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— „So ein Schwemhund! Damit ich das Rennen machen kann, schmiere
ich ihn mit tausend Mark, und nun läuft grade sein Gaul wie geschmiert."

Das RlcscnNnd

der Fierant Lermann Osterbichler ohneLinterlassung irgend-
welcher Varmittel das Zeitliche gesegnet und nur die !lten-
silien seincs seit Iahren nicht mehr ausgeübten Berufes dem
Sohn seiner Lieblingsbase zu hinterlassen geruht habe.
Diese Objekte aber seien bei der Speditionsfirma Fischer
eingestellt und sofort abzuholen, weil die Lagergebühr nur
bis Ende des Monats bezahlt sei. In Alarichs aufgeregtem
§>irn kreisten die Gedanken in tollem Wirbel und zeitigten
endlich die ihrer Bewegung entsprechende Wahnidee: „Der
Lump hat mir wahrscheinlich ein Karussell vermacht!" —
und dann begab sich Alarich zur Firma Fischer.

Es war kein Karussell! Es waren das
Gestell, die Einrichtung und die ebenso deutlich,
wie unkünstlerisch bemalten Wände einer Bude,
in der Lerinann Osterbichler zu Lebzeiten sei-
nem hochdero Publikum eine Riesenjungfrau
gezeigt hatte. Das Bild derselben prangte
in unerhörter Mannigfalligkeit auf den Außen-
seiten der die Bude schützenden Leinwandflächen.

Alarich war zerschmettert. „Ia, was soll denn
ich ansangen, mit diesen Schauerlichkeiten?"

Der Speditionsarbeiter fühlte Mitleid und
gab aus dcm Stegreif einen Nat, den er wohl
sclbst nicht ernst meinte: „Machen S' halt a
Vuden auf, beim nächsten Oktoberfest, da kennas
an Lauf'n Geld verdienen!" „Schrecklich" —
stöhnte Alarich — verabschiedete sich von dem
Arbeiter und seiner Erbschaft und wankte heim
— getäuscht in seinen Loffnungen, betrogen
um sein Lebensglück und wütcnd auf Lermann
Osterbichler.

Die Damen Dimpfl hatten sich inzwischen
zu Lause verheißungsvollen Träumen hinge-

geben. Nosa war es plöhlich gelungen, die Mutter von
Alarichs Zuverlässigkeit und Bedeutung zu überzeugen und
ihr das schwerwiegende „Ia" für die nun zu erwartende
blnterredung auf die Zunge zu locken. Dann hatte man
Kaffee gekocht, Kuchen geholt, sich in Festtagskleidung ge-
worfen — als der abgrundtief trauernde Erbe erschien.
Mit gesenkten Blicken trat er vor die harrenden Frauen.
Nosas freudige Begrüßung erwarb sich ein kaum hörbares
Echo, und erst Frau Alexandras biedere Willkommworte
vermochten es, des Trauernden Augen sich heben und ge-
dankenlos an ihr vorbeischauen zu lassen. Oder nein —
tFortsetzung Seite 189)

Zweideutig — „Pepperl, du darfst koa Bier trinka, da

werd ma dumm!"

— „Gell, Mutter, bei euch machts nix mehr."

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