunk-
sucht gilt. -o».
Beim Heiratsvermittler
— „Die eine Dame, die Sie mir vorschlagen, hat
so eine furchtbar große Nase und die andere so
einewinzig kleine; haben Sie nichts dazwischen?"
180
Philipp Schwenzcl, der Li-
terat, erzählte mir: „Ich will
eine Zeitschrift gründen. Es soll
ein polemisches Organ werden.
Ich werde die Erscheinungen der
Zeit beobachten und lritisch,
scharf kritisch besprechen. Bloß
ein guter Titel fehlt mir noch.
Zch denke mir so ungefähr: Der
Beobachter. Aber das genügt
noch nicht. Es muß noch ein
Beiwort hinzu, das den Beob-
achter charakterisiert. Derscharfe
Beobachter, — das sagt auch noch
nichtgenug. Es soll auch die Stell-
ungnahme dieses Beobachters
daraus erhellen, und da sie vor-
zugsweise eine durchaus ableh-
nende sein wird, müßte es etwa
heißen: Der zornige Beobachter
— oder: DerempörteBeobachter.
Aber das ist noch nicht ganz das
Richtige. Fällt Ihnen vielleicht
etwas Passendes ein?"
Ich dachte lange und eifrig
nach. Dann meinte ich: „Das
Publikum soll also gleich wissen,
um was für einen Beobachter
es sich handelt. Nun, nennen
Sie Ihr Blatt doch: Der un-
gehaltene Beobachter."
Daraufhat Philipp Schwen-
zel mich sehr wütend angesehn
und ganz empört verlassen. Der
Titel muß ihm wohl nicht recht
gefallen haben. —on.
— „Was ist denn die Dame?"
— „Zuckerfabrikantin."
— „Sieht auch raffiniert aus."
— „Nein, Paulchen, ich kann
tragen, du bist mir doch zu
— „Aber, Tante, Mama sagt
nimmst alles zu leicht."
dich nicht
schwer."
doch, du
Die rnusikalischen Töchter
Bei Semmelmanns ist große
mufikalische Soiree, zu der sich
auch der berühmte Pianist
Schmetterini eingefunden hat.
Auf den vielbewunderten Leros
im Reiche der Tonkunst steuert
in einem günstigen Augenblick
die dicke Frau Steuerrätin zu
und bittet ihn mit seelenvollem
Augenaufschlage flehentlich, doch
einmal ihre beiden Töchter, die
so „riesig mustkalisch" seien, zu
einem Duett zu begleiten. „Es
wird für sie eine Erinnerung
fürs ganze Leben sein," versichert
sie mit Pathos, „von einem so
weltberühmten Meister begleitet
worden zu sein!" — Schmette-
rini ist ein höflicher Mann und
sagt denn auch schließlich zu.
Freudestrahlend eilen die beiden
Mädchen ans Klavier, während
die Mutter sich vor Stolz bläht.
Der Meister greift in die Tasten
und das Duett beginnt. Doch
nach einigen Takten schon sind
die Sängerinnen hoffnungslos
auseinander und jede singt für
stch weiter. Schmetterini hört
sich das eine Weile mit an,
dann bricht er die Begleitung
plötzlich ab, erhebt sich und
wendet sich verbindlich an die
Steuerrätin: „Verzeihen Sie
eine Frage, gnädige Frau, ehe
ich weiterspiele: welche von Ihren
Töchtern soll ich nun eigentlich
zuerst begleiten?" Nt»o
Heiße Maroni
— „Was gaffen Sie mich denn so an?"
— „Also Sie san so einer, der für die
andern die Kastanien aus dem Feuer holtl"
Der Amethyst
Oelmeier trug nicht ohne
Stolz einen neuen Ring zur
Schau, einen Ring mit eincm gewaltigen vio-
letten, aber wohl kaum sehr werlvollen Stein.
„Geschenk von meiner Frau, der Ring,"
erzählte Oelmeier. „Der Stein ist ein Amethhst.
Wissen Sie, meine Frau hat den Aberglauben,
daß den verschiedenen Steincn eine besondcre
Bedeutung zukommt. Amethyst wird Treue be-
deuten, denke ich. Na, von mir aus —." Äier-
bei grinste Oelmeier ein bißchen unangenehm.
Nachher, zu Lause, fiel mir ein, doch mal
im Brockhaus nachzusehn, was so ein Amethyst
wohl wert sein mag. Nun, man darf ja auch
einmal ein bißchen ncugierig sein, nicht wahr?
Dabei fand ich, daß der Amethyst im Volks-
glauben als ein bewährtes Mittel gegen Trunk-
sucht gilt. -o».
Beim Heiratsvermittler
— „Die eine Dame, die Sie mir vorschlagen, hat
so eine furchtbar große Nase und die andere so
einewinzig kleine; haben Sie nichts dazwischen?"
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