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Erntezeit

Herbstliche Klarheit liegt
Ueber öen Höhen unö Wegen,
Ueppig auf lachenöes Lanö
Schüttet öer Herbst seinen Segen.

Sommer mit liebenöer Hanö
Schaffte in glühenöen Bränöen,
Gebeselig öer Herbst.
Schenkt es mit offenen Hänöen.

Rastlos aus quellenöem Schoß
Spenöet er §ülle unö Leben,
Gan; verschenkenö sich selbst,
Stirbt er vor Güte unö Geben.

A. w.

Bum! Vum!

und ich schubbste >hn ins Moschuskabinett. Mochte er sich
einstweilen mit Sonne, Mond und Sternchen amüsieren, ich
mußte erst Kaffee trinken, denn ich verspürle eine magische
Lcere i» der Magengegend. Als ich nach einer halben Slunde
eintrat, war der alte Mann eingcschlafen. Jch wcckte ihn,
sagte: Tropcnkoller, Antisepsis, Käserinde, Fleischextrakt und
steckte ihm ein Kuvert zu. Als er bezahlt hatte, setzte er sich
den Paletot auf den Kopf u»d fuhr mit großer Vehemenz
mit dem rechten Arm durch seinen steifen Lut. So ver-
dattert war er. Jch warf ihn unter Anwendung sanfter
Gewalt hinaus.

Donnerwetter! An der Türe stand schon wieder Kund-
schaft! Fünf kichernde Backfische. Die behandelte ich der
Einfachheit halber zusammen. Dafür ließ ich sie fünf Viertel-
stunden warten. Sie waren mäuschenstill.

„Ich glaube," sagte ich dann eintretend, „ich kann Ihnen
allen was gutes prophezeien. Sie werden sich alle in kurzer
Zeil verloben. Die näheren Amstände werden Sie aus diesem
Kuvert ersehen. 500 Mark, bitte!"

Ein Freudengeheul brach los. Die Backfische schwam-
men wie verrückt die Treppe hinunter.

Es klingelte wieder! Mysticinski, Edelster, wer hätte
gedacht, daß ich in so kurzer Zeit ein so tüchliger Astrologe
18l

werden würde! Aber der Man», der da an der Türe stand,
sah nicht gut aus. Wohl oder übel führte ich ihn in meine
Dunkelkammer. Er sah sich schnüffelnd um; wie ein Iagd-
hund, dachte ich. „L>m!" machte er, „Dunkelheit, Parfüm,
Ihre Maskerade! Gcfällt mir nicht!"

„Mein Lierr," sagte ich, „Sie haben einen so stechendcn
Blick! Ich fürchte, daß das Sonnenjystcm kaput geht. Wollen
wir nicht lieber nebenan-?"

„Nein, nein," sagte er, „meine Frau schickt mich her.
Ich halte das ja eigentlich füc Schwindel, aber meine Frau
ist bcgeistert von Ihnen. Gestatle» Sie! Polizeikommissar
Aufspürer!"

„Opodeldok, Sofakissen!" murmelte ich crschreckt, denn
ich habe instinktiv einen Abscheu vor der Polizei.

„Wic heißen Sie?" suhr er auf.

„Mein bürgerlicher Name, Lerr Kommissar," sagte ich
beherrscht, „tut wohl nichls zur Sache. Aber der Frau Ge-
mahlin hatte ich ausdrücklich befohlen,das Kuvert crst morgen
früh aufzumachen." Der Kommissar fiel beinahe vom Scssel.

„Woher wissen Sie," sagte er ehrfurchtsvoll, „Sie sind
ja ein ganz merkwürdiger Mann! Erst prophezeien Sie
meiner Schwägerin Zwillinge und jetzt — na also, dic Sache
inleressiert mich l Sie scheine» ja wirklich höhcre Fähigkeiten
zu besitzen."
 
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